Das britische Historiendrama „The Last Kingdom“ richtet sich an Kenner der Literaturvorlage und Fans von Serien wie „Vikings“ und „Game Of Thrones“. Beide Zielgruppen wird es aber wohl nicht so recht packen können. Mehr...
Das Historiendrama „The Last Kingdom“ richtet sich an Kenner der Literaturvorlage und Fans von Serien wie „Vikings“ und „Game Of Thrones“. Beide Zielgruppen wird es aber wohl nicht so recht packen können.
Die britische Serie „The Last Kingdom“ basiert auf der Uhtred-Saga von Schriftsteller Bernard Cornwell. Diese umfasst inzwischen zehn Romane. Die erste Staffel der BBC-Produktion, die neu fürs Heimkino zu haben ist, versucht die zwei Auftaktbände in acht einstündige Episoden zu packen.
Das wird den gut 500 Seiten dicken Wälzern leider nicht gerecht. Vor allem die Kindheit von Protagonist Uhtred handelt Drehbuchautoren Stephen Butchard („Schutzengel“) in nur wenigen Minuten ab. Dabei ist gerade diese überaus wichtig für den Grundkonflikt der Geschichte.
Ende des 9. Jahrhunderts wird Uhtred, Sohn eines angelsächsischen Lords, von den Wikingern entführt und als Geisel genommen. Die Zeit bei den wilden Dänen verläuft für den Jungen nach dem gewaltsamen Tod seines Vaters überraschend friedlich. Spätestens als er die Tochter des Eroberers Ragnar (Tobias Santelmann) aus einer gefährlichen Situation rettet, nimmt ihn dieser quasi als Ziehsohn an. Er verhindert auch Uhtreds Auslieferung zurück an die Engländer, die den Tod des Buben bedeutet hätte: Ein machthungriger Onkel trachtet nach seinem Leben.
So wächst Uhtred unter den Wikingern zu einem mutigen Krieger heran, ohne wirklich vollends als einer von ihnen akzeptiert zu werden. Als Ragnar einem blutigen Rachefeldzug zum Opfer fällt, soll es aber schließlich doch zurück in die alte Heimat gehen: Uhtred will sein rechtmäßiges Erbe für sich beanspruchen.
Im letzten angelsächsischen Königreich Wessex wird der junge Mann so gar nicht mit offenen Armen empfangen. Im unermüdlichen Krieg der Engländer und Wikinger steht er fortan zwischen den Fronten. Er selbst und auch die Menschen, die ihm etwas bedeuten, geraten so immer wieder in tödliche Gefahr.
Dazu zählen vor allem seine diversen Liebschaften. Fast scheint es so, als wäre die Jugend Uhtreds so schnell ad acta gelegt worden, um zu den obligatorischen Romanzen und Sexszenen übergehen zu können. Hauptdarsteller Alexander Dreymon bedient als langhaariger Adonis aus dem Modelkatalog die weiblichen Zuschauer. Die männliche Zielgruppe wird abgesehen von den nackten Frauenkörpern mit brutalen Schlachten und Zweikämpfen bei Laune gehalten.
„The Last Kingdom“ übertreibt es dabei nie wie etwa „Vikings“ oder „Game Of Thrones“. Auf Fantasy-Elemente verzichtet die Serie zudem komplett. Doch gerade die durch und durch nüchterne, um Realitätsnähe bemühte Inszenierung birgt auch ein großes Problem: Die Geschichte will einfach nicht emotionalisieren, ihre Figuren bleiben unnahbar und blass.
Darüber hinaus kämpft sie mit den komplexen Buchvorlagen. Die TV-Adaption bricht diese auf das Wesentliche herunter, rafft und spart viele Charaktere aus. Dennoch fällt es in den ersten beiden Folgen sehr schwer, den zahlreichen Namen und Zusammenhängen innerhalb der Dialoge zu folgen. Wer die Romane gelesen hat, ist hier klar im Vorteil, aber wohl auch enttäuscht über die zahlreichen Abweichungen.
Generell sollte man sich für die geschichtlichen Hintergründe der Serie und ihr Genre begeistern können. Sonst wird „The Last Kingdom“ es kaum schaffen, langfristig zu unterhalten. Das Publikumsinteresse für Staffel 1 ist noch zufriedenstellend ausgefallen: Eine zweite Season liegt bereits vor und ist beim Streaming-Dienst Netflix verfügbar, der die Serie international vermarktet.
„The Last Kingdom: Staffel 1“: Veröffentlichung am 30.06.2017 auf DVD und Blu-ray (Alive)
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