ZipperStaatsanwalt Sam Ellis liebäugelt mit einer politischen Karriere. Seine Sexsucht macht ihm einen Strich durch die Rechnung und droht sein Leben zu zerstören. Das Polit-Drama "Zipper" kämpft mit der Doppelmoral. Mehr...

Neu auf DVD: Nüchternes Sex-Drama mit Patrick Wilson
© 2014 ThirtyThree Pictures / Hilary Bronwyn Gayle

Der Polit-Thriller "Zipper" macht Patrick Wilson zum sexsüchtigen Staatsanwalt und kämpft mit der Doppelmoral.

Auf den ersten Blick läuft für Staatsanwalt Sam Ellis (Patrick Wilson) alles bestens: Nach seinem gefeierten Sieg in einem Prozess gegen einen Escort-Service eröffnet sich ihm eine neue Karrierechance. Sam, der bis dato ein Saubermann-Image vorzuweisen hat, soll für einen Platz im US-Senat kandidieren. Seine ehrgeizige Ehefrau Jeannie (Lena Headey) ist gleich Feuer und Flamme und kontaktiert ihren alten Freund Nigel Coaker (Ray Winstone). Der einflussreiche Journalist will ein werbewirksames Porträt über Sam schreiben.

Legt sich Jeannie etwa so für ihren Mann ins Zeug, weil sie ihr eigene Karriere als erfolgreiche Anwältin zurückgestellt hat? Sie unterstützt Sam zwar bei öffentlichen Auftritten, kümmert sich sonst aber um den gemeinsamen Sohn und den Haushalt. Kommt ihr vielbeschäftigter Mann abends nach Hause, bleibt das Liebesleben des Paares auf der Strecke. Sam vergnügt sich lieber allein zu Porno-Clips aus dem Internet, während er für Jeannie nur eine eingeforderte Umarmung übrig hat.

Teurer Stressabbau im Hotelzimmer

Die großen Erwartungen an seine Person und der bevorstehende politische Wahlkampf scheinen Sam unter großen Druck zu setzen. Entspannung findet er schließlich, als er selbst mal die Dienste einer Escort-Agentur ausprobiert. Zunächst plagt ihn noch das schlechte Gewissen. Doch seine Sexsucht setzt sich durch und Sam treibt es schließlich wild mit sämtlichen Damen des Luxus-Prostituiertenrings. Die teuren Schäferstündchen werden schnell zum finanziellen Problem für Ellis.

Erst schöpft Jeannie Verdacht, dann ermittelt auch noch das FBI gegen seinen favorisierten Sex-Service. Als ihm schließlich Nigel auf die Schliche kommt und eindeutige Beweise für seine außerehelichen Schweinereien vorweisen kann, steht Sam vor einem Scherbenhaufen.

Warum werden an Politiker andere moralische Maßstäbe gesetzt? Sind sie nicht auch nur Menschen mit dem Recht, Fehler zu machen? Diese Fragen stellt Protagonist Sam gegen Ende des Polit-Thrillers "Zipper" von Regisseurin Mora Stephens und Drehbuchautor Joel Viertel ganz offen. Und es klingt durchaus etwas eingeschnappt und schmollend.

Nur so ein bisschen nackte Haut

Will der Film tatsächlich die Doppelmoral in der (US-)Politik entschuldigen? Oder porträtiert er vielmehr einen sexsüchtigen Karrieremann, der dringend eine Therapie braucht? "Zipper" wirkt viel zu unentschlossen, um eine definitive Antwort zu liefern.

Zu Beginn sind noch Parallelen zu Steve McQueens Sexsucht-Drama "Shame" auszumachen. Doch Hauptdarsteller Patrick Wilson spielt lange nicht so überzeugend wie Michael Fassbender. Schon gar nicht darf er so freizügig agieren wie sein deutsch-irischer Kollege. Obwohl Sams Sucht und seine Sex-Treffen einen Großteil der Handlung einnehmen, serviert die Regisseurin entsprechende Szenen sehr bieder und absolut hollywood-konform.

Schnell geschnittene Montagen lassen mal eine nackte Brust oder ein nacktes Hinterteil aufblitzen. Fürs prüde Amerika reicht das aber wohl schon für einen Skandal. Apropos Doppelmoral: "Zipper" wird auf dem DVD-Cover ausgerechnet mit dem Fazit "House Of Cards im Kinoformat und mit viel mehr Sex!" beworben.

Ganz ohne Biss und Spannung

Eine glatte Lüge: Der nüchterne Streifen nimmt sich viel zu ernst und kann sogar nicht den Biss der mit dem Golden Globe ausgezeichneten TV-Serie vorweisen. Die Story wird spannungsarm und plump erzählt. Die Aktionen der oberflächlichen Charaktere sind schlecht bis gar nicht nachzuvollziehen.

So setzt Sam die neue berufliche Herausforderung sicher unter Strom. Aber ist das der wirklich einzige Grund, weshalb ihn seine sexuellen Begierden plötzlich so übermannen? Warum hat er seine Frau nicht schon vorher betrogen? Auch als Staatsanwalt musste er viel leisten und stand unter prüfender Beobachtung der Öffentlichkeit.

Unlogisch erscheint auch Jeannies Verhalten zum Showdown. Die betrogene Ehefrau mutiert plötzlich zur machthunrigen Intrigantin. Sie überschreitet ebenfalls moralische Grenzen - nicht etwa, um den Ruf ihres Gatten, sondern um ihre eigene gesellschaftliche Stellung zu retten. Dieser Twist kommt zu spät und kann "Zipper" keinen überraschenden Kick mehr geben.

Viele bekannte TV-Gesichter

Die Zuschauer haben wohl am meisten Spaß dabei, bekannte Darsteller aus TV-Serien im Cast zu entdecken: Lena Heady spielt die Rolle der Cersei Lannister in "Game Of Thrones", Dianna Agron kennt man als Quinn Fabray aus "Glee". Alexandra Breckenridge war in "American Horror Story" und "The Walking Dead" zu sehen, Elena Satine in "Magic City" und "Revenge".

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Die vielen vertrauten Gesichter reichen unterm Strich nicht für einen unterhaltsamen Heimkino-Abend. Auch das Bonusmaterial enttäuscht: Lediglich ein Audiokommentar sowie zwei Trailer haben es auf die DVD geschafft.

Link: www.zippermovie.com

Veröffentlichung am 11.03.2016 auf DVD und Blu-ray (Universum Film)

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  • Rezension zu: Zipper: Geld. Macht. Sex. Verrat.
  • Redaktionswertung:

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