Dan Fogelman kennt man als Schöpfer der erfolgreichen US-Serie "This Is Us". Im Falle von "So ist das Leben – Life Itself" versucht sich der 43-jährige Drehbuchautor nach "Mr. Collins' zweiter Frühling" einmal mehr auch als Regisseur. hitchecker.de verlost das episodenhaft erzählte Drama auf DVD. Mehr...

So ist das Leben – Life Itself: Traue bloß keinem Erzähler!
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Das US-Drama "So ist das Leben" führt sein Publikum mehr als nur einmal zu viel an der Nase herum. Emotionaler Tiefgang bleibt so auf der Strecke.

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Dan Fogelman kennt man als Schöpfer der erfolgreichen US-Dramaserie "This Is Us". Im Falle von "So ist das Leben – Life Itself" versucht sich der 43-jährige Drehbuchautor nach "Mr. Collins' zweiter Frühling" (2015) einmal mehr auch als Regisseur. Es handelt sich dabei um einen mit Anette Benning, Antonio Banderas und Samuel L. Jackson durchaus prominent besetzten Episodenfilm. Doch die Stars wurden innerhalb der zusammenhängenden Einzelgeschichten allesamt nur mit kleinen Nebenrollen bedacht.

Zum Auftakt ist zunächst unklar, um was es überhaupt geht. Fogelman spielt hier gleich mit mehreren Meta-Ebenen: Ein möglicher Film im Film wird angedeutet, der Fiktion, Realität und Zeitebenen wild durcheinanderwürfelt. Erst nach einer Weile kristallisiert sich die tragische Lovestory zwischen dem New Yorker Drehbuchautor Will Dempsey (Oscar Isaac) und seiner Frau Abby (Olivia Wilde) als eigentliche Handlung heraus. Doch warum die umständliche Herangehensweise?

Die Unberechenbarkeit des Lebens

Vermutlich will Fogelman so die philosophische These seiner Protagonistin unterstreichen: Abby bezeichnet das Leben in ihrer Abschlussarbeit im Studienfach Literaturwissenschaften als unzuverlässigen Erzähler. Da sie viel Schreckliches in ihrer Kindheit durchmachen musste, weiß sie nur zu gut, wie unberechenbar es zuschlagen kann. Und genau das tut es wieder – ausgerechnet als sie ein Kind von Will erwartet.

An dieser Stelle kommt es zu einem gewissen Überraschungsmoment in "So ist das Leben", denn Details der bisherigen Geschichte entpuppen sich als falsch. Will hat als zuverlässiger Erzähler ebenso versagt. Doch aus gutem Grund: Es galt einen schrecklichen Verlust zu verdrängen. Es soll im weiteren Verlauf des Films zu etlichen weiteren Schicksalsschlägen kommen.

Ein Kind der Traurigkeit

Eine zweite Episode folgt der Kindheit und Jugend der rebellischen Dylan (Olivia Cooke), die nach dem Tod von Mutter und Vater zunächst bei ihren Großeltern aufwächst. Mit den Jahren kocht die tragische Familiengeschichte in ihr hoch. Als dann auch noch ihre Großmutter stirbt, scheint Dylan mehr und mehr den Boden unter den Füßen zu verlieren. Als junge Frau bringt sie ihre Wut und Verzweiflung als Punk-Sängerin zum Ausdruck. Die Traurigkeit, die tief in ihr steckt, will aber trotz der Ausbrüche auf der Bühne nicht verschwinden. Ihre Tränen werden schließlich von einem spanischen Studenten getrocknet. Doch ehe ihre gemeinsame Geschichte mit Rodrigo (Àlex Monner) das Ganze zu einem versöhnlichen Ende bringt, wird zunächst ein weiteres Kapitel aufgeschlagen.

In diesem steht die Beziehung von Rodrigos Eltern im Mittelpunkt: Der einfache Plantagenarbeiter Javier (Sergio Peris-Mencheta) verliebt sich in die Kellnerin Isabel (Laia Costa). Das anfängliche Glück verflüchtigt sich schon einige Jahre nach der Geburt des Sohnemanns: Rodrigo leidet nach einem furchtbaren Erlebnis unter einer posttraumatischen Störung, was die junge Familie sehr belastet. Javiers reicher Vorgesetzter Sig Saccione (Antonio Banderas) kümmert sich zudem ein bisschen zu intensiv um Isabel und den Nachwuchs.

Zeitliche Ungereimtheiten

Jahre später lässt Rodrigo seine todkranke Mutter, die seit der Trennung von Javier mit Sig liiert ist, in Spanien zurück, um in den USA zu studieren. In New York lässt er sich auf eine oberflächliche Beziehung ein, in der er sich aber schnell unwohl fühlt. Als sich seine Freundin einen fragwürdigen Aprilscherz erlaubt und so abermals das Motiv des unzuverlässigen Erzählers bedient, kommt es zum Bruch.

Wie sich Rodrigos Begegnung mit Dylan entwickelt, erfahren die Zuschauer am Ende durch eine weitere Erzählerin: Eine Autorin trägt bei einer Lesung die Lebens- und Liebesgeschichte ihrer Eltern vor. Doch kann man denn nun ihren Worten Glauben schenken? Haben Dylan und Rodrigo tatsächlich über 40 glückliche Jahre miteinander verbracht?

Wohl kaum: Zeitlich kann das irgendwie nicht so ganz hinhauen, setzt man die Einzelgeschichten miteinander in Bezug. Es sei denn, das Ende des Films würde irgendwann im Jahre 2060 oder später spielen. Ganz offensichtlich ist dem aber nicht so. Das macht das ganze zusammengebastelte Episodenkonstrukt noch ein Stück weit weniger authentisch. Von den vielen hanebüchenen Zufällen und Wendungen einmal ganz abgesehen!

Spielfiguren berühren nicht

Gerade diese Ungewissheit, ob Fogelman einmal mehr mit der Metaebene spielt und sich nur einen augenzwinkernden Gag erlaubt, raubt den tragischen Momenten ihre Wirkungskraft. Bei "This Is Us" schafft es der Filmemacher, mit den Schicksalen seiner Protagonisten zu berühren. Den Spielfiguren in "So ist das Leben" und ihren Geschichten fehlt dagegen solch große Emotionalität.

Daran können auch die fähigen Darsteller nichts ändern, einfach weil sie in ihren Rollen selbst unzuverlässige Erzähler oder Teil einer verfälschten Erzählung sind. So fehlt das Vertrauen zu ihnen und das Publikum kann sich nicht mit ihnen identifizieren.

Fogelmans komplexes Konzept quält sich durch zwei zähe Stunden, die etwa so nachhaltig in Erinnerung bleiben dürften wie die seichte Episode einer Daily Soap. Und die Moral von der Geschicht'? So ist das Leben... definitiv nicht!

"So ist das Leben – Life Itself": Veröffentlichung am 13.02.2020 auf DVD und Blu-ray (SquareOne Entertainment)

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Das Gewinnspiel ist beendet. Gewonnen haben Simone C. aus Dürrn und Matthias M. aus Werneck.

  • Rezension zu: So ist das Leben – Life Itself
  • Redaktionswertung:

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