Weniger ist mehr. Von diesem Sprichwort wird im Land der unbegrenzten Möglichkeiten erfahrungsgemäß wenig Gebrauch gemacht. Warum kleckern, wenn man doch klotzen kann? Das hat sich wohl auch G-Eazy im Falle seines neuen Albums gedacht. Mehr...
Zwei Seelen wohnen in seiner Brust: Es geht aber nicht etwa um Goethes Faust, sondern um US-Rapper G-Eazy.
Weniger ist mehr. Von diesem Sprichwort wird im Land der unbegrenzten Möglichkeiten erfahrungsgemäß wenig Gebrauch gemacht. Warum kleckern, wenn man doch klotzen kann? Das hat sich wohl auch G-Eazy gedacht: Der US-Rapper mit ukrainischen Wurzeln wartet auf seinem dritten Werk „The Beautiful & Damned“ mit gleich 20 Tracks auf.
Wie der 28-Jährige gegenüber dem Billboard Magazin verriet, entstanden sogar 80 Titel innerhalb von nur sechs Monaten im Zuge der Aufnahmen zum Doppelalbum. „Ich gehe nicht ins Studio, um Musik zu machen, die keine Bedeutung hat. Ich bin dort jeden Abend und versuche... die beste Musik zu machen, die ich machen kann“, verkündete G-Eazy selbstbewusst in dem Interview. Bei so einem großen Ego fiel ihm das Aussortieren wohl schwer. Die besseren Stücke auf „The Beautiful & Damned“ hätten locker auf eine Einzel-CD gepasst.
Zu diesen zählen vor allem die melodiöseren Songs: „Leviathan“ punktet mit souligem Falsettgesang und verfügt über einen ganz ähnlichen Vibe wie der Blackstreet-Klassiker „No Diggity“. In „Eazy“ richtet der Kalifornier das Wort an sein jüngeres Ich, begleitet von einer hypnotisierenden Hookline und einem lässigen Groove.
Für „Crash & Burn“ hat sich Gerald Earl Gillum, wie G-Eazy mit bürgerlichem Namen heißt, R'n'B-Sängerin Kehlani ans Mikro geholt. Das Ergebnis ist ein routiniert produzierter Single-Hit, der wie auch die Kollaborationen mit „Halsey („Him & I“), Charlie Puth („Sober“), Madison Love („Mama Always Told Me“) und Drew Love („Love Is Gone“) die Pop-Zielgruppe umgarnt. Die singenden Gäste wurden leider allesamt durch die Effektmaschinen gejagt. Ihre Parts hätte daher genauso gut namenloses Studiopersonal übernehmen können.
Auto-Tune sowie per Rechner hoch- und runtergeschraubte Vocals prägen Hip-Hop-Stampfer wie „But A Dream“, „That's A Lot“ und „Gotdamn“. Die Beats sind fett und clubtauglich, bieten aber keinerlei Überraschungen. Selbst wenn sich rappende Kollegen wie A$AP Rocky und Cardi B bei „No Limit“ dazugesellen, bleibt es bei flüchtiger Fließband-Kost: Ganz nett zum Party machen, aber das war es auch schon.
Spannender ist der Ansatz, gemeinsam mit E-40 & Jay Ant („Charles Brown“) und SG Lewis & Lous Mattrs („No Less“) in den Chill-Modus zu schalten. Hier pumpt der Bass zu jazzigen Pianoakkorden und Ambient-Sounds. Das Problem: Endlich kommt zwar so etwas wie Atmosphäre auf, doch ganz ohne griffige Elemente plätschern die Tracks zielsicher ins Aus.
Mit dem übermäßigen Einsatz von schrägen Samples, etwa beim Titelstück und bei „The Plan“, tut sich G-Eazy ebenfalls keinen Gefallen: Die Tracks wirken allein schon durch die mächtigen Beats und die vielen Effekte überladen. Die zusätzliche Geräuschkulisse im Hintergrund sorgt für noch mehr Unruhe.
Vermutlich ist diese aber durchaus beabsichtigt: Inhaltlich dreht sich das Songmaterial auf „The Beautiful & Damned“ nämlich um Gillums inneren Konflikt zwischen seinem Dasein als gefeierter Rap-Star und seiner Sehnsucht nach der Person, die er einmal war.
Die Schattenseiten des Ruhms machen eben auch einem coolen Kerl wie G-Eazy zu schaffen. Ob all die Partys, Exzesse und Promi-Laster wohl genauso anstrengend sind wie sein unausgegorenes Mammutwerk? Nicht auszudenken!
Mehr Infos zum Künstler: www.g-eazy.com
Veröffentlichung: 15.12.2017 (Sony Music)
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