Ein junger Teenager, der durch ein traumatisches Erlebnis in seiner Kindheit zum Mörder wird: Diese Prämisse klingt vertraut. Tatsächlich erinnert vieles in der britischen Serie "Born To Kill" an "Bates Motel". Der Vierteiler ist ab Ende August neu auf DVD zu haben. Mehr...

Born To Kill: Die britische Antwort auf ''Bates Motel''
© World Production 2017 / Polyband Medien GmbH

Wie der Vater, so der Sohn: Im Vierteiler "Born To Kill" liegt einem Jugendlichen das Töten in den Genen.

Ein junger Teenager, der durch ein traumatisches Erlebnis in seiner Kindheit zum Mörder wird: Diese Prämisse klingt vertraut. Tatsächlich erinnert vieles in der britischen Serie "Born To Kill" an "Bates Motel".

Doch Protagonist Norman Bates hat in der US-amerikanischen "Psycho"-Adaption fünf Staffeln Zeit bekommen, um sich zum soziopathischen Killer zu entwickeln. Der pubertierende Sam (Jack Rowan) hat dafür nur vier, knapp 50-minütige Episoden Zeit. Diese erscheinen nach der Deutschlandpremiere im Shudder-Channel bei Amazon Prime Video Ende August nun auch auf DVD.

Der Schein trügt

In düster-atmosphärischen Bildern hat Regisseur Bruce Goodison ("Doctor Foster") das Drehbuch von Tracey Malone und Kate Ashfield umgesetzt. Das muss aufgrund der begrenzten Serienlaufzeit schnell zur Sache kommen, um die Geschichte voranzubringen:

Sam, der zusammen mit seiner alleinerziehenden Mutter Jenny (Romola Garai) lebt, erscheint nur auf den ersten Blick wie ein freundlicher und hilfsbereiter Jugendlicher. Den Zuschauern wird zeitnah vermittelt, dass etwas nicht mit dem Jungen stimmt: In der Schule ist er ein Einzelgänger. Seine Nachmittage und Abende verbringt er am liebsten im Krankenhaus.

Dort leistet er älteren, schwerkranken Patienten Gesellschaft, die seine Mutter als Krankenschwester betreut. Vor seinen Besuchen beobachtet er das Geschehen auf der Krankenstation per Fernglas. Was heckt er bloß aus? Die Antwort auf diese Frage lässt nicht allzu lange auf sich warten.

Schmetterlinge im Bauch

Auch an der Schule tut sich was: Sam nimmt sich nicht nur einem gemobbten Mitschüler an, um ihn schließlich selbst zu attackieren. Er verguckt sich auch in die rebellische Chrissy (Lara Peake), die mit ihrem verwitweten Vater Bill (Daniel Mays) neu in die Stadt gezogen ist. Zuerst zeigt ihm das Mädchen die kalte Schulter, doch Sam sucht hartnäckig und letztlich erfolgreich ihren Kontakt.

Wie so vielen anderen tischt er auch Chrissy eine erfundene Geschichte über seinen Vater auf: Dieser sei als Kriegsheld in Afghanistan gestorben. Um diese Lüge möglichst glaubhaft aufzutischen, übt er sie immer wieder daheim vor dem Spiegel. Tatsächlich denkt Sam, sein Vater (Richard Coyle) sei nicht mehr am Leben.

Dunkles Familiengeheimnis

Jenny hat dies ihrem Sohn seit jeher eingeredet. Die Wahrheit: Sams Erzeuger sitzt wegen Mordes im Gefängnis, soll aber schon bald aufgrund guter Führung freikommen. Ein tödliches Drama bahnt sich an.

Das ist im Großen und Ganzen abzusehen. Denn es bleibt zeitlich keine Gelegenheit, besonders subtil vorzugehen oder die Charaktere nach und nach zu erklären. Hauptdarsteller Jack Rowan kann sich noch so anstrengen, seiner Figur fehlt es einfach an Vielschichtigkeit.

Seine Wandlung zum Psychopathen geschieht quasi mit einem Fingerschnippen. Richard Coyle wird in der Rolle seines Vaters dagegen von Anfang an als irrer Bösewicht wie aus dem Bilderbuch präsentiert. Die vielen Klischees trüben die guten Schauspielerleistungen.

Oberflächliche Mutter-Sohn-Beziehung

Sehr oberflächlich gezeichnet bleibt die Beziehung zwischen Sam und seiner Mutter, gerade im Vergleich zu der gefährlich innigen Beziehung zwischen Norma und Norman in "Bates Motel". Die 36-jährige Schauspielerin Romola Garai wirkt außerdem sehr jugendlich und daher wenig authentisch als Sams Mutter.

Der 20-jährigen Lara Peake kauft man wiederum die bockige Teenie-Göre nicht mehr ab. Im spannenden Finale neigt die noch recht unerfahrene Darstellerin zudem zum Overacting, was ihre Szenen sehr anstrengend macht. Vielleicht war Peake mit der plötzlichen Action-Überdosis überfordert. Noch in der dritten Folge herrschte zähe Ruhe vor dem Sturm.

Zumindest diese recht ereignisarme Episode hätten die Autoren besser nutzen können, um tiefer in die Abgründe ihrer Spielfiguren zu blicken. "Born To Kill" weiß das Potenzial der einzelnen Charaktere nicht zu nutzen und bleibt daher nur routinierte Thriller-Kost für einen langen, aber immerhin unterhaltsamen Binge-Watching-Abend.

"Born To Kill": Veröffentlichung am 31.08.2018 auf DVD (Polyband / WVG)

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  • Rezension zu: Born To Kill
  • Redaktionswertung:

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