True Detective Staffel 2Wann macht eine Serie noch Spaß? Und wann beginnt sie, zur anstrengenden Geduldsprobe zu werden? Die verzwickte zweite Staffel von "True Detective" entpuppt sich als Herausforderung für die Zuschauer. Mehr...

Die verzwickte zweite Staffel von ''True Detective''
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Die zweite Staffel von "True Detective" findet endlich den weg ins Heimkino. Fürs Binge-Watching sollte man allerdings Geduld mitbringen.

Wann macht eine Serie noch Spaß? Und wann beginnt sie, zur anstrengenden Geduldsprobe zu werden? Vielleicht haben sich das schon einige Zuschauer bei der ersten Staffel von "True Detective" gefragt. Das düstere Cop-Drama aus dem Hause HBO war mit seinen bedeutungsschwangeren Dialogen und ermüdenden Zeitsprüngen definitiv nichts für die breite Masse.

Die zweite Staffel der Anthologie-Serie von Nic Pizzolatto entfernt sich noch viel weiter vom Mainstream-Fernsehen und fordert höchste Konzentration von ihrem Publikum. Selbst wer gut aufpasst, kann dem Geschehen aber wohl nur bedingt folgen. Pizzolatto erzählt diesmal eine komplett neue Geschichte, die für eine grobe Zusammenfassung eigentlich viel zu komplex ist.

Vier neue Problem-Protagonisten

Trotzdem ein Versuch: In der tristen kalifornischen Industriestadt Vinci hat der geschäftstüchtige Gangsterboss Frank Semyon (Vince Vaughn) das Sagen. Sein nächstes Großprojekt, der Bau einer Eisenbahnstrecke, droht jedoch zu scheitern, als ein wichtiger Geschäftspartner ermordet wird. Der depressive Highway-Bulle Paul Woodrugh (Taylor Kitsch) findet die Leiche zufällig bei einer lebensmüden Motorradfahrt durch die Nacht. Gemeinsam mit dem korrupten Cop Ray Velcoro (Colin Farrell), der heimlich für Frank arbeitet, und dessen Partnerin Ani Bezzerides (Rachel McAdams) soll er den Mordfall aufklären.

Die Ermittlungen gestalten sich allein wegen der persönlichen Probleme der Polizisten als schwierig: Ray hängt an der Flasche und verabscheut sich selbst am meisten. Ani leidet dagegen unter der gestörten Beziehung zu ihrem Vater und verdrängt ihre dunklen Gedanken am liebsten im Casino. Die Suche nach seiner sexuellen Identität zermürbt wiederum Paul. Auch Frank kämpft mit sich selbst: Er ist hin- und hergerissen zwischen seinem Verlangen nach immer mehr Macht und Geld und dem Wunsch, ein normales und glückliches Leben zu führen.

Völlig überladenes Drehbuch

Es ist die ausweglose Trostlosigkeit, die alle vier neuen Protagonisten von "True Detective" gemeinsam haben. Damit schlägt Pizzolatto auch eine Brücke zur inhaltlich unabhängigen ersten Staffel: Rust Cohle und Marty Hart sind ebenfalls hoffnungslose Charaktere und erwiesen sich als gefeierte Paraderollen für Matthew McConaughey und Woody Harrelson. Rachel McAdams, Vince Vaughn, Colin Farrell und Taylor Kitsch bemühen sich. Es gelingt ihnen jedoch nicht, in die großen Fußstapfen zu treten, die ihre Vorgänger hinterlassen haben.

Das liegt weniger an ihren schauspielerischen Leistungen als vielmehr an den eingeschränkten Möglichkeiten, die Pizzolatto ihnen lässt. Er überladet seine Figuren diesmal mit einer unüberschaubaren Menge an Problemen und traumatischen Hintergrundgeschichten. Aufgrund der hochgradig verzweigten Hauptstory und etlichen Nebenhandlungen mit unzähligen Randfiguren bleibt einfach zu wenig Zeit, um den gebeutelten Charakteren gerecht zu werden. Weniger wäre definitiv mehr gewesen.

Gleiches gilt für die philosophisch-theatralischen Dialoge, die viel sagen wollen und dann doch nur zähes Geschwafel bleiben - vor allem im Falle von Frank Semyon. Vince Vaughn darf am Fließband platte Weisheiten von sich geben, die sich hinter großen Metaphern verstecken. Im Originalton versteht man übrigens nur die Hälfte davon: Sämtliche Schauspieler nuscheln ganz fürchterlich, so dass ausnahmsweise die deutsche Synchronfassung oder zumindest deutsche Untertitel zu empfehlen sind. Denn oft stecken in beiläufigen Nebensätzen wichtige Details, die es braucht, um alle Zusammenhänge zu verstehen.

Dritte Staffel noch ungewiss

Wer bis zum actionreichen Finale durchhält, dürfte die kompliziert konstruierte Geschichte aber selbst bei aufmerksamem Zuhören nicht ganz durchschaut haben. Die Serie lässt ihre Zuschauer mit einem unbefriedigenden Gefühl zurück. Wirklich Lust, die acht zehrenden Episoden noch einmal anzusehen, hat man nicht. So ist die zweite Season von "True Detective" wie ein riesiges Puzzle, das unvollendet bleibt. Zahlreiche Extras auf der Blu-ray-Ausgabe, darunter ein Making-of, Interviews und Audiokommentare liefern Fans immerhin einige aufschlussreiche Erklärungen und Hinweise.

Ob "True Detective" eine dritte Staffel erhalten wird, steht momentan noch in den Sternen. HBO ist wohl an einer Fortsetzung interessiert. Showrunner Nic Pizzolatto scheint laut diverser US-Medienberichte aber unsicher, ob er das Projekt überhaupt fortführen will. Für Staffel 2 hagelte es (völlig zu Recht) viel negative Kritik seitens der Zuschauer und der Presse.

Link: www.facebook.com/TrueDetective/

Veröffentlichung am 28.01.2016 auf DVD und Blu-ray (Warner Home Video)

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  • Rezension zu: True Detective: Staffel 2
  • Redaktionswertung:


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