Noch vor der vollständigen TV-Ausstrahlung bei RTL erscheint Staffel 1 der US-Serie "Shades Of Blue" auf DVD und Blu-ray. Lohnt sich der lange Heimkino-Krimiabend mit Jennifer Lopez als Polizistin auf Abwegen? Mehr...

Shades Of Blue: Jennifer Lopez zwischen den Stühlen
© Universal Pictures

Noch vor der vollständigen TV-Ausstrahlung bei RTL erscheint die US-Serie "Shades Of Blue" auf DVD und Blu-ray. Lohnt sich der lange Heimkino-Krimiabend mit Jennifer Lopez?

Achtung: Die folgende Rezension enthält leichte Spoiler!

In den Charts feiert Jennifer Lopez noch immer regelmäßig Erfolge, zuletzt mit dem sommerlichen Ohrwurm "Ain't Your Mama". Einen Kinohit hat die Sängerin und Schauspielerin dagegen schon lange nicht mehr gelandet. Als große Mimin wurde sie von den Kritikern zwar nie gefeiert. Filme wie "Out Of Sight", "The Cell", "Wedding Planer" und "Manhattan Love Story" lockten Anfang der 2000er aber immerhin viel Publikum in die Lichtspielhäuser.

Jennifer Lopez mal anders

In "Shades Of Blue" versucht sich Lopez nun in ihrer ersten großen TV-Rolle. Dabei handelt es sich nicht etwas um eine weitere romantische Komödie, sondern um eine düstere Cop-Serie mit hochdramatischer Story: Harlee Santos (Lopez) arbeitet als Detective unter Lieutenant Matt Wozniak (Ray Liotta) in einem problembeladenen New Yorker Viertel.

Wozniak ist für die taffe Polizistin Mentor und Vaterfigur in einer Person. Vor vielen Jahren half er der alleinerziehenden Mutter aus der Klemme. Seither fühlt sich Santos mit Wozniak verbunden und spielt seine korrupten Machenschaften mit, ohne sie zu hinterfragen. Mit im Boot sitzen auch ihre Kollegen Tess Nazario (Drea de Matteo), Carlos Espada (Vincent Laresca) und David Saperstein (Santino Fontana).

Korrupte Cops im Visier des FBI

Wie eine kleine Mafia-Familie hält die Truppe zusammen, kassiert Schutzgelder von Drogendealern und steckt sich unterschlagene Razzia-Schätze in die eigene Tasche. Als ein Verdächtiger versehentlich vom Neuen im Team (Dayo Okeniyi) erschossen wird, zögert Harlee nicht lange und fälscht den Polizeibericht.

Gegenüber sich selbst rechtfertigt sie ihr fragwürdiges Handeln aus Mangel an Alternativen: Wozniak flößt ihr ein, die unkonventionellen Methoden seien der einzige Weg, um die Straßen sicher zu halten. Die illegalen Aktionen sieht die Polizistin zudem als Notwendigkeit, um möglichst viel Geld reinzuholen. Die Schule ihrer Tochter Cristina (Sarah Jeffery) kostet ein Vermögen. Doch diese Chance will sie dem Teenager auf keinen Fall verbauen.

Dann gerät plötzlich alles außer Kontrolle: FBI-Agent Robert Stahl (Warren Kole) kommt Harlee auf die Schliche und zwingt sie dazu, fortan als Maulwurf in Wozniaks Einheit zu agieren. Nur wenn es ihr gelingt, ihre Kollegen mit ausreichenden Beweisen auszuliefern, wandert sie nicht selbst in den Knast. Harlee bleibt nichts anderes übrig, als den Deal anzunehmen. Wozniak, der einen neuen Coup plant, schöpft schnell Verdacht. Fliegt Harlee auf?

Logik bleibt auf der Strecke

Diese spannende Frage weiß in den ersten Folgen von "Shades Of Blue" tatsächlich ganz gut bei Laune zu halten, bevor dem Krimi recht schnell die Puste ausgeht. Das 11-köpfige Autorenteam um Serienschöpfer Adi Hasak ("From Paris With Love") bemüht sich etwas zu sehr um möglichst viele überraschende Wendungen.

Der schnelle Kick geht zunehmend auf Kosten der Logik: Damit das konfuse Story-Konstrukt aufgeht, müssen sich die Cops und FBI-Agenten zuweilen besonders dumm und unprofessionell verhalten. Die Protagonisten handeln wie Fähnchen im Wind, wirken fast wie gespaltene Persönlichkeiten: In einem Moment wäre ein erzürnter Wozniak dazu bereit, Harlee eiskalt abzuknallen. Im nächsten kündigt er an, alles für sie aufzugeben und sich zu opfern.

Harlee wiederum ist schockiert, als Wozniak ein Teammitglied ermordet und will ihn ans FBI ausliefern. Kurze Zeit später scheinen sich ihre Wut und ihr Hass schlagartig wieder gelegt zu haben: Sie schmiedet einen Plan, wie all ihre Kollegen inklusive Wozniak davonkommen könnten. Vielleicht wäre das noch nachvollziehbar, wenn sich die Handlung über mehrere Monate abspielen würde. Die Figuren hätten dann Zeit gehabt, sich zu entwickeln und wieder anzunähern. Doch der Vorausblick in der Pilotfolge gibt gerade mal zwei Wochen als Zeitspanne für all die abstrusen Ereignisse vor.

Zweite Staffel kommt 2017

Der Showdown der 13-teiligen ersten Staffel fällt übereilt aus. Die schnelle Auflösung bleibt nach den komplexen Verstrickungen sehr unbefriedigend. Ein Cliffhanger um Harlees gewalttätigen Ex-Freund Miguel (Antonio Jaramillo) bereitet eine Fortsetzung vor, die zum Drehzeitpunkt noch in den Sternen stand. Nach soliden Einschaltquoten hat das US-Network NBC "Shades Of Blue" jedoch um eine zweite Season verlängert. Diese soll Anfang 2017 ausgestrahlt werden.

Jennifer Lopez, die auch als ausführende Produzentin der Serie fungiert, darf sich also weiter im ernsten Schauspielfach beweisen. Genau wie Ray Liotta, Warren Kole, Drea de Matteo und Co gibt sie sich in "Shades Of Blue" reichlich Mühe, das Beste aus ihrem unausgegorenen Charakter rauszuholen. Doch allein die zuweilen arg platten Oneliner verhindern schauspielerische Glanzleistungen. Das ist schade: Die Prämisse der Geschichte versprach durchaus Potenzial für mehr als nur durchschnittliche Krimikost.

Mehr Infos zur "Shades Of Blue": www.rtl.de/cms/sendungen/serie/shades-of-blue.html

"Shades Of Blue: Staffel 1": Veröffentlichung am 24.11.2016 auf DVD und Blu-ray (Universal Pictures)

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  • Rezension zu: Shades Of Blue: Staffel 1
  • Redaktionswertung:

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