Adel TawilAdel Tawil hat schon viele Erfahrungen im Musikgeschäft gesammelt. Diese verarbeitet der Sänger nun auf seiner ersten Soloscheibe, die genauso gut unter der etablierten Bandmarke Ich + Ich hätte veröffentlicht werden können. Mehr...

Als Solo-Ich bleibt alles beim Alten
© Universal Music

Berechnend statt originell: Das Solodebüt von Adel Tawil geht auf Nummer sicher.

Mit seinen erst 35 Jahren hat Adel Tawil schon viele Erfahrungen im knallharten Musikgeschäft gesammelt. Bereits als Teenager sang und rappte er in der Boygroup The Boyz. Diese konnte sich allerdings nur kurzzeitig in den Chats halten. Als der langfristige Erfolg ausblieb, wurden Adel und seine Bandkollegen von der Plattenfirma fallen gelassen wie heiße Kartoffeln.

Plötzlich stand Adel vor dem finanziellen Ruin, Hoffnungslosigkeit und Depression bestimmten sein Leben. Nie wieder wollte der gescheiterte Sänger ins Rampenlicht zurückkehren, bis er auf NDW-Star Annette Humpe traf. Diese machte dem jungen Mann neuen Mut und gründete mit ihm schließlich das Pop-Duo Ich + Ich.

Mit ihrem gemeinsamen Projekt sollte beiden ein unverhofftes Comeback gelingen. Die Alben "Ich + Ich", "Vom selben Stern" und "Gute Reise" und Single-Hits wie "Du erinnerst mich an Liebe", "Stark" und "Pflaster" bescherten der Formation geschätzte 1,3 Millionen verkaufte Tonträger. Man sollte also meinen, Adel hätte die dunklen Jahre seiner Karriere längst hinter sich gelassen.

Doch falsch gedacht: Für sein erstes Solowerk "Lieder" gräbt er seine alte Leidensgeschichten und düsteren Gedanken wieder aus. Wie beim bereits als Vorab-Single veröffentlichten Titelsong zieht er aber auch ein Resümee, fasst seinen bisherigen Weg zusammen, indem er Textzeilen aus seinen Lieblingssongs zitiert. Diese wirken mindestens so konstruiert wie die durchschaubare Melodie und die abgedroschenen Begleitakkorde.

Ex-Streithähne Sido und Prinz Pi als Albumgäste

Auch die weiteren Songs verlaufen ganz nach Schema F, sind ganz auf Hit und einem potenziellen Auftritt beim ZDF-Fernsehgarten zugeschnitten. Zwar verspricht der Pressetext zum Album, Adel würde nun „moderner, basslastiger und urbaner klingen“. Doch um es ganz deutlich zu sagen: "Lieder" hätte genauso gut unter der etablierten Bandmarke Ich + Ich veröffentlicht werden können.

Beim schrägen "Graffiti Love" trällern Annette Humpe und ihre Schwester Inga ohnehin im Hintergrund mit. Die kitschige Pop-Ballade "Schnee" stammt zudem aus Annettes Feder, während Titel wie "Weinen" und "Auf Sand gebaut" ganz bewusst bekannte Motive aus bewährten Ohrwürmern von Ich + Ich neu aufwärmen.

Selbst ein Mitwirken der versöhnten Rap-Streithähne Sido und Prinz Pi bei der bemühten Hip-Hop-Nummer "Aschenflug" oder des amerikanischen Reggae-Musikers Matisyahu beim dezent folkigen "Zuhause" bringt kaum Abwechslung ins Spiel. Es bleibt bei zusammengeklauten Melodien sowie abgenutzten Phrasen und Metaphern, die Adel mit inszeniertem Pathos vorträgt. Eine Dauerrotation im Formatradio-Programm dürfte Adel damit genauso sicher sein wie ein weiterer Chartserfolg.

Link: www.adel-tawil.de

Veröffentlichung am 08.11.2013 (Vertigo Berlin / Universal Music)

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  • Rezension zu: Adel Tawil: Lieder
  • Redaktionswertung:


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