Die britische Miniserie "Thirteen: Ein gestohlenes Leben" erzählt von einem Entführungsdrama, das an den Fall Natascha Kampusch erinnert. Die BBC-Produktion punktet vor allem mit ihrer überzeugenden Hauptdarstellerin. Mehr...

Thirteen: Packendes Entführungsdrama
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Die britische Miniserie "Thirteen: Ein gestohlenes Leben" erzählt von einem Entführungsdrama, das an den Fall Natascha Kampusch erinnert. Die BBC-Produktion punktet vor allem mit ihrer überzeugenden Hauptdarstellerin.

Als junger Teenager wurde Ivy Moxam (Jodie Comer) entführt und 13 Jahre in einem Keller gefangen gehalten. Nun gelingt ihr die Flucht, doch in vermeintlicher Freiheit warten die nächsten Torturen auf die inzwischen 26-Jährige.

Auf dem Polizeirevier wird sie behandelt wie ein Beweisstück und muss unzählige Untersuchungen über sich ergehen lassen. Noch ermüdender sind die Befragungen durch die ehrgeizige und schroffe Ermittlerin Lisa Merchant (Valene Kane) und ihren immerhin einfühlsameren Partner Elliott Carne (Richard Rankin). Merchant sieht in dem Fall vor allem eine Karrierechance, Carne ist dagegen um das Wohl des Opfers besorgt.

Längst zerbrochenes Familienglück

Ivy findet auch nicht zur Ruhe, als sie zurück in die Obhut ihrer Familie kommt. Denn dort brodelt es unter der Oberfläche: Ihre überbesorgte Mutter Christina (Natasha Little) stiftet alle dazu an, der verlorenen Tochter eine heile Welt vorzugaukeln.

So zieht Ivys Vater Angus (Stuart Graham) wieder zu Hause ein, obwohl er längst mit einer anderen Frau zusammenlebt. Emma (Katherine Rose Morley), Ivys jüngere Schwester, soll gute Miene zum bösen Spiel machen. Dabei plagen sie zunächst Zweifel: Handelt es sich bei der Zurückgekehrten tatsächlich um Ivy?

Auch Lisa Merchant bleibt misstrauisch: Ivy scheint nicht die ganze Wahrheit zu erzählen. Welche Details ihrer Gefangenschaft lässt sie aus? Will sie etwa ihren Entführer schützen?

Dieser befindet sich noch immer auf freiem Fuß und nimmt schließlich ein weiteres Mädchen in seine Gewalt. Doch nur mit Ivys Unterstützung kann es der Polizei gelingen, den Kidnapper zu fassen. Ein letztes Mal muss die traumatisierte Frau ihrem Peiniger gegenübertreten.

Ausnahmesituation für alle Beteiligten

Das unschöne Wiedersehen zum Showdown der fünfteiligen BBC-Reihe "Thirteen", die neu fürs Heimkino zu haben ist, kommt ziemlich übereilt. Zuvor nimmt sich die britische Miniserie viel Zeit, ein packendes und intensives Drama zu inszenieren. Es geht dabei weniger um die Täterfrage. Vielmehr steht die Ausnahmesituation im Vordergrund, in der sich die Protagonistin, ihre Familie und ihre ehemaligen Freunde befinden.

Ivy kehrt nach vielen Jahren Gefangenschaft in eine Welt zurück, in der nichts mehr so ist, wie es einmal war. Alle haben sich verändert und weiterentwickelt, während sie sich im dunklen Keller an ihre Jugenderinnerungen geklammert und Hoffnung daraus geschöpft hat. Im Kopf ist sie das kleine Mädchen von damals geblieben, das noch immer für Schulfreund Tim (Aneurin Barnard) schwärmt. Doch der ist längst verheiratet und führt sein eigenes Leben.

Ivys unverhoffte Rückkehr nach so langer Zeit wirft aber auch ihre erste Liebe aus der Bahn, lässt alte Schuld- und Trauergefühle wieder hochkommen. Noch stärker betrifft dies natürlich die Mitglieder der Moxam-Familie. Sie wollen Ivy einerseits beschützen. Andererseits sind sie völlig überfordert mit allem und wissen nicht, wie sich sich verhalten sollen.

Paraderolle für Jodie Comer

Die Verzweiflung der Charaktere macht "Thirteen" aus, vor allem weil sie dank großartiger Darstellerleistungen so authentisch wirkt. Allen voran überzeugt Jodie Comer in der Hauptrolle. Sie schafft es, Ivy naiv und jung wie ein Teenager wirken zu lassen. Gleichzeitig verleiht sie der Figur etwas Dunkles und Geheimnisvolles. Welches Leid ihr im Detail während der Gefangenschaft widerfahren ist, behält die Protagonistin aus Angst und Selbstschutz für sich.

Dem recht klischeehaft angelegten Ermittlerduo gelingt es nur bedingt, Genaues aus Ivy herauszukitzeln. So unsensibel und unprofessionell wie Merchant und Carne immer wieder agieren, verwundert dies aber kaum. Die obligatorische Liebesromanze zwischen den beiden entpuppt sich ebenfalls als überaus unglaubwürdig: Die Chemie zwischen Valene Kane und Richard Rankin stimmt einfach nicht.

Übereiltes Finale ohne Überraschungen

Das Fehlverhalten der Polizei bei der Jagd nach dem Entführer erfüllt ohnehin nur den dramaturgischen Zweck, Ivy regelmäßig in Gefahr zu bringen. Zum Schluss muss sie sich ganz alleine gegen den Mann zu helfen wissen, der ihr so viel wertvolle Lebenszeit geraubt hat. Die Auflösung fällt in den letzten Minuten der Serie leider etwas zu simpel aus.

"Thirteen" fehlt ein überraschender Twist, den man als Zuschauer nach all der langsam aufgebauten Spannung erwartet hat. Fast wirkt es so, als wären fünf Episoden nicht genug gewesen, um die Geschichte zufriedenstellend zu Ende zu erzählen. Eine zweite Staffel wird es nicht geben. Die Serie war von Anfang an als abgeschlossener Mehrteiler geplant.

Neben den einzelnen Folgen bietet die DVD-Box mit den Featurettes "Wer ist Ivy Moxam?" und "Thirteen - Ein Einblick" zwei kurze "Behind The Scenes"-Specials als Extras.

"Thirteen: Ein gestohlenes Leben": Veröffentlichung am 27.01.2017 auf DVD (Polyband)

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  • Rezension zu: Thirteen: Ein gestohlenes Leben
  • Redaktionswertung:

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