Nach der Deutschlandpremiere beim Amazon-Channel Starzplay erscheint die britische Krimiserie „Baptiste“ nun auch auf DVD. Das Spin-off zu „The Missing“ begleitet Ex-Kommissar Julien Baptiste bei einem neuen Fall. Die Spannung und Intensität des Mutterformats wird leider nicht erreicht. Mehr...

Baptiste, der gar nicht mal so clevere Altkommissar
© Polyband Medien GmbH / all3 Media / The Brothers Pictures

Nach der Deutschlandpremiere beim Amazon-Channel Starzplay erscheint die britische Krimiserie „Baptiste“ nun auch auf DVD. Lohnt sich der Ableger zu „The Missing„?

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Julien Baptiste (Tchéky Karyo) war zwei Staffeln lang die treibende Ermittlerkraft in der britischen Thriller-Serie „The Missing“ von den Brüdern Harry und Jack Williams. Nun bekommt er es in dem Spin-off „Baptiste“ mit einem neuen Fall zu tun, der in seinem Verlauf sehr persönlich für ihn werden soll.

Eigentlich befindet sich der Protagonist inzwischen im wohlverdienten Ruhestand. Die schwierige Operation, in der sein Gehirntumor entfernt wurde, hat er gut überstanden. „Ich bin nicht mehr der Mann, der ich war“, stellt der französische Ex-Kommissar nun immer wieder fest. Er wiederholt diese Aussage so oft, als wolle er sich selbst davon überzeugen.

Doch noch ganz der alte Alte

Vielleicht ist es aber auch einfach nur ein platter Versuch der Drehbuchautoren, den Fokus auf Baptiste zu lenken und eine gewisse Charakterentwicklung vorzutäuschen. Schließlich trägt die Serie seinen Namen und soll sich irgendwie von „The Missing“ abgrenzen. Allerdings stellt sich schon sehr bald heraus, wie wenig sich Baptiste wirklich verändert hat.

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In Amsterdam will er mit seiner Frau Celia (Anastasia Hille) nur ein paar ruhige Tage bei seiner Tochter, ihrem Partner und dem frisch geborenen Enkelkind verbringen. Doch dann kommt alles ganz anders: Die Polizeichefin Martha Horchner (Barbara Sarafian), mit der Baptiste vor vielen Jahren liiert war, bittet ihn um Hilfe. Es geht mal wieder um einen Vermisstenfall – wie einst bei „The Missing“.

An der Sache ist etwas faul

Der Brite Edward Stratton (Tom Hollander) sucht verzweifelt nach seiner Nichte Natalie Rose (Anna Próchniak), die als Prostituierte arbeitet und spurlos verschwunden ist. Geriet sie etwa in die Fänge der rumänischen Mafia, die skrupellosen Menschenhandel betreibt?

Natürlich kann Baptiste nicht anders und macht sich auf die Suche nach Antworten. Die Spur führt zunächst zur Café-Besitzerin Kim Vogel (Talisa Garcia), die in Kontakt mit Mädchen aus dem Rotlichtmilieu zu stehen scheint. Welches Geheimnis hat sie nur zu verbergen?

Apropos: Auch im Falle von Stratton sieht sich Baptiste plötzlich mit unerwarteten Entwicklungen konfrontiert. „Ich bin langsamer als früher“, kommt der Alte zu einer weiteren und absolut zutreffenden Erkenntnis über sich selbst. Viel zu spät beginnt der pensionierte Ermittler die Dinge zu hinterfragen. Längst haben die tatsächlich involvierten rumänischen Verbrecher ihn und seine Familie im Visier.

Europol-Zicke auf Konfrontationskurs

Es geht um ganz viel geklautes Geld, das Baptiste aufspüren muss, um seine Lieben aus dem Schussfeld zu bringen. Constantin (Alec Secareanu), der Auftragskiller der Mafiabande, kennt keine Gnade und scheint ihm stets einen Schritt voraus. Auch die schroffe Europol-Agentin Genevieve (Jessica Raine), die sich in die Ermittlungen einmischt, droht an den gut vernetzten Gangstern zu verzweifeln.

Stratton verfolgt unterdessen eine ganz eigene Agenda und bringt immer wieder alles durcheinander. Martha stellt Baptiste ihren Sohn Niels (Boris Van Severen) zur Seite, der ebenfalls bei der Amsterdamer Polizei arbeitet. Die Zusammenarbeit veranlasst Julien wiederum zu Nachforschungen in seiner eigenen Vergangenheit.

Die Verstrickungen nehmen im Laufe der sechs, knapp einstündigen Episoden von „Baptiste“ zu. Zahlreiche Nebenschauplätze erweisen sich am Ende als überflüssig und als reines Ablenkungsmanöver von einer allzu durchschaubaren Auflösung.

Weise Zitate, unvorsichtige Ermittlungen

Zum Showdown geht der Serie auf den letzten Metern ohnehin die Puste aus: Kurz vor Schluss kommt es zu einem Zeitsprung und der Fall wird in einer schnellen Rückblende vollends aufgeklärt. Das lässt die Spannungskurve abrupt abflachen, nachdem zuvor endlich mehr Tempo und Action ins Spiel gekommen war.

Die meiste Zeit ermüdet „Baptiste“ jedoch mit vielen Redundanzen: Immer wieder berichtet der Titelheld seiner Frau oder einer anderen Person von Ereignissen, die der Zuschauer gerade erst miterlebt hat. In den Gesprächen spart Baptiste wie schon damals in „The Missing“ nicht mit schlauen Zitaten. Diese Eigenart sorgte bislang für so manch gute Pointe. Diesmal wirken die Sprüche leider sehr platt und forciert.

Die Weisheit will man dem Kommissar sowieso nicht abkaufen: Er geht diverse Male äußerst unclever vor. Warum hat er das nicht kommen sehen? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch den Plot. Es gehen durchaus etliche Leichen auf Baptistes Konto, weil er mit seinen unüberlegten Aktionen andere Menschen in tödliche Gefahr bringt.

Seine Tochter ist völlig zu Recht aufgebracht, als sie mit ihrem Baby von Safe House zu Safe House ziehen muss. Baptiste bleibt aber stets gelassen und zuversichtlich, für alles eine Lösung zu finden. In den entscheidenden Momenten hat er auf einmal doch den richtigen Riecher.

Sehenswert dank Tom Hollander

Das macht sein weiteres Handeln aber nicht weniger risikoreich. Auf der Suche nach der Wahrheit setzt Baptiste gerne alles auf Spiel. Passiert etwas Schlimmes, reagiert er mit nüchterner Betroffenheit. Dann macht er sich wieder verbissen daran, den Fall zu knacken.

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Quelle: YouTube / Polyband

Viel spannender als der Egotrip des Altkommissars ist der unermüdliche Versuch Strattons, seine Fehler der Vergangenheit wiedergutzumachen. Ihn plagt ein schlimmes Trauma, das ihn mehrfach zu Verzweiflungstaten treibt. Die Figur bleibt lange suspekt, kristallisiert sich aber zunehmend als Held der Geschichte heraus.

Tom Hollander spielt seine Rolle so gut, dass er Tchéky Karyo als Hauptdarsteller glatt die Show stiehlt. Vielleicht kann dieser bei seinem nächsten Fall als Julien Baptiste wieder mehr glänzen: Die BBC lässt aktuell eine zweite Staffel produzieren.

„Baptiste: Staffel 1“: Veröffentlichung am 28.02.2020 auf DVD (Polyband / WVG)

Rezensionen zu „The Missing“: Staffel 1Staffel 2

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Das Gewinnspiel ist beendet. Gewonnen hat Mehmed S. aus Magdeburg.

  • Rezension zu: Baptiste: Staffel 1
  • Redaktionswertung:

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