Manchmal halten gute Quoten eine Serie am Leben, die ihre besten Zeiten längst hinter sich gelassen hat. Die britische Krimireihe "Vera: Ein ganz spezieller Fall" zeigt in Staffel 6 deutliche Ermüdungserscheinungen. Hauptdarstellerin Brenda Blethyn wird einfach nicht mehr gefordert. Mehr...

Vera, ein ganz routinierter Fall
© Edel Germany GmbH / ITV Studios

Manchmal halten gute Quoten eine Serie am Leben, die ihre besten Zeiten längst hinter sich gelassen hat. Die britische Krimireihe "Vera: Ein ganz spezieller Fall" zeigt in Staffel 6 deutliche Ermüdungserscheinungen.

Einige Serien sind einfach nicht totzukriegen. Wirklich Neues können sie zwar nicht mehr erzählen und die vertrauten Charaktere bieten kaum noch Spielraum für eine Weiterentwicklung. Doch trotz inhaltlicher Schwächen geht es weiter, weil das Format längst zu einer Institution im Programm geworden ist.

Genau so verhält es sich auch mit der britischen Krimireihe "Vera: Ein ganz spezieller Fall", die ihre Zuschauerzahl im Laufe der Jahre konstant steigern konnte. Durchschnittlich 7,88 Millionen Fans pro Folge fieberten 2016 allein in Großbritannien bei Staffel 6 mit. Die Ausstrahlung dieser erfolgte hierzulande bereits im August und September des vergangenen Jahres. Erst jetzt erscheinen die vier, jeweils spielfilmlangen Episoden auf DVD.

Eine Leiche im Moorgebiet

Die 71-jährige Schauspielerin Brenda Blethyn schlüpft wieder in die Rolle der kratzbürstigen Ermittlerin Vera Stanhope. Es gilt für die polarisierende Protagonistin einmal mehr, verzwickte Morde aufzuklären:

Im ersten Fall wird die Leiche einer 56-jährigen Frau im Moorgebiet Northumberlands gefunden. Es handelt sich bei der Toten um Anne-Marie Richards. Diese war aus Schottland zurückgekehrt, um sich nach langem Streit endlich mit ihren Töchtern zu versöhnen. Hatten die etwa so gar keine Lust dazu und ermordeten ihre Mutter?

Als nicht weniger knifflig gestalten sich Veras Nachforschungen im Mordfall um einen jungen Mann, der als Schausteller auf einem Jahrmarkt gearbeitet hat. Jamie Thorne wurde erschlagen und danach in Plastikplanen gewickelt. Stecken Bobby und Morven Pevensey, die Betreiber und letzten Arbeitgeber des Opfers, hinter der Tat? Eine weitere Spur führt Vera und DC Aiden Healy (Kenny Doughty) zur ortsansässigen Familie des Pfarrers Haleford, die Jamie einst bei sich aufgenommen hatte.

Ein Toter im Fischernetz

Gleich mit zwei Leichen müssen sich Vera und ihr Team in der Folge "Die Mottenfalle" herumschlagen. Zuerst kommt die 22-jährige Alex Gartside bei einem Unfall mit Fahrerflucht ums Leben. In einem Gutshaus, um das sich Alex gekümmert hat, stößt die Polizei schließlich auf einen weiteren Leichnam: Der Mottenzüchter Martin Nielson liegt erstochen am Boden. Die forensische Untersuchung stellt schließlich eine Verbindung zwischen den Toten her: Alex könnte bei der Ermordung Nielsons dabei gewesen sein. Vera ist davon überzeugt, dass noch eine dritte Person in den Fall verwickelt sein muss.

Richtig mysteriös wird es im Staffelfinale: Hier sorgt der Fund des toten Tommy Stonnal für Aufregung am Hafen. Der Fischer galt sechs Wochen lang als vermisst, seine Leiche wurde aber erst jetzt aus den Netzen eines Nordsee-Trawlers geborgen. Die Pathologie stellt fest: Stonnal kann erst seit etwa 24 Stunden tot sein. Wo also ist er die ganze Zeit gewesen? Tommys Söhne halten Jay Connock für den Mörder. Mit dem Besitzer des örtlichen Fischmarkts lag ihr Vater schon lange im Streit. Veras Ermittlungen führen aber in eine ganz andere Richtung. Ihr neuer Teamkollege DC Hicham Cherradi (Noof McEwan) liefert schließlich einen entscheidenden Hinweis, der einen komplexen Familienzwist offenbart.

Die Drehbuchautoren haben sich wieder viele Wendungen innerhalb der einzelnen Fälle ausgedacht. Diese machen es für die Zuschauer fast unmöglich, frühzeitig den oder die Täter zu erraten. Die Spannung bleibt so bis zum Schluss erhalten. Die Geschichten wirken allerdings sehr konstruiert und mitunter etwas hanebüchen. Das viele Hin und Her muss aber zwangsläufig sein: Sonst wären die Geschichten viel zu schnell zu Ende erzählt.

Staffel 9 kommt 2019

Handlungsstränge um das Privatleben Veras und ihrer Kollegen scheinen dagegen keine Option mehr, um diese auf knapp 90 Minuten zu strecken. Der Fokus liegt bereits seit einigen Staffeln komplett auf den Fällen. Gerade die zu Beginn der Serie noch so interessante und vielschichtige Titelheldin verkommt immer mehr zur mürrischen Alten.

Ihre Launen und Macken stehen jetzt ohne weitere Erklärungen im Raum. Das ist überaus schade, weil so eine fähige Mimin wie Brenda Blethyn einfach nicht mehr ausreichend gefordert wird.

Da "Vera" aus Quotensicht aber noch immer ein großer Erfolg ist, geht die Krimi-Routine weiter: In den letzten Wochen lief bereits eine achte Staffel beim britischen Sender ITV. Eine neunte soll 2019 folgen. Die Ausstrahlung der siebten Staffel ist in Deutschland wohl später in diesem Jahr im Programm von ZDFneo zu erwarten.

"Vera: Ein ganz spezieller Fall – Staffel 6", Veröffentlichung am 02.02.2018 auf DVD (Edel Germany GmbH)

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  • Rezension zu: Vera: Ein ganz spezieller Fall – Staffel 6
  • Redaktionswertung:

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