Im deutschen Drama „LOMO“, das am 12. Juli in den Kinos startet, verliert ein pubertierender Blogger die Kontrolle über sein Leben. Seine Follower übernehmen und machen alles noch viel schlimmer. Auf hitchecker.de könnt ihr mit etwas Glück Freikarten für den Film gewinnen. Mehr...

LOMO: Frust-Bloggen als Teenie-Rebellion
© Flare Film GmbH / Michal Grabowski

Im deutschen Drama „LOMO“, das am 12. Juli in den Kinos startet, verliert ein pubertierender Blogger die Kontrolle über sein Leben. Seine Follower übernehmen und machen alles noch viel schlimmer.

Früher haben frustrierte Teenager mit dem Hang zum Weltschmerz gegen ihre Eltern rebelliert, indem sie laute Musik gehört oder ausgefallene Klamotten getragen haben. Heute verkriechen sie sich mit ihrer Einsamkeit ins Netz, um ihrer Wut und Verzweiflung freien Lauf zu lassen.

So praktiziert es auch der 17-jährige Protagonist im Spielfilmdebüt von Regisseurin Julia Langhof: Karl Schalckwyck (Jonas Dassler) fühlt sich gelangweilt von seinem Leben. Während seine Zwillingsschwester Anna (Eva Nürnberg) schon eifrig ihr Studium in Kanada plant, hat er noch keinen Idee, wie es für ihn nach dem anstehenden Abitur weitergehen soll.

Immer wieder Stress mit dem Vater

Seine Vater Michael (Peter Jordan), ein renommierter Architekt, bringt seine Unmut darüber fast täglich zum Ausdruck. Mutter Krista (Marie-Lou Sellem) scheint zu beschäftigt mit sich selbst, um zu bemerken, wie ihr Sohn immer mehr den Hang zur Realität verliert. Auf seinem eigenen Blog mit dem Titel „The Language Of Many Others“ philosophiert Karl als LOMO nüchtern über die Sinnlosigkeit des Lebens und stellt Clips von seiner Familie online.

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Ein veröffentlichtes Video vom gemeinsamen Familienessen bringt Michael zur Weißglut. Er bewirbt sich gerade um einen wichtigen Auftrag, der über die Zukunft seiner Selbstständigkeit und die finanzielle Situation der Schalckwycks entscheidet. Peinlichkeiten über sich im Netz sind daher das Letzte, was er gebrauchen kann.

Der jüngste Streit mit seinem Vater stellt für Karl aber nur eine weitere Bestätigung für die Berechtigung seines Frust-Blogs dar, mit dem er Follower auf der ganzen Welt erreicht. Auch seine Mitschülerin Doro (Lucie Hollmann) folgt ihm zuerst virtuell und sucht eines Tages auch in der Realität seine Nähe. Karl lässt sich verführen und verliebt sich Hals über Kopf. Doch Doro wollte nur ihren Spaß und serviert ihn schroff ab.

Ein Sex-Video mit bösen Folgen

Enttäuscht fackelt der Abgewiesene nicht lange und stellt einen Clip von ihrem ersten gemeinsamen Sex auf seinen Blog. Den Akt hatte Doro mit seinem Handy aufgenommen. Ab jetzt gerät die Situation zunehmend außer Kontrolle: Karl handelt sich mit der Aktion jede Menge Ärger ein. Er droht nicht nur von der Schule zu fliegen, sondern muss auch eine Anzeige fürchten. Ganz zu schweigen von neuen Auseinandersetzungen mit seinem Vater!

Der tobt allerdings völlig zu Recht: Wegen Karl steht jetzt die ganze Familie vor dem Bankrott. Ausgerechnet Doros Mutter entscheidet nämlich mit über die Vergabe des wichtigen Auftrags. Karl wird dazu gezwungen, seinen Blog zu löschen und muss sein Notebook und sein Smartphone abgeben.

Seine Online-Fans statten ihn aber heimlich mit neuem Handy, Earpiece und Spycam aus. Zudem reaktivieren sie seinen Internetauftritt an anderer Stelle. Fortan übernehmen die Fremden aus dem WWW die volle Kontrolle über Karls Leben. Der Jugendliche lässt sich blind von den Stimmen in seinem Ohr leiten – mit gefährlichen Konsequenzen.

Ganz anders als erwartet

Der clever zusammengeschnittene Trailer zu „LOMO“ weckt die Hoffnung auf einen spannenden Cyber-Thriller. Leider wird diese Erwartung nicht erfüllt: Der Film erweist sich mehr als zähes Psycho-Drama um einen einsamen Jugendlichen, der sich missverstanden fühlt und deshalb seine Bestätigung im Internet sucht.

Die von Langhof und Drehbuchautor Thomas Gerhold erdachte Geschichte wird zunehmend absurder und unlogischer: Es scheint wenig nachvollziehbar, warum zu Beginn etwa Karls Vater und Doro über den LOMO-Blog Bescheid wissen. Denn später ist es für die meisten anderen Follower eine große Überraschung, wer hinter der Präsenz steckt.

Noch unglaubwürdiger wird es, als Karl von seinen Fans mit neuem Equipment versehen und quasi fremdgesteuert wird. Natürlich befinden sich unter seiner WWW-Gefolgschaft auch ein paar talentierte Hacker, die sogar auf die Webcam von Doros Mutter zugreifen können. Das ist doch alles etwas zu weit hergeholt.

Zwischen Verharmlosung und Übertreibung

Viel interessanter wäre es gewesen, die Auswirkungen von Karls unverzeihlichen Blog-Beiträgen realitätsnah zu beleuchten. Die Polizei beschlagnahmt zwar seinen Laptop. Ob der Junge am Ende tatsächlich mit völlig verdienten rechtlichen Konsequenzen zu rechnen hat, bleibt aber offen. Überhaupt wird seine Tat verharmlost, da Doro nicht als Opfer, sondern als zickiges Luder dargestellt wird. Nach kurzer Entrüstung über die Veröffentlichung des Sex-Videos landete sie sogar erneut mit Jungen im Bett.

Viel lieber als Karl verteufelt der Film die virtuelle Welt an sich und trägt dabei mit technischen Spielereien wie aus einem Spionage-Thriller viel zu dick auf. Cyber-Mobbing, Onlinesucht oder eine verzerrte Realitätswahrnehmung durch die Verlagerung des sozialen Lebens ins Netz – solche weitaus nachvollziehbareren Bedrohungen und Gefahren deutet „LOMO“ leider nur an.

Dramaturgische Achterbahnfahrt jäh beendet

Interessant an Langhofs Erstlingswerk ist vor allen die audiovisuelle Inszenierung: Immer wieder überblendet die Regisseurin Szenen mit sich parallel abspielenden Chatverläufen auf Karls Blog. Die Gesprächsbeiträge werden zum Teil auch als Wirrwarr an Stimmen aus dem Off integriert. Das verleiht dem Geschehen streckenweise einen leicht surrealen Charakter.

Das Filmende mutet schließlich arg bedeutungsschwanger an und lässt durchaus Spielraum für verschiedene Interpretationen. Es kommt sehr abrupt und unterbricht die dramaturgische Achterbahnfahrt ausgerechnet in einem Moment, in dem das Tempo endlich anzieht. Einen stimmigen Schlussakkord bleibt Langhof ihrem Publikum schuldig.

Mehr Infos zum Film: www.lomo-derfilm.de

„LOMO – The Language Of Many Others“ startet am 12. Juli 2018 im Farbilm Verleih bundesweit in den deutschen Kinos.

LOMO: Kino-Freikarten zu gewinnen

hitchecker.de verlost zweimal zwei Kino-Freikarten für eine Vorstellung von „LOMO“. Die Tickets sind bundesweit einlösbar, außer in CineStar-Kinos.

Wenn ihr beim Gewinnspiel mitmachen wollt, müsst ihr die untere Frage beantworten und eine gültige E-Mail-Adresse angeben. Teilnahmeschluss ist der 16. Juli 2018. Viel Glück!

Hinweis: Nach dem erfolgreichen Versand des Gewinnspielformulars erfolgt eine Empfehlung für einen anderen redaktionellen Beitrag.

Das Gewinnspiel ist beendet. Gewonnen haben Michael T. aus Bornheim und Johannes R. aus Berlin.

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  • Rezension zu: LOMO – The Language Of Many Others
  • Redaktionswertung:

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