Im deutschen Aussteiger-Drama "Raus" will eine Gruppe rebellischer Jugendlicher noch einmal neu anfangen. Dafür geht es auf einen abenteuerlichen Trip in die Wälder. Die Idylle beschwört zunächst Harmonie herauf. Doch die Stimmung kippt, als eine Lüge ans Licht kommt. Mehr...

Raus: Rezension und Gewinnspiel zum Kinostart
© ostlicht filmproduktion 2018

Am 17. Januar startet das deutsche Aussteiger-Drama "Raus" im Kino. Auf hitchecker.de gibt es Freikarten zu gewinnen.

In unserer Gesellschaft läuft so einiges schief. Davon ist Teenager Glocke (Matti Schmid-Schaller) fest überzeugt. Seine Ambitionen, mit extremen Mitteln gegen all die Missstände zu protestieren, werden aber erst durch eine junge Aktivistin geschürt. Glocke hat sich Hals über Kopf in diese verliebt und merkt zu spät, wie das Mädchen ihn nur für eine spektakuläre Social-Media-Aktion ausgenutzt hat. Das Problem: Die Polizei macht jetzt Jagd auf den Jugendlichen. Dem bleibt nichts anderes übrig, als unterzutauchen.

Flucht in die Wälder

Da kommt der Online-Aufruf eines geheimnisvollen Aussteigers namens Friedrich genau richtig: Der sucht nach Weggefährten, die wie er genug vom gesellschaftlichen System haben und mit ihm in den Wäldern leben wollen. Nicht nur Glocke sehnt sich nach einem Neuanfang. Sein Zocker-Kumpel Paule (Enno Trebs), der kontrollsüchtige Elias (Tom Gronau) sowie die beiden rebellischen Mädchen Judith (Milena Tscharntke) und Steffi (Matilda Merkel) wollen ebenfalls raus.

Gemeinsam begibt sich die ungleiche Truppe auf eine abenteuerliche Schnitzeljagd durch die Natur mit Friedrichs Hütte als vermeintliches Ziel. Zunächst sieht es danach aus, als könnten Glocke und Co wirklich mit ihrer Vergangenheit abschließen. Unbeschwerte Momente vor idyllischer Kulisse scheinen allen wieder Hoffnung und eine neue Perspektive zu geben. Die Stimmung kippt jedoch abrupt, als eine große Lüge auffliegt. Auf die Euphorie folgt unberechenbare Aggression.

Protagonisten ohne Profil

Dieser große Twist in Philipp Hirschs Kinodebüt "Raus" zeichnet sich schon recht früh ab und will daher kaum überraschen. Die große Gewaltbereitschaft der einzelnen Protagonisten bleibt dabei jedoch wenig bis gar nicht nachvollziehbar für das Publikum. Nach dem harmonischen Zusammensein wirken viele der Ausbrüche zu übertrieben und kompromisslos. Das mag aber vor allem an der nur sehr groben Ausarbeitung der Charaktere liegen. Selbst Glockes Hintergrundgeschichte bleibt vage. Warum genau ist er so frustriert und perspektivlos? Wie kam er in Kontakt mit den Aktivisten? Warum suchen seine Eltern nicht nach ihm?

Diese Fragen lässt Hirsch, der das Drehbuch gemeinsam mit Thomas Böltken geschrieben hat, völlig offen. Über die anderen Figuren erfährt man wenig bis gar nichts: Judith ist eine radikale Vloggerin, Steffi kommt wohl aus der Neonazi-Szene und Paule zockt gerne Video-Games. Ganz bewusst wird Elias von Anfang an als nerdiger Außenseiter eingeführt, der nicht viel von sich preisgibt.

Schnelle Schnitte und experimentell-surreale Einschübe erschweren gerade zu Beginn des Films den Einstieg in die Geschichte. Es braucht fast eine halbe Stunde, bis der Film sein Tempo findet und sich eine spannende Gruppendynamik zwischen den Protagonisten entwickelt. Diese fungieren aber durchgehend nur als Spielfiguren für atmosphärische Momentaufnahmen, eben weil sie jeweils kein ausgearbeitetes Profil bekommen.

Mitmachen und Kinotickets gewinnen

Der langen Ruhe vor dem Sturm folgen forcierte Panik-Sequenzen, bevor "Raus" erstaunlich versöhnlich und mit hoffnungsvollem Unterton ausklingt. Ganz so unkonventionelle Wege wie zunächst vermutet geht das Independent-Drama im Kern also nicht. Unterm Strich thematisiert es Gesellschaftskritik, versäumt es aber, dabei selbst konkrete Kritik zu üben. Lediglich die bittersüße Moral am Ende regt zum Nachdenken an: Braucht eine Gemeinschaft zwangsläufig immer kleine oder große Lügen, um zu funktionieren?

"Raus" schafft es auf jeden Fall, inhaltlich eine neue Farbe in die deutsche Filmwelt zu bringen. Allein das und auch die hochmotivierten Jungdarsteller machen den Streifen sehenswert.

hitchecker.de verlost zweimal zwei Freikarten für "Raus". Wenn ihr beim Gewinnspiel mitmachen wollt, müsst ihr die untere Frage beantworten und eine gültige E-Mail-Adresse angeben. Teilnahmeschluss ist der 24. Januar 2019. Viel Glück!

Das Gewinnspiel ist inzwischen beendet. Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner Dieter J. aus Dahlem und Simon B. aus Karlsruhe!

"Raus" startet am 17. Januar 2019 im Farbfilm Verleih bundesweit in den deutschen Kinos.

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  • Rezension zu: Raus
  • Redaktionswertung:

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