LuxuslärmWeniger Rock, mehr Pop: Luxuslärm sind mit ihrem neuen Album "Fallen und Fliegen" auf verstärkte Präsenz im Formatradio aus. Frontfrau Jini Meyer bereichert das seichte Deutsch-Pop-Allerlei mit viel Gefühl. Mehr...

Luxuslärm drosseln die Lautstärke fürs Formatradio
© Ben Wolf

Weniger Rock, mehr Pop: Luxuslärm sind mit ihrem neuen Album "Fallen und Fliegen" auf verstärkte Präsenz im Formatradio aus.

Den Bekanntheitsgrad von deutschen Bands wie Silbermond, Revolverheld und Rosenstolz haben Luxuslärm bislang nicht erreicht. In den letzten zehn Jahren war die Band aus Iserlohn dennoch erfolgreich unterwegs: Ihre letzten zwei Alben konnten sich in der Top 10 der deutschen Charts platzieren. Insgesamt gingen schon 250.000 Luxuslärm-Scheiben über die physischen und virtuellen Ladentische. Hinzu kommen eine Echo-Nominiereung, ein 1Live-Krone-Gewinn und ein vierter Platz beim Bundesvision Song Contest 2012.

Kein Erfolg beim deutschen ESC-Vorentscheid

Zuletzt versuchten sich Luxuslärm beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2016 mit der Uptempo-Ballade "Solange Liebe in mir wohnt". Für eine Wahl zum offiziellen deutschen Beitrag für das europäische Musikspektakel hat es am Ende nicht gereicht. Das Quintett um Sängerin Jini Meyer konnte durch den Auftritt aber wenigstens die Werbetrommel für ihren neuen und bereits fünften Longplayer "Fallen und Fliegen" rühren.

Dieser hält, was die Vorab-Single versprochen hat: Luxuslärm fahren die rockigen Gitarrenriffs diesmal deutlich zurück. Die Lieder der Band gingen schon immer gut ins Ohr und setzten auf eingängige Refrains. Doch das neue Songmaterial liebäugelt diesmal noch viel mehr mit einer potenziellen Dauerrotation im Formatradio. Alle 12 Titel sind auf Single-Hit getrimmt und folgen in kompakten dreieinhalb Minuten konsequent dem Strophe-Refrain-Prinzip.

Da entdeckt man viel Vertrautes: Die Synthie-Streicher beim Opener "Nichts zu verlieren" erinnern verdächtig an Mark Forsters "Au Revoir", bei "Federleicht" lässt Revolverhelds "Halt dich an mir fest" recht schön grüßen. "Himmel aus Gold" hört sich an, als hätte sich Alexa Fesers "Gold von Morgen" mit der nächstbesten Country-Pop-Nummer gepaart. Die Gitarren bei "Alles ist perfekt" blinzeln frech den Red Hot Chili Peppers zu. Und wo ist doch gleich der Refrain der Ballade "Bis es weh tut" abgeschaut?

Unzählige Déjà-vu-Momente auch in Sachen Songtexte

Solche Déjà-vu-Momente wie beim Duett mit Max Mutzke prägen auch die Texte. Einer Überdosis adgedroschener Metaphern sei Dank! Diese wollen viel sagen, bleiben aber doch nur dahergesagte Floskeln, wie man sie schon unzählige Male von einer Christina Stürmer oder von Silbermond gehört hat. Luxuslärm "sind nur einen Herzschlag entfernt" und "stürzen sich ins Leben", um "heute Nacht im Universum" die Welt zu vergessen. "Halt mich, küss mich - so wie Liebende es tun", fordert Jini zum Albumfinale wie eine Ella Endlich.

Immerhin verkauft die Luxuslärm-Frontfrau die schlageresken Zeilen recht glaubwürdig: Sie singt mit ganz viel Gefühl, kann bei einem rockigeren Stück wie "Bitte rette mich nicht" aber auch viel Power aus ihrer Kehle holen. Ohne Jinis Qualitäten und Charisma als Sängerin wäre "Fallen und Fliegen" tatsächlich eine ziemlich langweilige, da schrecklich durchschaubare Deutsch-Pop-Scheibe. Zu formelhaft kommen die Melodien und Texte daher, zu seicht und glatt bleibt die Produktion.

Mit diesem Nummer-sicher-Konzept fallen Luxuslärm wohl nicht auf die Nase, abheben und durch die Decke fliegen werden sie damit allerdings auch nicht. So muss sich die Band wohl weiterhin hinter der kaum originelleren, aber etablierten Konkurrenz einreihen.

Link: www.luxuslaerm.de

Veröffentlichung am 11.03.2016 (Polydor - Universal Music)

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  • Rezension zu: Luxuslärm: Fallen und Fliegen
  • Redaktionswertung:

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