Die klischeegetränkte Zeitreise in die Macho-Verlagswelt der 1970er hat ein schnelles Ende gefunden: Die Retro-Serie "Zarah: Wilde Jahre" mit Claudia Eisinger in der Hauptrolle ist im ZDF gefloppt. Lohnt sich der Griff zur DVD? Mehr...
Die Zeitreise in die Macho-Verlagswelt der 1970er hat ein schnelles Ende gefunden: Die ZDF-Serie "Zarah: Wilde Jahre" ist gefloppt. Woran hat es gelegen?
Das ZDF schickte im vergangenen September die selbsternannte Journalistenserie "Zarah: Wilde Jahre" ins Quotenrennen. Allerdings blieben die Zuschauer weitgehend aus und bereits nach zwei ausgestrahlten Episoden wanderte die Produktion von den Machern von "Club der roten Bänder" ins Nachtprogramm und zu ZDFneo.
Die komplette erste und mit ziemlicher Sicherheit einzige Staffel von "Zarah" sucht ihr Publikum ab 27. Oktober nun im Heimkino. Neben sechs knapp 45-minütigen Folgen umfasst die DVD-Box entfallene Szenen und Outtakes als Extras. Das ist immerhin ein kleiner Trost für die wenigen Serienfans, die das ZDF mit der schnellen Quasi-Absetzung enttäuscht haben dürfte. Doch warum kam es überhaupt zum Quotenflop?
Eine erste Vermutung: Die Prämisse der Geschichte erinnert zu stark an die Amazon-Miniserie "Good Girl Revolt" aus dem vergangenen Jahr. Diese dreht sich um eine Gruppe von Mitarbeiterinnen des US-Nachrichtenmagazins "Newsweek", die in den 70ern rechtlich gegen ihre Diskriminierung am Arbeitsplatz vorgeht. Auch das ZDF-Pendant spielt im Schlaghosen-Jahrzehnt und mit einer ganz ähnlichen Thematik.
Die emanzipierte Bestseller-Autorin und Aktivistin Zarah Wolf (Claudia Eisinger) fängt in der Hamburger Redaktion der auflagenstarken Illustrierten "Relevant" an. Als Journalistin und stellvertretende Chefredakteurin will sie sich für die Gleichberechtigung der Frau einsetzen. In der von Männern dominierten Verlagswelt bekommt sie den Widerstand jedoch am eigenen Leib zu spüren. Immer wieder muss sie drastische Maßnahmen ergreifen, um sich durchzusetzen.
Leider geht die Protagonistin dabei nie so clever und charmant vor wie die Heldinnen in "Good Girl Revolt". Statt nackten Frauenbrüsten bringt sie kurzerhand einen Männerhintern aufs Magazin-Cover und agiert damit ähnlich platt wie ihre Macho-Kollegen. Die Geschlechterklischees werden bis in die Extreme ausgereizt. Dabei kommen weder die Männer noch die Frauen wirklich gut weg.
Die wenig sympathische Zarah Wolf taugt nur bedingt zum Mitfiebern. Die Figur wirkt zwar kämpferisch, aber auch leidenschaftslos und extrem egoistisch. Da ist es nachvollziehbar, dass ihre männlichen Gegenspieler besonders sexistisch und unfair dargestellt werden müssen. Die Serie rechtfertigt diese Überspitzungen mit ihrer Zeitreise zurück in die 70er. Frei nach dem Motto: Damals herrschten noch andere Zustände.
Viel spannender und mutiger wäre es allerdings gewesen, sich brisanten Gleichberechtigungsfragen aus aktueller Sicht zu widmen. Viele Kämpfe mögen seit damals zwar ausgestanden sein. Doch auch anno 2017 muss noch über eine Frauenquote im Job, gerechte Gehälter und fragwürdige Frauenbilder in den Medien diskutiert werden.
Vermutlich hätte man als öffentlich-rechtlicher Sender dafür aber zu viel Selbstkritik üben müssen. Ohne die bunten, detailverliebten Klamotten und Kulissen im Retro-Look wäre "Zarah" zudem der optische Unterhaltungswert abhandengekommen. Aber dieser allein hat offensichtlich nicht ausgereicht, um das ZDF-Publikum zu packen.
"Zarah: Wilde Jahre, Staffel 1", Veröffentlichung am 27.10.2017 auf DVD (Edel Germany GmbH)
Ihr habt die ZDF-Serie aufgrund der Programmänderungen nicht bis zum Ende verfolgt? Dann macht mit bei unserem Gewinnspiel: hitchecker.de verlost drei DVD-Boxen mit allen Folgen von "Zarah: Wilde Jahre". Teilnahmeschluss ist der 25. November 2017. Viel Glück!
Das Gewinnspiel wurden beendet. Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner Karsten W. aus Münster, Lisa G. aus Böblingen und Hans-Werner D. aus Erfurt!
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