Wer die Ausstrahlung bei Arte verpasst hat, kann "Zimmer 108" jetzt im Heimkino nachholen. In der belgischen Miniserie geht es um ein totes Mädchen, das seine eigene Ermordung aufklären muss. Der Mystery-Krimi-Mix ist trotz gewisser Längen sehr spannend ausgefallen. Mehr...
Wer die Ausstrahlung bei Arte verpasst hat, kann "Zimmer 108" jetzt im Heimkino nachholen. In der belgischen Serienperle geht es um ein totes Mädchen, das seine eigene Ermordung aufklären muss.
Untote gab es in den letzten Jahren reichlich in Filmen und Serien, meist in Form von gefräßigen und weniger angenehmen Zombies. Die flämische Mysteryserie "Beau Séjour" verfolgt einen anderen Ansatz: Ihre getötete Protagonistin wandelt überraschend menschlich und lebendig durch die Welt.
Die Pilotfolge von "Zimmer 108", wie die Produktion des Senders Eén hierzulande heißt, beginnt wie ein Albtraum: Die 19-jährige Kato Hoeven (Lynn Van Royen) erwacht blutüberströmt im Hotel Beau Séjour, das momentan geschlossen ist und renoviert wird. Wie ist sie nur hergekommen? Was ist nach dem örtlichen Schützenfest in der vorausgegangenen Nacht passiert?
Nichts Gutes, wie sich zeitnah herausstellt: Kato entdeckt ihre eigene Leiche in der Badewanne von Zimmer 108. Zuerst will die junge Frau nicht glauben, dass sie wirklich tot ist. Doch zu Hause blickt ihre Mutter (Inge Paulussen) einfach durch sie hindurch. Anders verhält es sich mit ihrem alkoholkranken Vater (Kris Cuppens): Er kann seine tote Tochter noch sehen und mit ihr kommunizieren, selbst als ihre Leiche aus dem Baggersee geborgen wird.
Ihm geht es wie einigen anderen Menschen aus Katos Umfeld, die mehr oder weniger geschockt mit diesem merkwürdigen Umstand umgehen. Fest dazu entschlossen, ihren eigenen Tod aufzuklären, stößt die Rebellin schnell auf Widerstand: Vor allem Polizeichef Alexander Vinken (Johan Van Assche), der sie ebenfalls wahrnimmt, scheint ihre Nachforschungen gezielt zu boykottieren.
Von dem Onkel ihre Ex-Freundes Leon (Maarten Nulens) kann sie keine Hilfe erwarten. Alexanders Sohn Charlie (Joren Seldeslachts) unterstützt sie jedoch dabei, die ermittelnden Kommissarinnen auf die richtige Spur zu bringen. Dabei kommen immer mehr dunkle Geheimnisse über die Bewohner der verschlafenen Kleinstadt ans Licht.
Trotz des prägenden Mystery-Elements wirkt "Zimmer 108" wie ein authentischer Krimi. Das liegt vor allem an den Schauspielern, die Personen aus dem Alltag der Zuschauer sein könnten. Hier agieren keine schön operierten Stars vor weichgezeichneter Hochglanz-Kulisse wie in US-Serien, sondern echte Charakterköpfe in düsterem Ambiente. Die blassen und unterkühlten Bilder erinnern stark an skandinavische Produktionen wie "Kommissarin Lund" und "Die Brücke", aber auch an den französischen TV-Hit "Les Revenants".
Diese atmosphärische Inszenierung trägt maßgeblich zur Spannung der Serie bei. Natürlich packt aber vor allem Katos wendungsreiche Suche nach ihrem Mörder. Bei der Vielzahl an Verdächtigen mit all ihren persönlichen Abgründen und Leichen im Keller tappt man als Zuschauer lange im Dunkeln. Was sich genau in der Mordnacht abgespielt hat, wird erst in der zehnten und finalen Episode enthüllt. Bis dahin weist "Zimmer 108" durchaus ein paar Längen auf. Das Erzähltempo ist eher gemächlich, so richtig langweilig wird es aber nie.
Etwas holprig ist die deutsche Synchronfassung ausgefallen. Doch selbst wer Niederländisch versteht, kann nicht auf den Originalton zurückgreifen: Die DVD-Box bietet nur den deutschen Ton und auch keine Untertitel. Bonusmaterial sucht man darauf ebenfalls vergebens.
Eine zweite Staffel von "Beau Séjour" ist übrigens nicht geplant. Das Projekt war von Anfang an als Miniserie vorgesehen.
"Zimmer 108: Staffel 1": Veröffentlichung am 13.04.2017 auf DVD (Universum Film)
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