Menschen! Leben! Tanzen! Welt! Johannes Oerding beherrscht die Beliebigkeiten des Deutsch-Pops so gut wie Jim Pandzko. Das stellt er auf seinem neuen und nunmehr fünften Longplayer „Kreise“ unter Beweis. Die Formatradios dürfen sich über Hit-Nachschub freuen. Mehr...
Menschen! Leben! Tanzen! Welt! Johannes Oerding beherrscht die Beliebigkeiten des Deutsch-Pops so gut wie Jim Pandzko.
Yeah. Ohoho. Uhuhu. Das bleibt in etwa hängen im Falle des neuen Albums von Johannes Oerding. „Kreise“ entstand wieder in Zusammenarbeit mit Mark Smith, dem langjährigen Kreativ-Partner des Sängers. Diesmal teilte sich dieser den Produzentenstuhl mit Oerding. Das Gemeinschaftswerk erfüllt mal wieder zahlreiche Deutsch-Pop-Klischees, die Jan Böhmermann zuletzt so treffend als Jim Pandzko mit dem Song „Menschen Leben Tanzen Welt“ parodierte.
Die penetranten Mitsing-Passagen gehen einher mit hymnischen Refrains und Texten, die an der Oberfläche kratzen. Die bedeutungsschwangeren Zeilen sind so allgemein gehalten, dass sich wirklich jeder damit identifizieren kann. Es geht um den Kreislauf des Lebens („Kreis“), die ewige Suche nach dem Sinn („Nur unterwegs“), die große Liebe („Stein für Stein“, „Unser Himmel ist derselbe“) und das Überwinden von Hürden und Krisen („Tetris“).
Der obligatorische Hauch von Melancholie muss am Ende stets im Keim erstickt werden. Oerding blickt lieber nach vorne. Hoffnung und Optimismus verkaufen sich bei der breiten Masse eben besser als ernsthaftes Problemewälzen.
So ein wenig Kritik an der aktuellen Lage der Welt mit dem Wunsch nach Frieden gehört aber dennoch zum guten Ton („Weiße Tauben“). Textliche Unterstützung gibt hier von Samy Deluxe. Die Hookline hat man sich einfach beim Hit „Run“ von Snow Patrol abgeschaut. Überhaupt klingt vieles vertraut. „Story Of My Life“ von One Direction und „If I Were A Boy“ von Beyoncé bieten Oerding ebenfalls Inspiration für Melodie-Variationen („Hundert Leben“, „Die Zeit nach der Zeit danach“).
Gleich zwei Referenzen gedenken dem verstorbenen Superstar Prince: Im Liebeslied „So schön“ ist es nur eine kurze Erwähnung von „Purple Rain“. „Zieh dich aus“ ist dagegen der Versuch einer deutschsprachigen Funk-Popnummer im Prince-Stil, der allein wegen des extremen Falsettgesangs scheitert. Besser funktionieren der wortwitzige Uptempo-Ohrwurm „Love Me Tinder“ über die Tücken des Online-Datings und die simpel gestrickte Pianoballade „Zwischen Mann und Kind“.
Eine große Überraschung hat „Kreise“ nicht zu bieten. Das austauschbare Songmaterial erhält mit Oerdings leicht belegter, rauchiger Stimme allerdings einen entscheidendes Wiedererkennungsmerkmal. Markant klingt der 35-Jährige dabei vor allem in den hohen Tonlagen. Sicher wird es in den nächsten Monaten zu einem häufigen Wiederhören im Programm der Formatradios kommen – irgendwo zwischen Titeln von Tim Bendzko, Adel Tawil, Wincent Weiss und Co.
Mehr Infos zum Künstler: www.johannesoerding.de
Veröffentlichung am 05.05.2017 (Columbia / Sony Music)
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