Arrash und Stefan, die neuen Krimi-Helden aus Großbritannien ermitteln ganz schön chaotisch und unbeholfen. Genau deshalb macht die BBC-Serie „New Blood“ so viel Spaß. Auf DVD und Blu-ray gibt es die Serie, anders als bei der ZDF-Ausstrahlung, in beinahe ungekürzter Fassung zu sehen. Mehr...

New Blood: Erfrischende Krimi-Action in London
© Polyband

Die neuen Krimi-Helden aus Großbritannien ermitteln ganz schön chaotisch und unbeholfen. Genau deshalb macht die BBC-Serie „New Blood“ so viel Spaß.

Im ZDF laufen auf dem Sendeplatz am späten Sonntagabend normalerweise amüsant-durchschaubare britische Krimis à la „Inspector Barnaby“ oder unterkühlte skandinavische Thriller-Serien mit dem Hang zu einschläfernden Längen. Seit Mitte August durchbricht der Mainzer Sender den bewährten Trott mit der neuen BBC-Produktion „New Blood“, die im Deutschen noch den überflüssigen Titel-Zusatz „Tod in London“ erhalten hat. Vielleicht wollten die ZDF-Redakteure damit doch ein biederes Krimi-Format vortäuschen, um die bisherige Zielgruppe nicht abzuschrecken.

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Zwar greift die siebenteilige Serie, die für die deutsche TV-Ausstrahlung zu drei Filmen zusammengebastelt wurde, durchaus auf bewährte Zutaten zurück. Doch mit ihren beiden jungen, dynamischen Protagonisten fällt sie auf und aus der Reihe. Trainee-Detective Arrash Sayyad (Ben Tavassoli) von der Londoner Kriminalpolizei und Nachwuchsermittler Stefan Kowolski (Mark Strepan) vom Serious Fraud Office (SFO), dem staatlichen Betrugsdezernat, sind in ihren Jobs noch unerfahren. Doch das Manko gleichen sie mit ihrem motivierten Engagement und cleverer Kombinationsgabe aus.

Motivierte Jungermittler mit Migrationshintergrund

Bei ihren mürrischen Vorgesetzten rennen sie mit ihren Ideen aber immer wieder gegen eine Wand. Die Chefs halten sich lieber stur an Vorschriften und folgen der Bürokratie, als in Arrash und Stefan zu vertrauen und sie zu unterstützen. Dabei ist es nicht gerade förderlich, dass die Jungspunde aus Familien mit Migrationshintergrund stammen. Stefan hat polnische Wurzeln, Arrashs Eltern kommen aus dem Iran. Doch gerade wegen ihrer Herkunft und den damit verbundenen Vorurteilen, legen sich die Berufsstarter besonders ins Zeug.

Zur Not stellen sie auch ohne Anweisung von oben Recherchen auf eigene Faust an und bringen sich so regelmäßig in lebensgefährliche Situationen. Im Auftaktfall von „New Blood“ ermitteln Arrash und Stefan zunächst noch unabhängig voneinander. Das Criminal Investigation Departement versucht die rätselhaften Morde an ehemaligen Probanden einer Medikamentenstudie aufzuklären. Das SFO ist auf der Suche nach Beweisen in einem möglichen Pharma-Skandal und schickt Stefan auf Undercover-Mission.

Auf den Zufall ist immer Verlass

Dieser lernt Arrash nur zufällig bei einem Triathlon kennen und trifft ihn im Anschluss mehrfach bei seinen geheimen Einsätzen wieder. Allmählich fällt bei den Männern der Groschen: Sie arbeiten aus unterschiedlichen Perspektiven am selben Fall und können sich gegenseitig helfen, selbst wenn sie dabei reichlich Ärger riskieren. Den sollen sie auch bekommen: Naiv und unbeholfen stolpern sie von einer Katastrophe in die nächste. Das gilt auch für die beiden weiteren Fälle der ersten Staffel, in denen ein tödlicher Unfall auf einer umstrittenen Großbaustelle und eine Einbruchserie in Londoner Luxusappartements neue Krimi-Rätsel aufgeben.

Arrash und Stefan sind ein ungleiches und insofern doch wieder typisches Krimi-Duo. Das funktioniert trotz neckischer Rivalität und unterschiedlicher Arbeitgeber hervorragend als Team. Ihre wachsende Freundschaft schweißt die beiden mehr und mehr zusammen. Die gute Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern Ben Tavassoli und Mark Strepan macht „New Blood“ aus. Trotz groß angelegter Fälle, in denen es um komplexe Verschwörungen geht, kommt die Serie dank der amüsanten Bromance locker und unbeschwert daher.

Das Problem mit Vorgesetzten und Bösewichten

Drehbuchautor Anthony Horowitz („The Gathering“, „Inspector Barnaby“) streut zudem viele Action-Momente ein, die so ähnlich auch in einem Agenten-Thriller stattfinden könnten: Egal ob russische Auftragskillerinnen mit erbarmungslosen Maschinengewehren, laute Explosionen oder ein gewagter Sprung in den Pool von einem mehrstöckigen Gebäude – das sind alles ziemlich übertriebene Szenarien für zwei unerfahrene Ermittler. Gerade diese bereiten aber extra viel Spaß und gehen einher mit viel Selbstironie.

Bei den uneinsichtigen Vorgesetzten und den nicht minder eindimensionalen Bösewichten bedient Horowitz die Klischees jedoch mehr, als dass er clever mit ihnen spielt. Die Fälle an sich wirken konstruiert und wurden für die Filmfassungen im ZDF etwas unglücklich zusammengeschnitten. Statt auf eine Laufzeit von 166 Minuten in drei Episoden kam der erste Fall im deutschen Fernsehen auf nur 120 Minuten. Das führt natürlich zu Logiklöchern.

DVD-Box mit leicht gekürzte Einzelfolgen

Die deutsche DVD-Box, die ab 28. August im Handel erhältlich ist, enthält zum Glück die sieben Einzelfolgen der Auftaktstaffel (Fall1: Folge 1 - 3, Fall 2: Folge 4-5, Fall 3: Folge 6-7). Im Vergleich zur Originalfassung wurden diese ebenfalls leicht gekürzt, aber ohne wesentliche Handlungslücken als Konsequenz.

Fazit: „New Blood“ bringt ohne Zweifel frischen Wind in die britische Krimiszene... unterm Strich vielleicht nicht so viel wie erhofft. Einen großen Unterhaltungswert hat die Serie trotzdem. Die offizielle Ankündigung für eine zweite Staffel steht übrigens noch aus. Nach soliden Einschaltquoten gilt eine Fortsetzung aber für wahrscheinlich.

„New Blood: Tod in London - Staffel 1“: Veröffentlichung am 28.08.2017 auf DVD und Blu-ray (Polyband / WVG)

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  • Rezension zu: New Blood – Tod in London: Staffel 1
  • Redaktionswertung:

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