Christina StürmerChristina Stürmer hat eine neue CD am Start. Diese ist in etwa so überraschend wie die Sprüche in chinesischen Glückskeksen. Man weiß genau, was einen erwartet: floskelhafte Lebensweisheiten mit einem Appell. Mehr...

Glückskeks-Weisheiten mit Christina Stürmer
© Matheusz Tondel

Kurz vor der Babypause stimmt Christina Stürmer angerockten Schlager-Pop und unzählige Balladen an.

Christina Stürmer hat mit „Seite an Seite“ ein neues Album am Start. Das ist in etwa so überraschend wie die Sprüche in chinesischen Glückskeksen. Man weiß genau, was einen erwartet: Lebensweisheiten mit einem Appell.

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Die 33-jährige Österreicherin will mit ihren Texten Mut machen und auf die wirklich wichtigen Dinge hinweisen. Liebe, Menschlichkeit, Freiheit und der Glaube an sich selbst sind ihre Lieblingsthemen. Selbst wenn es um das Scheitern einer Beziehung („Niemals mehr für immer“) oder den Verlust eines lieben Menschen („Du fehlst hier“) geht, serviert die Sängerin das Ganze zwar mit Pathos, aber doch mit positiver „Alles wird wieder gut“-Attitüde.

Balladen-Königin statt Rock-Rebellin

Die Kekszeilen sind meist elegant formuliert und regen zum Nachdenken an. Stürmer und ihr bewährtes Songschreiber-Team scheinen ihr Publikum dagegen nicht heraus- oder gar überfordern zu wollen: Es bleibt bei platten bis holprigen Reimen und abgenutzten Metaphern, die jedes Kind versteht.

Im Sommer erwartet Christina selbst ihren ersten Nachwuchs. Mit ihrem Gitarristen Oliver Varga ist sie schon lange liiert. Das Familienglück lässt die rebellische Rockerin, die gerade zu Beginn ihrer Karriere noch in Stürmer schlummerte, diesmal fast vollständig zur Ruhe kommen. Im besten Fall könnte man noch von gitarrenlastigem Schlager-Pop („Träum weiter“, „Neue Farben“) sprechen. Doch einen Großteil des neuen Songmaterials machen gemäßigte Balladen aus.

Die Piano-Akkorde erinnern immer wieder an Adele („Seite an Seite“, „Zeppelinherz“), thematisch und textlich fungierten wohl Andreas Bourani („Astronaut“) und Sarah Connor („Ein Teil von mir“, „Leicht sein“) als wesentliche Inspirationsquellen. Stürmer bleibt auf dem sicheren Pop-Pfad, setzt durchweg auf einen schablonenhaften Aufbau ihrer hymnischen Gefühlsausbrüche. Da sieht man in Gedanken schon Xavier Naido und Co mit Tränen in den Augen, falls es je zu einer „Best of“-Ausgabe von „Sing meinen Song - Das Tauschkonzert“ kommen sollte.

Langweilige Songs für eine starke Stimme

Christina Stürmer nahm an der zweiten Staffel der erfolgreichen Vox-Sendung teil. Darin stellte sie ihre Gesangsqualitäten unter Beweis, als sie Hits von den Söhnen Mannheims, Yvonne Catterfeld, Pur, Daniel Wirtz und den Prinzen interpretierte.

Gerade weil sie so eine gute Sängerin mit einer sehr markanten Röhre ist, enttäuscht die spannungsarme und biedere Pop-Kost auf „Seite an Seite“. Da verspürt man schon Dankbarkeit für ein paar klirrende Gitarren und groovende Riffs, die zwischendurch aufblitzen und das Balladen-Allerlei auflockern („Tanzen“, „Tragflächen“).

Vielleicht gibt es nach Stürmers bevorstehender Babypause mehr davon. Oder aber sie wechselt dann offiziell ins Schlagerfach. Beides wäre konsequenter als das langweilige Zwischendrin, in dem es sich die Zweitplatzierte der österreichischen Castingshow „Starmania“ (2003) schon seit vielen Jahren gemütlich gemacht hat.

Link: www.christinastuermer.at

Veröffentlichung am 22.04.2016 (Universal Music / Polydor)

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  • Rezension zu: Christina Stürmer: Seite an Seite
  • Redaktionswertung:

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