Udo LindenbergKurz vor seinem 70. Geburtstag fühlt sich Udo Lindenberg "Stärker als die Zeit". Nach seinem Comeback mit "Stark wie zwei" ist es das erste Album mit neuem Songmaterial seit 2008. Leider ist dies wenig originell ausgefallen. Mehr...

Balladen-Überdosis: Udo Lindenberg lässt es ruhig angehen
© Warner Music

Udo Lindenberg bleibt ein Unikat. Seine neuen Songs fehlt es jedoch an Originalität.

Kurz vor seinem 70. Geburtstag am 17. Mai fühlt sich Udo Lindenberg "Stärker als die Zeit". Nach seinem Comeback mit "Stark wie zwei" ist es das erste Album mit neuem Songmaterial seit 2008. In den Jahren dazwischen hat der Panikrocker erfolgreich sein bewährtes Liedgut noch einmal rundum vermarktet - mit diversen Live-Alben, Sonderveröffentlichungen und Duett-Versionen.

So ganz ohne neu Aufgewärmtes geht es auch diesmal nicht: Der Titel "Mein Body und ich" stammt ursprünglich vom Album "Panikpräsident" aus dem Jahre 2003. Anlässlich seines runden Jubiläums hat Udo noch mal eine neue Version davon aufgenommen. Damit bedankt er sich mit einem Augenzwinkern bei seinem Körper fürs lange Durchhalten.

Der Pate: Titelsong basiert auf dem Filmscore

Der bombastisch mit Orchester inszenierte Titelsong basiert dagegen auf dem bekannten Score des Filmklassikers "Der Pate". Die Nummer stellt das große und sehr stimmungsvolle Finale eines sonst recht durchschnittlichen Lindenberg-Werks dar. Das Produzenten-Trio Peter Seifert, Andreas Herbig und Henrik Menzel sowie eine Vielzahl an Songschreibern, darunter Alexander Zuckowski, Benjamin von Stuckrade-Barre und Martin Tingvall, lassen den Altrocker zur Ruhe kommen:

Die radiokompatible Ballade mit Durchhalte-Parolen, obligatorischem Pathos und typischer, aber auch sehr berechnend wirkender Udo-Coolness muss als Konzept herhalten. Das nutzt sich leider sehr schnell ab. Bereits dem Opener "Durch die schweren Zeiten", der als erste Single fungiert, fehlt es am Aha-Effekt: Das hat man so ähnlich schon diverse Male von Udo und anderen Deutsch-Pop-Acts wie Rosenstolz, Revolverheld, Christina Stürmer und Co gehört. Wäre da nicht sein unverkennbar dahingenuschelter Gesang, bliebe es bei völliger Austauschbarkeit.

Das hymnische "Eldorado", ein Lobgesang auf seine Fans, sowie die pianolastigen Balladen "Der einsamste Moment" und "Wenn du gehst" mögen im Vergleich etwas intimer und gehaltvoller anmuten. Doch die meilenweit voraussehbaren Akkordabfolgen und Reime verhindern echte Euphorie.

Ein bisschen Stones und viel Selbstironie

Gleiches gilt für Uptempo-Stücke wie "Blaues Auge" und "Coole Socke", mit denen Lindenberg lediglich weitere Variationen seines über sieben Jahre zurückliegenden Hits "Mein Ding" abliefert. "Einer muss den Job ja machen", "Göttin sei Dank" und "Dr. Feel Good" rocken etwas traditioneller mit unüberhörbaren Grüßen an die Rolling Stones.

An Träumen festhalten, gegen den Strom schwimmen, Mut zum Anderssein, bloß nichts bereuen und absoluter Zusammenhalt bleiben Udos favorisierte Botschaften und Werte. Dabei versäumt er es nicht, sich immer wieder selbst zu zelebrieren. Mit viel Selbstironie geschieht dies beim schunkeltauglichen "Wenn die Nachtigall verstummt". Hier thematisiert der Altrocker sein eigenes Ableben - auf gewohnt lässige Art und Weise.

Bis es tatsächlich soweit ist, vergeht aber hoffentlich noch eine lange Weile. Udo Lindenberg fühlt sich wie gehabt fit für die große Bühne und startet ab 20. Mai seine neue "Keine Panik!"-Tour (Tickets bei eventim.de). Vielleicht können einige seiner neuen Songs in einer Live-Version mehr glänzen. Auf CD sorgen sie durchaus für gepflegte Langeweile.

Link: www.udo-lindenberg.de

Veröffentlichung am 29.04.2016 (Warner Music)

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  • Rezension zu: Udo Lindenberg: Stärker als die Zeit
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