Etliche Male haben Kodaline die Veröffentlichung ihrer dritten Scheibe verschoben. Hat es etwa so lange gebraucht, den Bandsound und das neue Songmaterial zu standardisieren? Das Pop-Allerlei auf „Politcs Of Living“ könnte genau so auch von den Imagine Dragons, The Script oder Maroon 5 kommen. Mehr...

Kodaline hängen ihr Profil an den Nagel
© Sony Music

Etliche Male haben Kodaline die Veröffentlichung ihrer dritten Scheibe verschoben. Hat es etwa so lange gebraucht, den Bandsound und das neue Songmaterial zu standardisieren?

Die Quartett Kodaline wurde anno 2013 gerne mal mit U2 verglichen. Das lag aber mehr an seiner irischen Herkunft und dem großen Erfolg in seiner Heimat und weniger an einer allzu großen musikalischen Nähe zu den bekannten Kollegen.

Auf ihrem Debüt „In A Perfect World“ konnte man Sänger Steve Garrigan, Gitarrist Mark Prendergast, Bassist Jason Boland und Drummer Vinny May aber immerhin noch als echte Band wahrnehmen. Ihr Mix aus Folk, Rock und Britpop klang handgemacht und gitarrenlastig.

Stilwechsel nach Dance-Hit

2015 ließen Kodaline auf dem Nachfolgewerk „Coming Up For Air“ bereits zunehmend elektronische Elemente einfließen. Mit dem neuen Album „Politics Of Living“ erfolgt jetzt endgültig der Fokus auf vorwiegend synthetisch inszenierten Mainstream-Pop. Der Stilwechsel hatte sich bereits vor zwei Jahren mit der Single „Raging“ angedeutet. Die Dance-Nummer entstand in Zusammenarbeit mit dem norwegischen DJ Kygo und bescherte Kodaline endlich auch größere Aufmerksamkeit außerhalb von Irland und Großbritannien.

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Die Plattenfirma hat nach den guten Chartsplatzierungen wohl den neuen Sound vorgegeben und zahlreiche Top-Produzenten wie Steve Mac, Steve Harris, Johnny Coffer, Jonas Jeberg und Johnny McDaid gestellt. Diese schneiderten bereits Künstlern wie Ed Sheeran, Rag'n'Bone Man, Kylie Minogue, Pink und Robbie Williams Hits auf den Leib. Kodaline entziehen die routinierten Studioköche nun jegliche Rest-Authentizität.

Mainstream-Pop von der Stange

Im Grunde hätte es für die Aufnahmen nur noch Garrigan gebraucht. Vom Rest der Band ist nicht mehr viel zu hören: Das meiste kommt aus dem Rechner. Selbst Steves Gesang wurde mit allerhand Effekten bearbeitet und nach oben geschraubt („Follow Your Life“, „Born Again“). Der Wiedererkennungswert seiner Stimme geht dabei natürlich flöten.

Das standardisierte Songmaterial mit 08/15-Sounds, vertrauten Akkorden und Melodieverläufen sowie uninspirierten Floskel-Lyrics dürfte bei einem Einsatz im Formatradio zwischen ähnlich gestrickten Nummern von Imagine Dragons, Maroon 5, The Script, One Republic und Co kaum auffallen. All die Mainstream-Bands sind inzwischen kaum mehr auseinanderzuhalten, gerade weil sie sich von ihren rockigen Ursprüngen distanziert haben und bei angesagten Produzenten Ohrwürmer von der Stange bestellen.

Deutschland-Tour im Oktober

Von den insgesamt 12 Titeln auf „Politics Of Living“ bleiben die ruhigeren am besten in positiver Erinnerung: Das hymnische „I Wouldn't Be“, das fast komplett als A-Cappella-Stück umgesetzt wurde, ist einer davon. Das durchschaubar-griffige, aber dennoch atmosphärische „Brother“ fungierte bereits im vergangenen Jahr als verfrühte Vorab-Single zum Album. Bei der abschließenden, sehr gefühlvoll vorgetragenen Ballade „Temple Bar“ stört lediglich der dominante Schepper-Beat.

In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob Kodaline auch live so viel Elektronik wie auf CD auffahren werden: Am 7. Oktober startet die Band ihre Deutschland-Tour in Berlin.

Alle Termine unter: www.kodaline.com

Veröffentlichung am 28.09.2018 (RCA / Sony Music)

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  • Rezension zu: Kodaline: Politics Of Living
  • Redaktionswertung:

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