Zwischen Verschwörungsthriller und Science-Fiction-Soap: Die kurzlebige TV-Serie "Ascension" scheitert an ihrer Unentschlossenheit und inhaltlichen Ungereimtheiten. Das Potenzial der spannenden Prämisse wird leider nicht genutzt. Mehr...

Ascension: Schwarzes Logikloch in Serie
© Studiocanal

Zwischen Verschwörungsthriller und Science-Fiction-Soap: Die Syfy-Serie "Ascension" scheitert an ihrer Unentschlossenheit und inhaltlichen Ungereimtheiten.

In den 1960ern bestand zu Zeiten des Kalten Krieges eine berechtigte Angst vor einer nuklearen Katastrophe und dem Ende der Menschheit. Genau hier setzt die kurzlebige TV-Serie "Ascension" aus dem Hause Syfy an.

Die Prämisse: Die Regierung um John F. Kennedy hat eine Gruppe von 600 ausgewählten, elitären Erwachsenen und Kindern in einem Raumschiff auf eine 100-jährige Mission in All geschickt. Das Ziel ist ein Planet um Proxima Centauri, der sich zum Besiedeln eignet. Die ersten 51 Jahre läuft alles nach Plan. Als dann jedoch eine junge Frau ermordet wird, gerät die Zweiklassengesellschaft an Bord mehr und mehr außer Kontrolle.

Big Brother schaut immer zu

Unbemerkt wird das zunehmende Chaos unter der Besatzung von Harris Enzmann (Gill Bellows) und seinem Team per versteckter Videokameras überwacht. Er betreut das streng geheime Regierungsprojekt mit dem Namen Ascension. Dies wurde einst von seinem Vater initiiert und ist seit frühen Kindertagen der Mittelpunkt seines Lebens.

Für Enzmanns Vorgesetzte Katherine Warren (Wendy Crewson) bestehen dagegen Zweifel, ob Ascension inzwischen überhaupt noch Sinn macht. Die Probleme im Raumschiff nimmt sie zum Anlass, Harris die clevere Ermittlerin Samantha Krueger zu Seite zu stellen. Sie soll nicht nur bei der externen Aufklärung des Mordes helfen, sondern auch Ascension an sich hinterfragen. Welche Geheimnisse versucht der kontrollsüchtige Enzmann zu verbergen?

Eine ganze Menge, so viel darf ruhig verraten werden - weitere Details zur Handlung dagegen nicht. Die Science-Fiction-Serie überrascht recht früh mit einem unerwarteten Twist, der ihr eine spannende Metaebene verleiht. Nichts im "Ascension"-Universum scheint so, wie es die Pilotfolge den Zuschauern zunächst vorgaukelt.

Soapiges Treiben an Bord

Leider wird dieser Aha-Effekt im Verlauf der weiteren Episoden nicht genutzt. Stattdessen rücken Affären und Machenschaften im Raumschiff in den Mittelpunkt. Allen voran intrigiert "Battlestar Galactica"-Blondine Tricia Helfer als sexy Gattin des Captain. Sie kümmert sich um die Ausbildung der Hostessen an Bord, die den hochrangigen Herren stets eine gute Zeit bereiten sollen.

Vordergründig ist das Frauenbild in den 60ern stecken geblieben. Im Hintergrund ziehen die Damen allerdings die Strippen, indem sie meist durch Einsatz ihrer Verführungskünste das andere Geschlecht manipulieren. Mehr Soap geht kaum - und auch die Dialoge bewegen sich auf diesem seichten Niveau. Verbotene Liebeskonstellationen, etwa die Liaison zwischen dem ersten Offizier und der Frau des Sicherheitschefs, erfüllen weitere Klischees der leichten Unterhaltung.

Angesichts der kurzen Staffel jonglieren die Drehbuchautoren mit viel zu viel Personal. Es bleibt keine Zeit, die Charaktere mehr als nur oberflächlich zu beleuchten und ihre Einzelgeschichten wirklich auszuerzählen. Mit dem bunten Treiben an Bord ist es ja ohnehin nicht getan: Auch um Enzmann und Krueger überschlagen sich die Ereignisse mit zunehmender Laufzeit der Serie.

Schnelles Aus nach sechs Episoden

Als die Story schließlich noch um ein übersinnliches Element erweitert wird, geht der rote Faden vollkommen verloren. Gleiches gilt für die Logik, die mit jeder weiteren, um Spannung bemühten Wendung am Ende auf der Strecke bleibt. Der Cliffhanger in der sechsten und letzten Folge hinterlässt nur eine von vielen Fragen. Antworten bleibt Syfy seinen Zuschauern schuldig: Nach mäßigen Einschaltquoten bei einer Event-Programmierung im Vorweihnachtsprogramm 2014 entschloss sich der US-Sender dazu, keine zweite Staffel zu bestellen.

Nach der Deuschland-Premiere bei Netflix erscheint "Ascension" nun auch fürs Heimkino. Die gelungene Ausstattung und die ansehnlichen Effekte der Miniserie machen in HD auf Blu-ray besonders viel Spaß. Dickes Manko: Bis auf ein allzu knappes "Hinter den Kulissen"-Special haben es keine weiteren Extras auf die beiden Discs geschafft.

"Ascension: Die komplette Serie": Veröffentlichung am 18.08.2016 auf DVD und Blu-ray (Studiocanal)

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  • Rezension zu: Ascension: Die komplette Serie
  • Redaktionswertung:


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