US-Diva Christina Aguilera hat sich selbst gesucht. Gefunden hat sie viele Produzenten und Songwriter, die ihrer Ausnahmestimme nicht gerecht werden konnten. Ihr Comeback mit „Liberation“ enttäuscht daher auf weiten Strecken. Nur eine Nummer des Albums taugt zum Hit. Mehr...
Lange hat sich Christina Aguilera selbst gesucht. Gefunden hat sie viele Produzenten und Songwriter, die ihrer Ausnahmestimme nicht gerecht werden konnten.
Christina Aguileras Stimme zählt ohne Frage zu den kräftigsten und markantesten im Musikgeschäft. Doch allein das ist kein Garant für dauerhaften Erfolg. Verglichen mit Bestsellern wie ihrem selbstbetitelten Debüt (1999) und „Stripped“ (2002) blieben ihre zuletzt veröffentlichten Alben „Bionic“ (2010) und „Lotus“ (2012) weit hinter den kommerziellen Erwartungen zurück. Die längere Pause von sechs Jahre lässt sich daher nachvollziehen.
Die Sängerin probierte in dieser Auszeit zwar einiges aus, verwarf mit bekannten Produzenten wie Mark Ronson und Pharrell Williams aufgenommene Tracks aber schließlich doch wieder. Die Zusammenarbeit mit Kanye West, MNEK, Julia Michaels, Nick Britell, Charlie Heat und diversen anderen sagte ihr schließlich mehr zu. Die Beiträge dieser haben den Sprung auf Aguileras neuen Longplayer „Liberation“ geschafft.
Der Pop-Diva geht es darauf vor allem um die Themen Selbstbestimmung und Selbstfindung sowie der damit einhergehenden Befreiung. Doch wenn bis zu 13 Personen an einem Song herumbasteln, wirkt dieses Konzept wenig authentisch. In den meisten Fällen heißt es sogar: Viele Köche verderben den Brei. Die schräg-rhythmische erste Single „Accelerate“ floppte völlig zu Recht in den Charts, stellt aber nicht einmal den Tiefpunkt des Albums dar.
Wenn sich Aguilera an dudeligem R'n'B („Pipe“), monotonem Hip-Hop („Like I Do“) oder belanglosem Elektro-Pop („Deserve“) versucht, gewährt sie ihrer Röhre einfach kein würdiges Forum. Trotz etlicher Featuring-Gäste wie XNDA, GoldLink, Ty Dolla $ign und 2 Chainz fehlt es an Abwechslung. Vielmehr dominiert die Langweile. Oder es wird mit schrägen Samples und scheppernden Beats einfach nur anstrengend.
Das ist man regelrecht dankbar für eher altbacken-dramatisch inszenierte Piano-Balladen wie „Twice“ und „Unless It's With You“. Diese bieten endlich erkennbare Melodien, Emotionen und eine Möglichkeit für Aguilera, stimmlich zu glänzen.
Allerdings gilt es auch hier Abstriche zu machen: Immer wieder übertreibt es die 37-Jährige mit der Lautstärke und der Stimmakrobatik. Erst als sich Demi Lovato beim souligen „Fall In Line“ dazugesellt, schaltet sie einen Gang zurück. Frei nach dem Motto: Singe niemals befreundete Kolleginnen platt!
Ein weiterer Ausbruch passt schließlich zum wuchtig-groovenden „Sick Of Sittin'". Zum potenziellen Comeback-Hit taugt aber auch diese Nummer nicht. Der einzige Ohrwurm findet sich erst an vorletzter Stelle: „Masochist“ ist eine gefühlvolle Elektro-Ballade, die mit ihren 80er-Synthies ein wenig an Cyndi Laupers „True Colors“ erinnert. Erneut hält Christina ihre Stimme im Zaum – und überzeugt gerade ohne die Superlativen. Weitere solcher reduzierten Augenblicke hätten „Liberation“ wahrlich gut getan.
Verzichtbar wären dagegen die zahlreichen kurzen Intros und Überleitungen gewesen. Diese versuchen von Anfang an eine Spannung heraufzubeschwören, welche die darauffolgenden Songs einfach nicht hergeben. Aguileras Ausnahmestimme wird kaum ein Titel gerecht und das ist wirklich sehr bedauerlich.
Mehr Infos zur Künstlerin: www.christinaaguilera.com
Veröffentlichung: 15.06.2018 (Sony Music)
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