Wer eine Schwäche für Castingshow-Gewinnersongs hat, dürfte beim neuen Album von „Glee“-Star Lea Michele frohlocken. Die 30-Jährige schmettert darauf eine theatralische Power-Ballade nach der nächsten. Ganz schön anstrengend! Mehr...
Wer eine Schwäche für Castingshow-Gewinnersongs hat, dürfte beim neuen Album von „Glee“-Star Lea Michele frohlocken.
„Wer Liebe lebt“, schmetterte Michelle 2001 beim Eurovision Song Contest. Ein bisschen kitschig war das schon. Wenn US-Star Lea Michele auf ihrem neuen Album „Places“ theatralische Pop-Balladen anstimmt, fühlt man sich an den Schmachtfetzen der deutschen Schlagersängerin zurückerinnert. Der Opener trägt dann auch noch den Titel „Love Is Alive“ und lässt sogleich ein Meer aus Streichern die Gehörgänge überfluten.
Lea Michele Sarfati besinnt sich auf dem Nachfolger zu ihrem Debüt „Louder“ aus dem Jahre 2014 zurück auf ihre Broadway-Wurzeln. Schon als Kind sang sie in Musicals wie „Les Misérables“ und „Ragtime“. Einem internationalen Publikum wurde sie schließlich ab 2009 durch ihre Rolle als Rachel Berry in der Musikserie „Glee“ bekannt. Die Beziehung mit ihrem Kollegen Cory Monteith endete tragisch: Der kanadische Schauspieler starb 2013 an einer Überdosis.
Der Schicksalsschlag beschäftigt Lea Michele noch immer sehr. So fand sie wie im Falle des emotionalen „Hey You“ Inspiration aus ihren Erinnerungen an ihren verstorbenen Freund und dem anhaltenden Prozess der Trauer. Mut, Kraft und Ideen schenkte ihr nach eigenen Aussagen auch ein Buch mit Notizen und Songtexten von Fleetwood-Mac-Legende Stevie Nicks. Dieses hat ihr die Kollegin mit persönlichen Weisheiten und Ratschlägen wie „Das einzige, worauf es ankommt, bist du und wer du bist“ bestückt.
Ähnlich gut gemeinte, aber doch sehr abgedroschene Selbsthilfe-Parolen prägen auch die Songlyrics auf „Places“. So motiviert sich Lea in „Believer“ dazu, gerade in schwierigen Zeiten an sich zu glauben und niemals aufzugeben. „Anything's Possible“ will uns schließlich eine weitere Power-Ballade weismachen – inklusive euphorischen „Uohoho“-Chören zum Mitsingen, versteht sich.
Damit ihr das Publikum die naiven Zeilen, die mit Unterstützung von Songwritern wie Chantal Kreviazuk, Ellie Goulding und Linda Perry entstanden sind, auch abkauft, singt sie voller Inbrunst. Leas Stimmgewalt steht außer Frage. Aber sollte eine Sängerin immer 200 Prozent geben, nur weil sie es kann?
Mit reduzierter Lautstärke und weniger Druck wären die meisten Stücke sicher noch gefühlvoller und das Album insgesamt weniger anstrengend ausgefallen. So aber neigt Lea Michele zum Plärren und Schreien, als wolle sie die Jury einer Castingshow partout schon beim ersten Auftritt mit ihrem mächtigen Organ beeindrucken. Wochen später hat sie es dann natürlich bis ins große Finale geschafft und holt sich mit einer opulent instrumentierten Ballade den Sieg.
„Places“ schmeckt wie ein Sammelsurium an durchschaubaren Castingshow-Gewinnersongs. Die Melodien klingen vertraut, die Gefühle kommen vom Fließband. Da kann Lea Michele noch so viel Herzblut in ihre Stimme legen, das Ergebnis bleibt beliebig und austauschbar.
Mehr Infos zur Künstlerin: www.leamichele.com
Veröffentlichung am 28.04.2017 (Sony Music)
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