Rock, Elektro oder doch lieber 08/15-Pop? Carpark North schmeißen einfach alles in den musikalischen Mixer und tun sich damit keinen Gefallen: Dem fünften Album der Dänen fehlt es an Charakter und eigenen Ideen. Mehr...
Rock, Elektro oder doch lieber 08/15-Pop? Carpark North schmeißen einfach alles in den musikalischen Mixer.
Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern. Doch wie steht es um eine CD von gestern? Die dänische Elektro-Rock-Formation Carpark North veröffentlicht ihren fünften Longplayer mit über einem Jahr Verspätung in Deutschland. Während das Trio in seiner Heimat große Hallen füllt, spielte es hier im Vorprogramm von 30 Seconds To Mars.
"Phoenix" zeigt wie schon die Vorgängerscheiben ganz deutlich, warum Carpark North der große internationale Durchbruch bislang verwehrt blieb. Frontmann und Gitarrist Lau Højen, Bassist Søren Balsner und Schlagzeuger Morten Thorhauge fehlt es schlichtweg an Wiedererkennungswert. Es genügt einfach nicht, ein Potpourri an abgedroschenen Pop-Melodien besonders rockig und besonders elektronisch zu inszenieren, um einen eigenen, markanten Sound zu kreieren.
Carpark North neigen dazu, ihre Songs schrecklich zu überladen. Das lärmende Titelstück hätte durchaus eine passable Rock-Nummer werden können, wird dann aber von einer ganzen Armee von Beats regelrecht tot gestampft. Bei "Renegade" und "Burn It" kämpfen durchschaubare Gitarrenriffs und billige Synthies gegeneinander an, was Højen zu überplärren versucht.
"This Is Goodbye", ein gemeinsamer Track mit Dänemarks Vorzeige-DJ Hedegaard, schmeckt im Refrain gehörig nach penetrantem Avicii-Holzhammer-Ohrwurm. "Home Of Heartache" könnte dagegen genau so auf einem neuen Album von Imagine Dragons stattfinden und würde nicht einmal als Fremdsong auffallen.
Wenn es einer Band an Profil und Popularität fehlt, müssen diese Mankos mit obligatorischen Albumgästen ausgeglichen werden. Auch Carpark North befolgen diese Marketing-Regel - allerdings ohne großen Effekt: Sandra Nasic ersetzt auf der deutschen Ausgabe von "Phoenix" Alphabeat-Sängerin Stine Bramsen beim radiotauglichen Duett "32". Das dänische Rapper-Duo Nik & Jay steuert die Strophen zu "You're My Fire" bei. Noch so eine aalglatte, auf Hit getrimmte Fließbandnummer!
Die gemeinsame Elektro-Ballade "Just Like Me" mit dem dänischen Gitarristen Søren Dahl Jeppesen plätschert zwar etwas träge, sorgt aber immerhin kurzzeitig für eine angenehm chillige Atmosphäre. Eine nach Schema F gestrickte Ballade "I Walk On" verbreitet mit ihren altbekannten Akkordabfolgen dagegen nur pure Langeweile.
Tatsächlich wärmt eine CD von gestern im Falle von "Phoenix" nur kalten Kaffee auf. Freunden guter Rockmusik dürfte die Scheibe viel zu synthetisch und mainstreamig daherkommen. Als kommerzielles Pop-Album funktioniert die Produktion ebenfalls nur bedingt, weil Carpark North Eigenständigkeit und frische Ideen vermissen lassen.
Nun gut, um Sunrise Avenue auf der anstehenden Deutschland-Tour zu supporten, reicht's vermutlich!
Link: www.carparknorth.com
Veröffentlichung am 17.04.2015 (Sony Music)
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