Bei ProSieben ging der US-Erfolg "This Is Us" leider ziemlich unter. Wer die berührende Familienserie verpasst hat, kann sie sich jetzt ins Heimkino holen. Ein Tipp vorweg: Unbedingt Taschentücher bereithalten! Mehr...
Bei ProSieben ging der US-Erfolg "This Is Us" leider ziemlich unter. Wer die berührende Familienserie verpasst hat, kann sie sich jetzt ins Heimkino holen.
Im US-Fernsehen avancierte "This Is Us" zum großen Überraschungshit der vergangenen TV-Saison. Inzwischen läuft beim Network NBC bereits die zweite Staffel der Familienserie – mit weiterhin hervorragenden Quoten. Während in den USA bis zu 12,94 Millionen Zuschauer pro Folge einschalten, geriet "This Is Us" hierzulande im Programm von ProSieben zum Flop.
Es ist ein ein ähnliches Phänomen wie zuletzt schon bei der Musikserie "Empire": Der gefeierte US-Hit ließ das deutsche Publikum völlig kalt und wurde schließlich ins Nachtprogramm verbannt. Die großen, fortlaufend erzählten US-Familiengeschichten scheinen hierzulande nicht den Nerv der breiten Masse zu treffen.
Allerdings liegen zwischen "Empire" und "This Is Us" Welten: Der auf Hochglanz getrimmten Hip-Hop-Soap mit den üblichen Intrigen, Affären und Verbrechen steht eine ruhige, mit viel Gefühl inszenierte Familiensaga gegenüber. Schon die Pilotfolge weiß mit einem cleveren, erzählerischen Kniff zu überraschen.
"This Is Us" beginnt mit dem 36. Geburtstag einer Gruppe von Menschen, zwischen denen zunächst keine Verbindung zu bestehen scheint: Der Ehrentag von Jack (Milo Ventimiglia) verspricht turbulent zu werden. Seine Frau Rebecca (Mandy Moore) ist hochschwanger mit Drillingen und bekommt vorzeitig Wehen. Es geht also ab ins Krankenhaus.
Kate (Chrissy Metz), ein weiteres Geburtstagskind, schiebt mal wieder Frust: Sie leidet unter ihrem starken Übergewicht und wirkt mindestens so verzweifelt wie ihr Bruder Kevin (Justin Hartley). Der durchtrainierte Beau spielt den Protagonisten einer Sitcom, in der er immer wieder auf seinen Körper reduziert wird. Als er bei den Dreharbeiten mit dem Regisseur aneinandergerät, platzt ihm der Kragen und er schmeißt die Rolle hin. Und ja: Es ist auch Kevins 36. Geburtstag.
Dem erfolgreichen Wetterderivaten Randall (Sterling K. Brown) singen die Kollegen im Büro ebenfalls ein Ständchen. So wirklich nach Feiern ist dem glücklich verheirateten Familienvater aber nicht zumute. Er hat seinen biologischen Vater ausfindig gemacht, der ihn nach seiner Geburt einfach bei einer Feuerwehrwache abgelegt hatte. Die bevorstehende Begegnung bereitet dem sensiblen Randall Bauchschmerzen.
Erst am Ende der Auftaktfolge offenbart Serienschöpfer Dan Fogelman ("Crazy, Stupid, Love") alle Geburtstagskinder als Mitglieder einer einzigen Familie. Die Story der Pearsons wird in verschiedenen Zeitebenen erzählt: Jack und Rebeccas Tag im Krankenhaus spielt 1980 und endet tragisch. Eines der drei Babys wird tot geboren. Doch das junge Paar entscheidet sich schließlich dazu, ein schwarzes Findelkind aus dem Krankenhaus zu adoptieren. So wachsen Kate, Kevin und Randall gemeinsam auf.
Die weiteren 17 Episoden der ersten "This Is Us"-Staffeln beleuchten schließlich die Vergangenheit und die Gegenwart der einerseits außergewöhnlichen, aber anderseits auch schrecklich normalen und alltäglichen Familie. Die Pearsons durchleben gemeinsam und allein Höhen und Tiefen, die sie einander entfremden und auch wieder zusammenführen.
Die NBC-Serie versteht es dabei hervorragend, sehr emotionale Momente auf den Bildschirm zu zaubern. Das geschieht überaus tränenreich, zu rührselig gerät "This Is Us" aber nie. Die Konflikte und Situationen wirken stets authentisch und vermeiden Überspitzungen. Auch die humorvollen Szenen sind nie auf den großen Gag aus, sondern amüsieren mit natürlichem Witz.
Das Konzept funktioniert nicht zuletzt so gut, weil sich der Cast um Mandy Moore, Chrissy Metz, Milo Ventimiglia, Justin Hartley und Sterling K. Brown als wahrer Glücksgriff entpuppt. Alle Schauspieler haben hier wohl ihre Paraderollen gefunden, an die sich zumindest US-Zuschauer noch lange Zeit erinnern werden.
Gerade in den dramatischen Augenblicken hätte die Serie mit der falschen Personalwahl schnell zur seichten Seifenoper verkommen können. Doch die Darsteller agieren allesamt sehr natürlich, störendes Overacting bleibt aus. Unter all den Superhelden- und actionreichen Crime-Serien, die aktuell die TV-Welt dominieren, sticht "This Is Us" mit einer erfrischend unaufgeregten Wohlfühlatmosphäre heraus.
Der Griff zur DVD lohnt sich auch für alle, die Staffel 1 bereits begeistert im Fernsehen verfolgt haben: Die Box umfasst reichlich Bonusmaterial mit einer Laufzeit von knapp zweieinhalb Stunden.
"This Is Us: Staffel 1", Veröffentlichung am 26.10.2017 auf DVD (20th Century Fox Home Entertainment)
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