Ein kleines Mädchen gerät in die Fänge eines pädophilen Voyeurs. Atom Egoyans neuer Film "The Captive" mit Ryan Reynolds und Mireille Enos behandelt ein brisantes Thema mit zu viel Nüchternheit. Mehr...
Ein kleines Mädchen gerät in die Fänge eines pädophilen Voyeurs. Atom Egoyans neuer Film "The Captive" behandelt ein brisantes Thema mit zu viel Nüchternheit. «
Matthew (Ryan Reynolds) lässt seine kleine Tochter Cassandra (Alexia Fast) nur für wenige Minuten allein im Auto. Als er zurückkommt, ist sie spurlos verschwunden. Acht Jahre später bestimmt die ungeklärte Entführung des Mädchens noch immer Matthews Leben. Seine Ehe mit Tina (Mireille Enos) ist gescheitert. Die verzweifelte Mutter gibt ihm die Schuld für den Verlust ihres gemeinsamen Kindes.
Cop Jeffrey (Scott Speedman) verdächtigt den Vater sogar, mehr zu wissen, als er zugeben will. Doch die ehrgeizige Ermittlerin Nicole Dunlop (Rosario Dawson), die seit Jahren in dem mysteriösen Fall ermittelt, stößt endlich auf eine neue Spur: Ein mögliches Foto von Cassandra ist auf einer einschlägigen Internetseite aufgetaucht. Lebt sie etwa noch?
Diese Frage beantwortet Regisseur und Co-Autor Atom Egoyan den Zuschauern seines jüngsten Films "The Captive" gleich in der Eröffnungsszene. Eine zur jungen Frau herangewachsene Cassandra wird in der edlen Kellerwohnung ihres Entführers Mika (Kevin Durand) gefangen gehalten. Dieser fungiert als treibende Kraft eines Pädophilenrings und zwingt Cassandra dazu, auf der Suche nach neuen Opfern den Lockvogel zu spielen.
In all den Jahren hat der Teenager den Psychopathen aber gut genug studiert, um ihn jetzt gezielt zu manipulieren. Cassandra fordert ein Treffen mit ihrem Vater. Unterdessen müssen Tina und Nicole feststellen, wie sie unbemerkt von Mika beobachtet wurden. Es ist allerdings Matthew, der dem perversen Voyeur schließlich auf die Schliche kommt.
Wer jetzt einen spannenden Showdown erwartet, wird enttäuscht: Egoyan hat "The Captive" nicht als klassischen Thriller inszeniert. Auf Effekthascherei und Schockmomente verzichtet er komplett. Es ist mehr eine subtile Spannung und bedrohliche Stimmung, die er langsam aufzubauen weiß.
Lediglich die zahlreichen Zeitsprünge seiner verschachtelten Erzählweise bringen ein Minimum an Bewegung und Tempo ins Spiel. Alles bleibt sonst ruhig und nüchtern wie die weißen Schneelandschaften Kanadas, die ein wiederkehrendes Motiv im Film darstellen. Eine tiefgründige Charakterbeleuchtung bleibt ebenso aus, obwohl Egoyan gerade wegen der unaufgeregten Handlung genügend Zeit und Raum dafür gehabt hätte.
Vor allem die Figur des Mika erweist sich als austauschbarer Klischee-Bösewicht, den er gar nicht erst zu erklären versucht. Auch was in den Protagonisten vorgeht, lässt der Film weitgehend im Verborgenen. "The Killing"-Star Mireille Enos darf als hysterische Mutter noch die meisten Gefühlsregungen zeigen.
Zur Identifikationsfigur taugt sie aber genauso wenig wie Ryan Reynolds als gebrochener Vater oder all die anderen Charaktere. Eine klassische Hauptrolle, einen Titelhelden gibt es nicht. In Kombination mit dem Mangel an Action-Momenten gerät "The Captive" so zum zähen Beinahe-Thriller, der seine gute Ausgangsidee nicht nutzen kann.
Das Bonusmaterial auf DVD und Blu-ray lässt ebenso zu wünschen übrig: Neben kurzen Interviews und einem B-Roll-Special (nur auf Blu-ray) stehen lediglich diverse Trailer zur Wahl.
Link: www.thecaptivemovie.com
Veröffentlichung am 27.01.2015 auf DVD und Blu-ray (Ascot Elite Home Entertainment)
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