Kein gewöhnliches Crime-Procedural: „Chicago P.D.“ stellt in Season 2 noch mehr die einzelnen Charaktere ins Zentrum des Geschehens. Die Fälle der Woche fungieren nur als Action- und Drama-Ursachen. Mehr...
Die US-Krimiserie „Chicago P.D.“ stellt in Season 2 noch mehr ihre einzelnen Charaktere ins Zentrum des Geschehens. Die Fälle der Woche fungieren nur als Action- und Drama-Ursachen.
US-Produzent Dick Wolf ist noch immer dick im TV-Geschäft. Von seinem „Law & Order“-Franchise hat zwar nur „Law & Order: Special Victims Unit“ überlebt. Doch der 69-Jährige fesselt die Serienfans längst mit einer neuen Reihe: Mit „Chicago Fire“ (seit 2012), „Chicago P.D.“ (seit 2014), „Chicago Med“ (seit 2015) und ganz neu „Chicago Justice“ (seit 2016) hat er beim Network NBC ein weiteres erfolgreiches Serienuniversum geschaffen.
„Chicago P.D.“ übernimmt dabei die Rolle der knallharten Polizeiserie, die in den USA fast genauso solide Einschaltquoten holt wie die Serienmutter „Chicago Fire“. Aktuell läuft bei NBC bereits die vierte Staffel. Hierzulande hat sich inzwischen der Bezahlsender AXN dem Krimi-Spin-off angenommen. Im Free-TV hat VOX Staffel 1 wegen Zuschauermangels nach nur neun Folgen aus dem Programm verbannt.
Kleiner Trost für Fans: Immerhin im Heimkino geht es voran. Am 17. November erscheint die komplette zweite Staffel von „Chicago P.D.“ auf DVD. Diese umfasst nicht nur die regulären 23 Folgen, sondern auch die insgesamt fünf Crossover-Episoden mit „Chicago Fire“ und „Law & Order: Special Victims Unit“. Das Team um die Wolf-Produktionen versteht es wirklich gut, Verknüpfungen zwischen den einzelnen Serien zu schaffen: Sei es durch gemeinsame Fälle oder Beziehungskonstellationen zwischen den Figuren der einzelnen Formate.
Apropos Beziehungen: Diese machen im „Chicago“-Franchise und vor allem bei „Chicago P.D.“ den entscheidenden Unterschied zu anderen Crime-Procedurals aus. Auch Season 2 um die Intelligence Unit unter der Führung von Sergeant Hank Voight (Jason Beghe) stellt nie den obligatorischen Fall der Woche in den Vordergrund. Im Mittelpunkt steht immer die Frage, wie die zum Teil traumatischen Erlebnisse das Leben der Cops beeinflusst. Gerade in Extremsituationen müssen diese zusammenhalten, als Team funktionieren und sich erst recht nach Feierabend gegenseitig unterstützen.
In ihrem Alltag gilt es oft Grenzen zu überschreiten. Das trifft erst recht zu, wenn persönliche Verbindungen zum Fall bestehen oder alter Ballast wieder ganz schwer auf die Cop-Schultern drückt. Voight wird gleich zu Beginn der Staffel von seiner korrupten Vergangenheit eingeholt, als Vorgesetzte und sein Team an ihm zu zweifeln scheinen. Beghes Charakter bleibt undurchsichtig, wenn auch nicht so bedrohlich und geheimnisvoll wie in der Auftaktstaffel von „Chicago P.D.“.
Detective Erin Lindsay (Sophia Bush), die eine schwere Kindheit und Jugend erlebt hat, kämpft erneut mit ihren alten Dämonen. Ihre Geschichte nimmt diesmal viel Platz ein: Die Ermittlerin trifft nicht nur auf ihre verhasste Mutter (Markie Post), der sie die Schuld für ihr verpfuschtes Leben gibt. Auch um ihren Halbbruder muss sie sich sorgen. Der Stricher entpuppt sich als wichtige Schlüsselfigur im Fall um einen Pädophilenring. Ein schlimmes Ereignis zum Ende der Staffel wirft Erin schließlich komplett aus der Bahn. Selbst ihr Mentor Voight sowie Lieblingskollege und Gelegenheits-Lover Jay Halstead (Jesse Lee Soffer) können sie nicht mehr vor dem Absturz retten.
Die kompromisslose Polizeiarbeit fordert auch bei ihren Kollegen Opfer: Detective Antonio Dawson (Jon Seda) steht vor den Scherben seiner Ehe, die vor allem wegen seines Jobs gescheitert ist. Auch bei Detective Alvin Olinsky (Elias Koteas) hängt der Haussegen schief. Allerdings hat er hat noch Hoffnung auf eine Versöhnung mit seiner Frau.
Streifenpolizistin Kim Burgess (Marina Squerciati) schwebt zwar auf Wolke sieben mit Officer Adam Ruzek (Patrick John Flueger). Doch ihre Romanze muss auf dem Revier geheim bleiben, da sie streng genommen untersagt ist. Zu allem Überfluss bekommt sie mit dem mürrischen Sean Roman (Brian Geraghty) auch noch einen neuen Partner zugeteilt, der offenbar ein Problem mit Frauen hat.
Den Überblick behält wie immer die kratzbürstige Trudy Platt (Amy Morton). Sie hat das Revier als Desk Sergeant fest im Griff und setzt ihren Kopf mit unberechenbarer Schlagfertigkeit durch. Bei all dem Drama und der zum Teil recht brutalen Action bringt Schauspielerin Amy Morton zumindest ein bisschen Humor in die rasant-düstere Polizeiserie.
Diese weiß vor allem mit ihrem stimmigen Ensemble zu unterhalten. Die Vielzahl an Figuren und die ereignisreichen Fälle verhindern allzu detailreiche Charakterstudien. Die Entwicklung der Protagonisten Voight, Lindsay und Co erfolgt aber immerhin nach und nach.
Es ist wie im richtigen Leben: Erst mit der Zeit lernt man die „Chicago P.D.“-Köpfe so richtig kennen. Genau das motiviert dranzubleiben.
Mehr Infos zur Serie: www.axn.de/programs/chicago-pd
„Chicago P.D.: Staffel 2“: Veröffentlichung am 17.11.2016 auf DVD (Universal Pictures)
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