Charley Ann SchmutzlerAls "Voice Of Germany" hat man leider nicht zwangsläufig auch das Interesse Deutschlands auf seiner Seite. Wird es Charley Ann Schmutzler gelingen, mit ihrer Debütscheibe "To Your Bones" mehr Fans zu gewinnen? Mehr...

Charley Ann und der Casting-Fluch
© Universal Music

Als "Voice Of Germany" hat man leider nicht zwangsläufig auch das Interesse Deutschlands auf seiner Seite. Wird es Charley Ann Schmutzler gelingen, mit ihrer Debütscheibe mehr Fans zu gewinnen?

Es dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben: Der Sieg in einer deutschen Castingshow ist keine Garantie für Erfolg. Ganz im Gegenteil: Die entdeckten Talente, die eben noch als Stars gefeiert werden, verschwinden nach ihren fünf Minuten im Rampenlicht schnell wieder in der Versenkung oder im RTL-Dschungel.

Auch Charley Ann Schmutzlers Karriere kommt nur schleppend in Fahrt seit ihrem Triumph in der letzten Staffel von "The Voice Of Germany". "Blue Heart", die erste Single der 21-jährigen Berlinerin, schlug sich mehr schlecht als recht in den Charts. Da verwunderte es kaum, dass Charleys für den Mai angekündigte Deutschland-Tour in den Herbst verschoben wurde. Im Zuge dessen strich man auch gleich etliche Städte vom Konzertplan - angeblich wegen terminlicher Schwierigkeiten und nicht etwa wegen eines schleppenden Ticketvorverkaufs.

Lorde lässt schön grüßen

Offiziell heißt es, die Tour wurde nach hinten gestellt, um länger am Debütalbum der Newcomerin feilen zu können. Dieses kommt nun wider Erwarten aber doch schon am 17. April in den Handel. "To Your Bones" heißt das gute Stück und stammt aus der Produktionsschmiede von DJ Thomilla, der auch regelmäßig für Schmutzlers "The Voice"-Coaches Michi Beck und Smudo von den Fantastischen Vier tätig ist.

Solides Mittelmaß trifft es vielleicht besser als "gut": Der unaufdringliche Mix aus Pop ("Rivers Run To Red", "More") und Neo-Soul ("Caramel", "No Sleep For The Wicked") kommt zwar ohne herausragende Höhepunkte aus. Keiner der 12 Songs fällt jedoch auf ein unerträgliches Niveau ab, das Schnellschuss-Produktionen für Castingsternchen oftmals an den Tag legen.

DJ Thomilla ist zum Glück kein Dieter Bohlen. Vielmehr beweist er ein cleveres Händchen dabei, synthetische Sounds absolut trashfrei und mit einem guten Gespür für Atmosphäre in Szene zu setzen: "Blue Heart", das minimalistisch gehaltene "The Light" und die neue Single "Wake Me Up" nehmen sich unüberhörbar die beat-orientierten Produktionen der neuseeländischen Senkrechtstarterin Lorde zum Vorbild.

Es fehlt der Hit zum Durchstarten

Im Vergleich muss man Charley Ann zweifelsfrei die bessere und ausdrucksstärkere Stimme attestieren: In ihr liegt eine Menge Soul, sie erinnert zuweilen an britische Top-Sängerinnen wie Duffy, Adele und Rebecca Ferguson. Und das ist eine hohe Messlatte!

Aus Fergusons Feder stammt auch die wohlig warme Ballade "Could I Have Fallen In Love". Ebenfalls gemäßigt und gefühlvoll, allerdings deutlich elektronischer ist der Titelsong "To Your Bones" ausgefallen. Mehr Tempo und Pepp hat das druckvolle "Hitman", bei dem Charley Ann ihre Schüchternheit endlich so richtig ablegen und lautstark losknödeln kann. Beim eigenwilligen "Joy" schnurrt sie dagegen verführerisch wie ein Kätzchen, während sie im Refrain von "Spit Blood" eher unangenehme Höhen ausprobiert.

Wie gesagt: Nichts davon tut wirklich weh. Den Songs fehlt es aber dennoch an den letzten zündenden Ideen und sei es nur an einem Schuss mehr Melodie und Eingängigkeit. Zumindest einen großen Charthit bräuchte Charley Ann, um doch noch richtig durchzustarten. Talent hat die Tochter von Schauspielerin Claudia Schmutzler ("Für alle Fälle Stefanie") ohne Frage. Vermutlich war die Plattform "Castingshow" aber einmal mehr die falsche Wahl für eine Sängerin mit Potenzial.

Links:

www.facebook.com/CharleyAnnOfficial

Veröffentlichung am 17.04.2015 (Universal Music)

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  • Rezension zu: Charley Ann: To Your Bones
  • Redaktionswertung:

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