Jazz hat viele Gesichter. Im französisch-US-amerikanischen Netflix-Drama "The Eddy" dreht sich alles um die tiefenentspannte, manchmal etwas dudelige und oft zähe Variante des Musikstils. Als plätschernd erweist sich auch die Handlung der Serie mit "Castle Rock"-Star André Holland. Mehr...

The Eddy: Paris ungeschönt und total verjazzt
© Lou Faulon / Netflix

Netflix hat im Mai den Jazz-Club "The Eddy" geöffnet, der sich allerdings weniger für einen Streaming-Besuch empfiehlt.

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Jazz hat viele Gesichter. Im französisch-US-amerikanischen Netflix-Drama "The Eddy" dreht sich alles um die tiefenentspannte, manchmal etwas dudelige und oft zähe Variante des Musikstils. Genau diese beschallt auch das Publikum des titelgebenden Clubs in Paris, der verraucht und durchaus ein bisschen schmuddelig ist. Typisch Großstadt eben!

Die Serie von Autor Jack Thorne ("His Dark Materials") und Regisseur Damien Chazelle ("La La Land") scheut nicht davor zurück, die ungeschönte Hässlichkeit der sonst zum romantischen Liebes-Mekka verklärten Metropole zu präsentieren. Dazu zählen ihre dunklen Ecken, seien es triste Plattenbauten oder verdreckte öffentliche Toiletten, aber auch ihre gebrochenen Bewohner. Diese stammen aus aller Welt und kämpfen mit reichlich Seelenballast.

Tödliche Messerattacke vor dem Club

Im Zentrum des Geschehens steht der ehemalige US-Pianist Udo Elliot (André Holland). Nach dem tragischen Tod seines Sohnes hat er seine Karriere aufgegeben und mit Kumpel Farid (Tahar Rahim) das besagte Jazz-Loch eröffnet. Das Geschäft läuft nur schleppend an. Elliot setzt alle Hoffnungen auf die hauseigene Band um Sängerin Maja (Joanna Kulig), Bassist Jude (Damian Nueva), Schlagzeugerin Katarina (Lada Obradovic) und Pianist Randy (Randy Kerber). Als Bandleader und Songwriter will er der talentierten Musikertruppe zu einem Plattendeal verhelfen.

Doch dann herrscht plötzlich Ausnahmezustand: Farid wird vor dem Club mit einem Messer attackiert und stirbt. Wie Elliot herausfinden muss, war sein Geschäftspartner heimlich in illegale Machenschaften verwickelt. Jetzt sitzen die Gangster ihm im Nacken und fordern 150.000 Euro Falschgeld zurück, das Farid irgendwo versteckt haben muss.

Eine komplizierte Vater-Tochter-Beziehung

Als wäre das nicht schon Ärger genug, muss sich Elliot auch noch mit seinem entfremdeten Teenie-Nachwuchs Julie (Amandla Stenberg) herumschlagen. Erst kurz vor dem tödlichen Zwischenfall hat er das rebellierende Mädchen bei sich in Paris aufgenommen. Seither geraten Vater und Tochter regelmäßig aneinander. Vielleicht sind sie sich in vielen Dingen einfach zu ähnlich. Beide verstehen es bestens, immer genau die falschen Entscheidungen zu treffen und sich damit in große Gefahr zu bringen.

Ihre Wut und Verzweiflung äußern sich in Form von launischen Ausbrüchen und unvernünftigen Alleingängen. Das macht sie zu sehr anstrengenden und nicht unbedingt sympathischen Protagonisten. Doch auch hier will "The Eddy" nichts glatt polieren und ist um Authentizität bemüht.

In vielen Punkten schießt die Produktion dabei über ihr Ziel hinaus. Die wackelige Handkamera mag in den wenigen rasanten Szenen ihre Daseinsberechtigung haben, wird aber als durchgehendes Stilmittel schnell zur anstrengenden Angelegenheit.

Nichts für lesefaule Zuschauer

Viel Konzentration erfordert das sprachliche Hin und Her: Im Originalton kommt es vorwiegend zu Dialogen auf Französisch und Englisch. In der Synchronfassung wurden nur die französischen Parts übersetzt, die englischen dagegen von den deutschen Synchronsprechern noch einmal in stark akzentuiertem Englisch eingesprochen und wie die Dialoge in weiteren Sprachen untertitelt.

So oder so – es gilt während der gesamten acht Folgen viel mitzulesen. Immerhin hält das die Aufmerksamkeit aufrecht, was man von der plätschernden Handlung leider nicht behaupten kann. "The Eddy" verliert sich in minutenlangen Jazz-Einlagen, nervigen Streitereien und episodenhaften Geschichten um Nebenfiguren.

Viele Fragen bleiben ungeklärt

Das Ärgerliche: Die Hauptstory um den Mord an Farid und die wachsende Bedrohung durch die (fast schon obligatorische) Ostblock-Mafia-Gang wird am Ende nicht zufriedenstellend aufgelöst. Eine Fortsetzung ist ungewiss, zumal Netflix "The Eddy" selbst als Miniserie bezeichnet.

Richtig überzeugen kann das zähe Drama nur in den ganz emotionalen Momenten, etwa wenn sich Elliot und Julie in der finalen Folge wieder annähern und ein gemeinsames Lied auf der Bühne im Club zum Besten geben. Die Folge um Farids Beerdigung mit Fokus auf seine Witwe Amira (Leïla Bekhti) sowie seine beiden Kinder weiß ebenfalls zu berühren. Abgesehen davon erfordert "The Eddy" sehr viel Durchhaltevermögen, das sich schließlich nicht auszahlt.

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Quelle: YouTube / Netflix

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  • Rezension zu: The Eddy: Staffel 1
  • Redaktionswertung:

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