Schauspielerin Idil Üner bestellt "Einmal Hans mit scharfer Soße" in der Filmadapation des gleichnamigen Beststellers von Hatice Akyün. Diese wandelt auf den Spuren von Publikumserfolgen wie "Almanya" und "Türkisch für Anfänger". Mehr...
Die Filmadapation des autobiografisch angehauchten Beststellers "Einmal Hans mit scharfer Soße" von Hatice Akyün wandelt auf den Spuren von Kinohits wie "Almanya" und "Türkisch für Anfänger".
Leider fehlt es der deutschen Komödie, die neu fürs Heimkino zu haben ist, an eigenen Ideen. Es werden die üblichen Klischees durch den Kakao gezogen. Der Geschichte fehlt es am nötigen Schwung:
Hatice Coskun (Idil Üner) arbeitet als Journalistin in Hamburg und hat ganz genaue Vorstellungen von ihrem Mr. Right: Ein Deutscher muss es sein - trotz ihrer türkischen Wurzeln. Ein bisschen Leidenschaft darf der Kandidat aber durchaus mitbringen. Ihr aktueller Freund Stefan (Janek Rieke) interessiert sich zwar brennend für die Kultur ihres Heimatlandes. Doch ihm fehlt definitiv das Feuer.
Ausgerechnet vor einem Besuch bei Hatices Familie kommt es zum Streit und Stefan erhält den Laufpass. Hatices Vater Ismail (Adnan Maral) zeigt sich wenig begeistert: Sein größter Wunsch ist es, seine nunmehr 34-jährige Tochter endlich unter die Haube zu bringen. Ähnlich denkt Hatices jüngere und schwangere Schwester Fatma (Sesede Terziyan), die ihren Freund heiraten will. Nach anatolischer Tradition darf sie das aber erst, wenn Hatice zuvor den Bund der Ehe eingegangen ist. Um es ihrer Familie recht zu machen, begibt sich Hatice daher auf dringende Männersuche.
Wenige Herren der Schöpfung kommen in die engere Auswahl, Hatices schwuler Kumpel Gero (Max von Thun) versagt als Fake-Freund und dem schnuckeligen Hannes (Steffen Groth) geht alles zu schnell. Hatice muss ihren Vater also mal wieder belügen, um ihn nicht zu enttäuschen. Als der Schwindel auffliegt, ist große Familienkrise angesagt.
Genau dieser Vater-Tochter-Konflikt hätte ebenso viel dramaturgisches Potenzial geboten wie die Herausforderung, sich als Deutsch-Türkin zwischen zwei so unterschiedlichen Kulturen zu arrangieren. Regisseurin Buket Alakus streift diese Themen aber nur sehr oberflächlich. Diverse Albernheiten auf RTL-Serienniveau bagatellisieren die Probleme im Film.
Die amourösen, sich wiederholenden Verstrickungen der Protagonistin stehen klar im Vordergrund. Das ist quasi wie eine überlange Folge "Doctor's Diary", nur mit einer Deutsch-Türkin statt einer Ärztin und deutlich schwächeren Pointen. Zu allem Überfluss halluziniert Hatice auch noch regelmäßig von einer anatolischen Miniatur-Familie, die sie quasi wie ein schlechtes Gewissen an die türkischen Traditionen erinnert.
In diesen trashigen Klamauk-Momenten fühlt sich auch Hauptdarstellerin Idil Üner ("Mordkommission Istanbul") sichtlich unwohl. Die eher für ernstere Rollen bekannte Schauspielerin versucht, das Beste aus ihrer unausgegorenen Figur zu machen. Die zuweilen arg naive und unbeholfene Seite ihrer Rolle mag aber nicht so recht zu ihr passen.
Auch wenn sich Kostüm und Maske größte Mühe geben, fallen bei der Besetzung die großen Altersunstimmigkeiten zwischen den einzelnen Schauspielern und ihren Rollen auf. Die 42-jährige Ünel spielt eine 34-Jährige, Sirir Eloglu (Jahrgang 1965) und Adnan Maral (Jahrgang 1968) wirken als ihre Filmeltern viel zu jugendlich.
Zum Glück nimmt sich "Einmal Hans mit scharfer Soße" aber selbst nicht allzu ernst. So kann die seichte Kultur-Clash-Komödie trotz der Kritikpunkte unterhalten, wenn man nicht zu viel erwartet. Ein Bora Dagtekin hätte sicher mehr aus der Vorlage gemacht.
Vielleicht lässt sich der kreative Kopf hinter "Türkisch für Anfänger" und "Fack ju Göhte" für ein mögliches Sequel verpflichten. Die Romanfortsetzung "Ali zum Dessert: Leben in einer neuen Welt" von Hatice Akyün ist bereits vor vier Jahren erschienen.
Link: www.einmalhansmitscharfersosse-derfilm.de
Veröffentlichung am 20.11.2014 auf DVD und Blu-ray (EuroVideo Medien GmbH)
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