Amerika im Kampf gegen den Terror: Diese Thematik diente in den letzten Jahren als Aufhänger für viele TV-Serien. Das neue Militärdrama "Six" macht da keine Ausnahme, kratzt aber nur an der Oberfläche und verlässt sich auf altbekannte Klischees. Mehr...
Amerika im Kampf gegen den Terror: Diese Thematik diente in den letzten Jahren als Aufhänger für viele TV-Serien. Das neue Militärdrama "Six" macht da keine Ausnahme.
Nur wenige Wochen nach der deutschen Premiere beim Streaming-Dienst Amazon Video Prime erscheint die Militärserie "Six" Ende August bereits fürs Heimkino auf DVD und Blu-ray. Es handelt sich um die erste Serieneigenproduktion des US-Kabelsenders History, der bereits eine zehnteilige zweite Staffel in Auftrag gegeben hat.
Season 1 umfasst lediglich acht, etwa 40-minütige Episoden, was angesichts der überschaubaren Story aber völlig in Ordnung geht: Die tapferen Soldaten einer US-Navy-Spezialeinheit, genannt "Six", stehen vor einer neuen Mission: Der pflichtbewusste Bear (Barry Sloane), Familienvater Buddha (Juan Pablo Raba) und Hitzkopf Caulder (Kyle Schmid) sollen ihren ehemaligen Truppenführer Richard "Rip" Taggart (Walton Goggins) und weitere Geiseln aus den Fängen der radikalen Islamistengruppe Boko Haram in Nigeria efreien.
Nicht alle im Team sind gut auf Rip zu sprechen, denn er hat bei einem vergangenen Einsatz in Afghanistan einen schrecklichen Fehler begangen. Diesen will auch Terrorist Michael Nasry (Dominic Adams) rächen und schnappt sich den Ex-Soldaten, noch ehe die Six-Truppe zugreifen kann. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Das klingt zwar nach viel Tempo, tatsächlich kommt die Serie aber trotz geringer Folgenanzahl nicht ohne zähe Momente aus. Da die uniformierten, bewaffneten und behelmten Soldaten bei ihren Einsätzen ziemlich austauschbar bleiben, versorgen sie die Drehbuchautoren William und David Broyles mit reichlich privaten Problemen. Die Vermenschlichung der ausgebildeten Kampfmaschinen erfolgt auf ausgetretenen Soap-Pfaden.
Bear und seine Frau haben ihr erstes Kind verloren und denken über eine weitere Schwangerschaft nach. Caulder nähert sich vorsichtig seiner pubertierenden Tochter an, die bei ihrer Mutter aufgewachsen ist. Buddha hadert wiederum damit, seinen gefährlichen Job und sein Familienleben mit Frau und zwei Kindern unter einen Hut zu bringen. Schließlich plant er sogar, das Six-Team zu verlassen und einen sicheren Büro-Job anzunehmen.
Die Entführung Richards kommt dazwischen und stellt einen gebrochenen Charakter in den Mittelpunkt, der seine Gräueltaten längst bereut und sich selbst dafür bestraft. Vermutlich hätte sich Rip seinem Schicksal einfach ergeben, wäre er alleine in die Fänge der durch und durch klischeehaft gezeichneten Terroristen geraten.
Doch eine Lehrerin und ihre Schülerinnen befinden sich ebenfalls unter den Geiseln und lassen seinen Kampfgeist zurückkehren. Er versucht sie unter dem Einsatz seines Lebens vor den gewalttätigen Bösewichten zu retten. Doch rehabilitiert ihn das von seinem eigenen Kriegsverbrechen?
Solch eine tiefgründige Frage will "Six" gar nicht erst stellen. Die Serie begnügt sich damit, den knallharten Soldatenalltag mit dem Tod als ständigen Begleiter aufzuzeigen. Die Ausnahmesituationen führen die Soldaten immer wieder an ihre Grenzen und erfordern schnelle Entscheidungen, die sich im Nachhinein vielleicht auch als falsch erweisen.
Es lässt sich quasi die Uhr danach stellen, in der wievielten Minute jeder Episode eine weiterer tödlicher Kugelhagel ausbricht. Die brachialen Action- und Gewaltszenen in altbewährter Wackelkamera-Ästhetik wiederholen sich zunehmend und stopfen inhaltliche Lücken.
Ohne die ganzen Schießereien und seichten Nebenhandlungen könnte man die Handlung von "Six" locker auf einen 90-minütigen Film herunterbrechen. Gestreckt auf knapp fünfeinhalb Stunden lässt die Geschichte eine stimmige Spannungskurve vermissen. Die Chance auf eine detaillierte Charakterzeichnung nimmt die Serie ebenfalls nicht wahr, sondern belässt es bei bekannten Stereotypen.
Das ist richtig schade, weil die Hauptdarsteller sehr gut miteinander harmonieren. Es steht ihnen regelrecht ins Gesicht geschrieben, wie gerne sie noch mehr in ihren Rollen aufgehen würden. Die dünnen Dialoge, die sie bewältigen müssen, wollen sie aber so gar nicht herausfordern. Immerhin in den Action-Sequenzen dürfen sich Barry Sloane, Juan Pablo Raba, Kyle Schmid und Walton Goggins so richtig austoben.
Trotzdem bleibt für die anstehende Staffel 2 viel Luft nach oben. Nach einem überraschenden Cliffhanger bestehen aber durchaus Potenzial für eine spannende Fortsetzung.
"Six: Die komplette 1. Staffel": Veröffentlichung am 29.08.2017 auf DVD und Blu-ray (Concorde Home Entertainment), bereits verfügbar bei Amazon Prime Video
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