Shrew's NestTiefgründiges Psycho-Drama und blutiger Horror: Der Mix von „Shrew's Nest“ sorgt für einen spannenden Heimkino-Abend. Im Film von Juanfer Andrés und Esteban Roel läuft Hauptdarstellerin Macarena Gómez zur Höchstform auf. Mehr...

Horror-Kammerspiel mit Tiefgang
© OFDb Filmworks

Tiefgründiges Psycho-Drama und blutiger Horror: Der gelungene Mix von „Shrew's Nest“ sorgt für einen spannenden Heimkino-Abend.

Die Verpackung täuscht: Wirft man nur einen flüchtigen Blick auf das Titelbild der DVD und Blu-ray zu „Shrew's Nest“, zieht man garantiert falsche Schlüsse. Hauptdarstellerin Macarena Gómez umfasst dabei den Kreuzanhänger ihrer Kette wie zu einem Gebet. Ihre Hände sind genauso blutverschmiert wie ihr Gesicht, von dem allerdings nur der untere Teil zu sehen ist. Von hinten packt sie eine Hand an der rechten Schulter. Erster Gedanke: mal wieder ein Exorzismus-Thriller oder ein Dämonen-Horror mit vielen Ekelszenen.

Gefangen in den eigenen vier Wänden

Doch dann kommt alles überraschend anders: Der Film von Juanfer Andrés und Esteban Roel entführt die Zuschauer ins Spanien der 1950er-Jahre. Dort teilt sich ein ungleiches Schwesternpaar eine Wohnung, seit die Mutter verstorben und der Vater im Krieg umgekommen ist. Montse, die ältere von beiden, wacht über La Niña (Nadia de Santiago) wie eine Löwin, auch wenn sie nie selbst das Haus verlassen kann. Ihre Agoraphobie hält sie wie eine Gefangene in den heimischen vier Wänden. Immerhin kann die von Morphium abhängige Montse auch von zu Hause aus als Schneiderin Geld verdienen, während die inzwischen volljährige La Niña arbeiten geht.

Der graue, von religiösen Ritualen geprägte Alltag der Geschwister wird schließlich aus dem Gleichgewicht gebracht, als der attraktive Nachbar von oben nach einem Treppensturz schwer verletzt vor der Tür der Schwestern landet. Montse zerrt den jungen Mann namens Carlos (Hugo Silva) in die Wohnung, um ihn zu verarzten und gesund zu pflegen.

Reichlich Blut zum Finale

La Niña beobachtet die wachsende Obsession Montses bezüglich des Fremden voller Sorge und Angst. Denn sie weiß nur zu gut, wie ihre große Schwester zu Gewaltausbrüchen neigt, wenn sie die Kontrolle über etwas oder jemanden verliert. Tatsächlich eskaliert die Situation, als Carlos nach einem richtigen Arzt verlangt und zu allem Überfluss auch noch La Niña schöne Augen macht. Montse flippt völlig aus. Das anschließende Blutbad lässt dunkle Familiengeheimnisse ans Licht kommen.

„Shrew's Nest“ lässt sich zunächst viel Zeit, um seine beiden Hauptcharaktere vorzustellen und eine bedrohliche, klaustrophobische Atmosphäre aufzubauen. Kleinere Ausbrüche Montses und etliche Flashbacks in die Kindheit der traumatisierten Frau deuten aber schon zeitnah das grausame Chaos des packenden Showdowns an.

Erst mit dem Auftauchen von Carlos gewinnt das düstere Kammerspiel so richtig an Fahrt und lässt Macarena Gómez mehr und mehr zur Höchstform auflaufen. Parallelen zur Stephen-King-Verfilmung „Misery“ sind nicht von der der Hand zu weisen. Darin glänzte Kathy Bates anno 1990 als durchgeknallte Krankenschwester, die ihren umschwärmten Lieblingsautor pflegen und quälen durfte. Doch „Shrew's Nest“ geht noch einen Schritt weiter und beleuchtet im Detail, warum Montse so labil und unberechenbar ist.

Konstant wachsende Spannungskurve

Auf weiten Strecken überzeugt der von Spaniens Horror-Spezialist Álex de la Iglesia produzierte Streifen als intensives Psycho-Drama. Doch auch der fließende Übergang zum temporeichen Splatter-Finale gelingt: Das Drehbuch von Sofía Cuenca und Juanfer Andrés verzichtet auf Übertreibungen und billige Schockmomente. Selbst bei den blutigen Szenen verlieren die Autoren nie Montses Hintergrundgeschichte aus den Augen, die sie letzlich zur mörderischen Bestie werden lässt.

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Die Auflösung der Familiengeheimnisse mag absehbar sein. Der konstant wachsenden Spannungskurve schadet dies aber keineswegs. Kurzum: „Shrew's Nest“ ist eine runde Sache und eine angenehme Überraschung im aktuell wenig innovativen und ausgetretenen Horror-Genre. Als Extras gibt es sowohl auf der DVD- als auch auf der Blu-ray-Ausgabe ein Making-of, geschnittene Szenen, Trailer sowie ein alternatives Ende zu sehen.

Veröffentlichung am 08.01.2016 auf DVD und Blu-ray (OFDb Filmworks)

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  • Rezension zu: Shrew's Nest
  • Redaktionswertung:

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