"Wayward Pines" war ein kleines, aber feines Prestige-Projekt für das US-Network FOX: Im Mai wurde die Miniserie parallel in 33 Sprachen und in 125 Ländern ausgestrahlt. Jetzt gibt es das Mystery-Drama auf DVD. Mehr...
Die Mysteryserie "Wayward Pines" zeigt viel zu früh viel zu viel. Damit ist nicht (nur) Hauptdarsteller Matt Dillon gemeint.
"Wayward Pines" war ein kleines, aber feines Prestige-Projekt für das US-Network FOX: Im Mai wurde die zehnteilige Miniserie parallel in 33 Sprachen und in 125 Ländern ausgestrahlt. Auch in Deutschland war das Mystery-Drama beim gleichnamigen Bezahlsender zu sehen. Die Inszenierung übernahm Hollywood-Regisseur M. Night Shyamalan ("The Sixth Sense"), für die Hauptrolle wurde mit Matt Dillon ebenfalls ein bekannter Name verpflichtet. Die Geschichte basiert auf einer dreiteiligen Buchreihe des US-Autors Blake Crouch.
Es stellt eine kleine Herausforderung dar, diese zusammenfassen, ohne vorab zu viel über die Handlung zu verraten. Ein Versuch: Secret Service Agent Ethan Burke (Dillon) befindet sich auf der Suche nach zwei vermissten Kollegen. Eine Spur führt in die kleine Ortschaft Wayward Pines. Doch noch ehe er dort ankommt, ereignet sich ein Autounfall. Danach erwacht Burke im Wald und landet schließlich im Krankenhaus des verschlafenen Kaffs. Die Geldbörse mit seinem Ausweis ist genauso verschwunden wie sein Handy.
Burkes Bemühungen, seine Frau und seinen Sohn telefonisch zu erreichen, scheitern. Krankenschwester Pam (Melissa Leo) kann oder will ihm nicht weiterhelfen. Auch Sheriff Arnold Pope (Terrence Howard) verhält sich äußerst merkwürdig und begegnet ihm mit Gleichgültigkeit. Selbst als Burke die Leiche seines Kollegen in einer Hütte im Wald entdeckt, zuckt Pope nur mit der kalten Schulter.
Was zum Teufel läuft in Wayward Pines eigentlich schief? Noch sehr viel mehr, wie Burke schon bald erkennen muss: Jedes Mal, wenn einer der Bewohner versucht, die Stadt zu verlassen, passiert etwas Schlimmes.
Auch für die Zuschauer drängen sich bereits in der Pilotfolge von "Wayward Pines" mindestens so viele Fragen und Befürchtungen auf wie dem Protagonisten: Hat sich etwa ein "Twin Peaks"-Fan dieses vertraute Kleinstadtszenario ausgedacht? Oder handelt es sich doch eher um eine abgewandelte Variante von "Under The Dome"? Wird sich die Serie in so viele Absurditäten und Geheimnisse verstricken wie einst "Lost"?
Was genau hinter den mysteriösen Ereignissen in Wayward Pines steckt, wird tatsächlich schon in der fünften Episode geklärt. Leider bauen die zunächst unheimliche Atmosphäre und die knisternde Spannung genau ab diesem Zeitpunkt rapide ab: Das schreckliche Unbekannte bekommt quasi ein Gesicht und öffnet die Türen für viele trashige Momente.
Nein, der subtilen und äußerst charmanten Kultserie "Twin Peaks" kann "Wayward Pines" bei Weitem nicht das Wasser reichen. Der Twist in der Staffelmitte macht so vieles kaputt, was die optisch gelungene Umsetzung noch zu Beginn versprochen hatte: Die eigenwilligen Kameraeinstellungen, die bedrohliche Beleuchtung und die surreal wirkenden Kulissen verlieren ihren Reiz, als Shyamalan plötzlich zu viel zeigt.
Die Serie hat noch ein entscheidendes Problem: Spielt Matt Dillon wirklich so hölzern oder liegt das einfach nur an seinem recht langweiligen Charakter? Dieser ist ein pflichtbewusster, hartnäckiger Agent und ein untreuer, aber einsichtiger Ehemann. Viel mehr gibt die Figur Ethan Burke nicht her. In den ersten Folgen wirkt sie für einen Titelhelden überhaupt viel zu hilflos und passiv. Mit angeschminkter Kopfwunde torkelt Dillon durch Wayward Pines und wirkt dabei ein bisschen wie Frankensteins unbeholfenes Monster.
Motivierte Nebendarsteller wie Terrence Howard, Juliette Lewis und allen voran Melissa Leo schaffen es, "Wayward Pines" trotz ihrer eingeschränkten Screen-Zeit so viel mehr zu prägen als der eigentliche Hauptdarsteller. Doch ihre Beteiligung bleibt zu gering, um aus dem mittelmäßigen Mystery-Sammelsurium ein echtes TV-Highlight zu machen.
Eine zweite Season von "Wayward Pines" war ursprünglich nicht angedacht, wurde im Nachhinein aber nicht ganz von FOX und den Machern ausgeschlossen. Allerdings müsste Blake Crouch zuerst neue Romane schreiben, da die erste Staffel bereits die komplette Geschichte seiner Trilogie abdeckt. Das offene Ende würde durchaus Anhaltspunkte für eine Fortsetzung geben. Die eher durchschnittlichen US-Einschaltquoten sprechen aber nicht unbedingt dafür, an der Serie festzuhalten.
Die neu erschienen DVD-Box mit der ersten und vermutlich letzten Staffel von "Wayward Pines" bietet ein kurzes Making-of und ein vorwiegend aus Ausschnitten bestehendes Featurette über den ganz besonderen Stil der Serie.
Veröffentlichung am 05.11.2015 auf DVD und Blu-ray (Twentieth Century Fox)
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