Ingrid MichaelsonIngrid Michaelson hat sich für ihre neue CD viel Unterstützung ins Studio geholt. Das Ergebnis klingt deutlich seichter als ihre bisherigen Alben. Es gibt damit reichlich Songnachschub für TV-Serien wie "Grey's Anatomy". Mehr...

Seichte US-Songwriterkost für TV-Serien
© Universal Music

Die amerkanische Songwriterin Ingrid Michaelson hat sich für ihre neue CD "Lights Out" viel Unterstützung ins Studio geholt. Das Ergebnis klingt kommerzieller und seichter als ihre bisherigen Alben.

In den USA hat sich Ingrid Michaelson längst vom Indie-Geheimtipp zum bekannten Popstar gemausert. Vor allem der Einsatz ihrer Songs in TV-Serien wie "Grey's Anatomy" und "One Tree Hill" sowie in diversen Werbespots brachte die Karriere der 34-Jährigen in Fahrt. Auch hierzulande haben es ihre Ohrwürmer "The Way I Am", "Be OK" und "Maybe" bereits in die Charts geschafft - allerdings nur auf die hinteren Ränge.

Mit den Titeln ihres fünften Longplayers "Lights Out" soll sich das wohl ändern. Gemeinsam mit einer ganzen Riege populärer Songwriter, Produzenten und Kollegen wagt Michaelson endgültig den Sprung in die Mainstream-Pop-Schublade. Positiv gestimmte Mitklatsch-Nummern ("Warpath", "Time Machine") wechseln sich mit emotionalen Stücken ab, die ecken- und kantenfrei für die Dauerrotation im Radio produziert wurden.

Eine bisschen Folk gehört momentan zum guten Ton

Sicher ganz bewusst springen die erste Single "Afterlife", das hymnische "Home" und das mit Banjo instrumentierte "You Got Me" auf den aktuellen Folk-Hype auf. Der Sound ist nicht allzu weit entfernt von Ingrids bisherigen Aufnahmen. Klavier und Akustikgitarren werden im Grunde nur opulenter in Szene gesetzt und in ein stadiontaugliches Gewand gepackt. Das steigert den Misting-Faktor enorm. Die Intimität und Zerbrechlichkeit früherer Michaelson-Songs geht allerdings verloren.

Bei den zahlreichen Balladen wird ebenfalls dick aufgetragen. Es scheint, als wolle die Sängerin partout wieder viele Soundtracks amerikanischer Drama-Serien bestücken. Mit ihrem Mann, Songwriter Greg Laswell, schmachtet sie das sehnsüchtige "Wonderful Unknown". Gemeinsam mit Kollege Trent Dabbs drückt sie bei "Open Hands" und "Ready To Lose" quasi mit geballter Faust auf die Tränendrüse. Das Songwriter-Duo A Great Big World greift ihr beim pianesken "Over You" unter die Arme - inklusive einer Überdosis Streicher.

Zwei Ausrutscher und ganz viel plätschernder Durchschnitt

US-Sänger Matt Kearney schaut für ein weiteres Duett vorbei: "One Night Town" zieht das Tempo an und entpuppt sich als heiteres Dance-Pop-Liedchen im Stil von "Good Time" von Carly Rae Jepsen und Owl City. Hier lehnt sich Ingrid Michaelson dann vielleicht doch ein bisschen zu weit aus dem Mainstream-Fenster. Die Grenzen zwischen nett-erträglicher Radiokost und belanglos-langweiligem Allerlei sind eben fließend.

Auch beim Versuch, eine Lana Del Rey zu imitieren, scheitert die aus Staten Island, New York, stammende Künstlerin: Ihr sirenenhafter Gesang und die vielen Harmoniesprünge beim theatralischen "Handsome Hands" stellen zwar einen Ausbruch aus der überraschungsarmen Pop-Routine dar. Die gewagte Kombination degradiert den Song jedoch zum anstrengenden Albumfüller, den man spätestens beim zweiten CD-Durchlauf überspringt.

Während die Songausrutscher auf "Lights Out" immerhin im Gedächtnis bleiben und auf den Index kommen, gilt das leider weniger für das restliche Songmaterial. Da sticht kein einziger Titel heraus. Alles plätschert unaufdringlich ins eine Ohr und sogleich aus dem anderen wieder hinaus. Für die seichte Hintergrundberieselung reicht's!

Link: www.ingridmichaelson.com

Veröffentlichung am 13.06.2014 (We Love Music - Universal Music)

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  • Rezension zu: Ingrid Michaelson: Lights Out
  • Redaktionswertung:

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