Island-Pop aus Berlin: Daði Freyr hat ein Album gemacht

ESC-Star Daði Freyr zieht auf „I Made An Album“ ein Resümee, wo er gerade im Leben steht und stellt fest: Es muss nicht immer Antworten auf alles geben.

Der Name Daði Freyr dürfte vor allem Fans des Eurovision Song Contest ein Begriff sein. Der isländische Musiker und Sänger sollte 2020 gemeinsam mit der Gruppe Gagnamagnið für sein Heimatland beim Wettbewerb antreten, der dann aber wegen der Pandemie angesagt wurde. Sein Song „Think About Things“ blieb trotzdem hängen – vor allem wegen der skurril-selbstironischen Performance, aber natürlich auch wegen Freyrs tiefer, markanter Stimme.

Mit der Disco-Nummer „10 Years“ klappte es dann 2021 mit der ESC-Teilnahme, wobei es wegen eines Corona-Falls im Team leider zu keinem Live-Auftritt der schrägen Isländer kam. In der Show wurde eine bei den Proben entstandene Aufzeichnung eingespielt. Am Ende reichte es dennoch für einen guten vierten Platz. Nun meldet sich Daði Freyr ohne Gagnamagnið mit einem neuen Longplayer zurück. Bei „I Made An Album“ handelt sich um die erste, fast komplett englischsprachige Scheibe des 31-Jährigen, die er mit Ausnahme der Streicher- und Bläsersätze im Schlusstrack „Bitte“ im Alleingang umgesetzt hat. Diesen singt Freyr übrigens auf Deutsch.

Ein musikalischer Selbstfindungstrip

Die Aufnahmen entstanden in seiner Wahlheimat in Berlin – zunächst in seinem Heimstudio in Schöneberg. Doch mitten in der Produktion musste der Tausendsassa mit seiner Familie wegen eines Schimmelbefalls der Wohnung nach Wedding umziehen. Hektik ist Daði nach den ereignisreichen letzten Jahren aber fast schon gewohnt. Allerdings gesteht er: „Ich versuche, eine Balance zu finden – in meinem Job gut zu sein, ein guter Vater, Ehemann, Freund und Familienmitglied, und auch auf meine geistige Gesundheit zu achten, da ich in den letzten Jahren mehr Burn-outs hatte, als mir lieb war.“

Die Arbeit an seinem neuem Songmaterial erwies sich als eine Art Selbstfindungstrip für ihn. Auf diesem galt es herauszufinden, was er vom Leben will. „Ich schätze, auf diesem Album denke ich über alles nach – vielleicht ein bisschen zu viel – und suche eine Antwort, die es gar nicht gibt“, zieht er ein überraschendes Fazit. Freyr hat für sich festgestellt, dass gar nicht alle großen und wichtigen Fragen konkret beantwortet werden müssen. Es geht für ihn mehr darum, sich selbst so anzunehmen, wie er ist. Auch wenn oder gerade weil er sich über vieles nicht im Klaren ist, kann sein persönlicher Blickwinkel dennoch relevant sein.

Deutschlandkonzerte im Dezember

Die 12 Tracks auf „I Made An Album“ entsprechen Momentaufnahmen aus seinem Leben und sollen zeigen, wer er als Künstler und Mensch gerade ist. Das bedeutet auch Mut zur Schwäche: „Weil die Welt manchmal ein bisschen viel ist“, so Freyrs ehrliche Worte. Das mag alles sehr ernst und nachdenklich klingen. Die vorwiegend elektronischen und groovenden Stücke auf dem Silberling kommen aber nicht ohne eine gesunde Portion Augenzwinkern daher. Genau das hat schon die bekannten ESC-Beiträge ausgemacht.

Ende August startet Daði seine Europa-Tour und spielt im Dezember auch Konzerte in Köln (14.12.), Frankfurt (15.12.), Hamburg (16.12., bereits ausverkauft) und Berlin (18.12.).

Quelle: YouTube / Daði Freyr