Eine Überschwemmung trennt die toten Wiederkehrer und die übrig gebliebenen Bewohner eines französischen Bergstädtchens in der zweiten Staffel von „Les Revenants“. Die Produktion des Pay-TV-Senders Canal+ besticht weiterhin durch ihre knisternde Atmosphäre. Mehr...
Eine Überschwemmung trennt die toten Wiederkehrer und die übrig gebliebenen Bewohner eines französischen Bergstädtchens in der zweiten Staffel von „Les Revenants“.
Lebenden Untote, die zurückkehren, waren in den vergangenen Jahren ein beliebtes Thema in TV-Serien. Man denke an die Zombies aus „The Walking Dead“, „Fear The Walking Dead“, „Z Nation“ und „iZombie“. Ganz auf trashige Splatter-Momente verzichtet die französische Produktion „Les Revenants“, die international besser unter dem Titel „The Returned“ bekannt ist.
Die Toten, die darin in einem abgelegenen französischen Alpenstädtchen auftauchen, wirken auf den ersten Blick ganz normal. Sie mögen sich nicht konkret an ihre Todesumstände erinnern, dafür an ihr altes Leben mit all den Menschen, die dieses ausmachten. Während ihre Lieben gealtert sind, schauen die Wiederkehrer noch wie damals aus.
In den ersten acht Folgen von „Les Revenants“ führte das Wiedersehen mit längst verstorbenen Familienmitgliedern, Partnern und Freunden schnell zu ersten Konflikten. Die Angst vor dem Unbekannten war schließlich größer als die Freude, verpasste Momente nachzuholen. Zum Staffelfinale spitzte sich die Situation zu: Tödliche Kugeln, schmerzliche Abschiede und verhärtete Fronten zwischen den Lebenden und den Toten ließen die Zuschauer verstört und mit vielen offenen Fragen zurück.
Fast drei Jahre hat sich der französische Pay-TV-Sender Canal+ für eine zweite Staffel der Mysteryserie Zeit gelassen. Die acht neuen Episoden sind endlich auch hierzulande fürs Heimkino erhältlich und bringen mehr Licht ins Dunkel:
„Les Revenants“ macht einen Zeitsprung von sechs Monaten. Eine unerklärliche Überschwemmung hat das Bergdorf auseinandergerissen. An dem einen Ufer haben sich die Wiederkehrer angesiedelt. Die andere Seite wirkt wie eine Geisterstadt. Nur noch wenige Menschen sind im Ort geblieben. Das Militär hat die ganze Sporthalle für sich eingenommen, um das Verschwinden einiger Polizisten und Bewohner vor einem halben Jahr aufzuklären.
Für die vermeintlichen Probleme mit dem Staudamm wird der Spezialist Berg (Laurent Lucas) hinzugezogen. Dieser ist kein Fremder in der Stadt, wie sich schon bald herausstellen soll. Gleich in seiner ersten Nacht fährt er den zurückgekehrten Toni (Grégory Gadebois) an, der wie aus dem Nichts auf der Straße aufgetaucht ist.
Es ist nicht der einzige Tote, der sich doch wieder zwischen die Lebenden mischt: Sein gewalttätiger Bruder Serge (Guillaume Gouix) geht noch immer in den Wäldern auf die Jagd. Plötzlich erfreut sich mit Milan (Michaël Abiteboul) auch noch der Vater der ungleichen Geschwister wieder des Lebens. Der blutdurstige Soziopath entpuppt sich als eine Schlüsselfigur der tragischen Geschehnisse vor 35 Jahren. Damals kam es im Ort zu brutalen Morden und einem folgenschweren Bruch des alten Staudamms.
In Rückblenden werden nach und nach Lücken in den Geschichten der einzelnen Protagonisten geschlossen: Das Schicksal des kleinen Victor/Louis (Swann Nambotin) spielt dabei eine wichtige Rolle. Von dem Jungen scheint eine ganz besondere Macht auszugehen. Birgt er alle Antworten auf die große Frage nach dem Geheimnis um die Wiederkehrer?
Jérôme (Frédéric Pierrot) droht an der Suche nach diesen zu zerbrechen. Die letzten Monate bemühte er sich vergeblich, Zusammenhänge zwischen den zurückgekehrten Toten herzustellen. Wird er seine Frau Claire (Anne Consigny), die sich mit ihrer untoten Tochter Camille (Yara Pilartz) den Wiederkehrern angeschlossen hat, je wiedersehen?
Während Jérôme wie ein Besessener recherchiert, muss Camilles Zwillingsschwester Lena (Jenna Thiam) mit ihrer Trauer ganz alleine klarkommen. Zuflucht findet sie ausgerechnet bei Serge - mit fatalen Folgen. Toni wird unterdessen von Pierre (Jean-François Sivadier), dem undurchsichtigen Leiter der örtlichen Tafel, festgehalten.
Ein Wiedersehen gibt es auch mit der schwangeren Adèle (Clotilde Hesme), bei der verfrüht die Wehen einsetzen. Der tote Simon (Pierre Perrier) lässt nicht lange auf sich warten. Er will einen neugeborenen Sohn mit auf die Seite der Wiederkehrer nehmen. Dort führen er und die von Visionen geplagte Lucy (Ana Girardot) etwas im Schilde.
Diese grobe Zusammenfassung zeigt auf, wie viel tatsächlich in der zweiten „Les Revenants“-Staffel passiert. Dennoch fühlt es sich aufgrund der tiefenentspannten Inszenierung beim Anschauen nicht so an. Die Dialogarmut der Szenen und die generell langen Einstellungen verstärken diesen Eindruck. Die Serie verzichtet fast ganz auf Action und Blut, um sich vollends auf ihre Charaktere und Geschichten zu konzentrieren.
Das klingt zäh, funktioniert allerdings erstaunlich gut, wenn man sich auf die düsteren, melancholischen Bilder einlässt. Hinzu kommt eine stimmungsvolle Naturkulisse und ein charismatisches Schauspieler-Ensemble, das die übernatürlichen Elemente der Serie erstaunlich authentisch wirken lässt.
„Les Revenants“ packt und bewegt, auch wenn das Rätsel um die Wiederkehrer am Ende nicht aufgelöst wird. Halbherzige Erklärungen hätten vermutlich sogar die knisternde Atmosphäre kaputtgemacht. Eine mögliche dritte Staffel der Serie ist zwar noch nicht vom Tisch. Aufgrund anderweitiger Verpflichtungen der Darsteller dürfte eine Fortsetzung in naher Zukunft aber ausgeschlossen sein.
„The Returned: Die komplette zweite Staffel“: Veröffentlichung am 06.10.2016 auf DVD und Blu-ray (Studiocanal)
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