Oculus"Oculus" orientiert sich ähnlich wie zuletzt auch "Conjuring" an klassischen Horrorfilmen, die auf subtile Spannung setzen. Leider findet der Streifen zu spät sein Tempo und kann das Potenzial der Geschichte nicht ausschöpfen. Mehr...

Antiker Horror-Spiegel bringt den Tod
© Universum Film

Spieglein, Spieglein an der Wand - der Spuk beginnt, schnell weggerannt!

Bereits 2006 veröffentlichte US-Regisseur Mike Flanagan seinen Low-Budget-Kurzfilm "Oculus: Chapter 3 - The Man With The Plan". Immerhin fünf Millionen Dollar standen ihm zur Verfügung, um 2013 einen abendfüllenden Kinofilm aus dem Stoff zu basteln.

Das Ergebnis: "Oculus: Das Böse ist in dir" orientiert sich ähnlich wie zuletzt James Wans "Conjuring" an klassischen Horrorfilmen, die auf subtile Spannung setzen. In 100 Minuten  fließt kaum Blut, was Splatter-Fans enttäuschen dürfte. Einige eklige und gut platzierte Schockmomente hat der solide Streifen dennoch zu bieten. Das Hauptproblem: "Oculus" lässt sich zu Beginn viel Zeit mit der Einführung seiner beiden Protagonisten.

Ein folgenschweres Experiment

Die Eltern von Kaylie (Karen Gillan) und Tim (Brenton Thwaites) sind vor Jahren auf tragische Weise ums Leben gekommen - vor den Augen ihrer Kinder. Während Kaylie bei Pflegefamilien untergebracht wurde, verbrachte ihr traumatisierter Bruder seine Kindheit und Jugend in der geschlossenen Anstalt.

Als Tim an seinem 21. Geburtstag entlassen wird und die Schatten der Vergangenheit endlich hinter sich gelassen hat, konfrontiert ihn Kaylie mit einer absurden Theorie über den Tod ihrer Eltern (Katee Sackhoff, Rory Cochrane): Sie macht den Spiegel im alten Arbeitszimmer ihres Vaters verantwortlich für das schreckliche Familiendrama. Das antike Stück soll über übernatürliche Kräfte verfügen und seine Besitzer auf grausame Weise umbringen.

Um ihre Vermutung zu beweisen, hat Kaylie den Spiegel ausfindig gemacht und zurück in ihr altes Zuhause gebracht. Per Kameras will sie festhalten, wozu er imstande ist. Tim soll sie bei dem gefährlichen Experiment unterstützen und dabei helfen, den Spiegel für immer zu zerstören. Zunächst zweifelt der therapierte Bruder an Kaylies Verstand. Er hält ihre Besessenheit von der Antiquität nur für ihre Art, die grausamen Geschehnissen ihrer Kindheit zu verarbeiten.

Dann beginnt aber auch er sich zu erinnern, was damals wirklich passiert ist. Oder sind das alles nur Halluzinationen? Der Spiegel scheint an Macht zu gewinnen und übernimmt die Kontrolle seiner hilflosen Opfer. Die Grenzen zwischen Realität und Vision sowie zwischen Gegenwart und Vergangenheit zerfließen zunehmend.

Clevere Schnitte zum Showdown

Mit cleveren Schnitten gelingt Mike Flanagan, die vergangenen und aktuellen Ereignisse im Haus der Geschwister parallel zu erzählen. Schließlich lässt er sie mehr und mehr zusammenlaufen. Das funktioniert erstaunlich gut, obwohl er dabei ständig zwischen den jungen und erwachsenen Figuren hin- und herwechselt. Die Kinderdarsteller Annalise Basso und Garrett Ryan hinterlassen dabei einen deutlich nachhaltigeren Eindruck als die Schottin Karen Gillan und der australische Soap-Darsteller Brenton Thwaites. Die Hollywood-Newcomer bleiben recht blass in den Erwachsenenrollen.

Das rasante Tempo des packenden Showdowns hätte "Oculus" auch schon in der ersten Stunde bieten müssen. Dann wäre aus dem durchschnittlichen Horrorfilm vermutlich ein sehr guter Genrebeitrag geworden. Das Niveau von "Conjuring" wird so aber leider nicht erreicht, allein weil insgesamt ein paar schlecht geschminkte Untote zu viel aus dem Spiegel steigen. Trotz gewisser Trash-Momente ist die Produktion aber weit davon entfernt ein B-Movie zu sein.

Als Bonusmaterial wartet die DVD-Ausgabe von "Oculus" neben einem Making-of, entfernten Szenen und einem Audiokommentar übrigens mit der Kurzfilmvorlage auf.

Link: www.oculus2014.com

Veröffentlichung am 05.12.2014 auf DVD und Blu-ray (Universum Film)

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  • Rezension zu: Oculus: Das Böse ist in dir
  • Redaktionswertung:


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