Der Independent-Streifen "Beautiful Love" will eigentlich eine Coming-out-Story erzählen. Doch Jungregisseur Lee Galea verstrickt sich zu sehr in die kleinen und großen Dramen, die seine Protagonisten nebenher durchleben. Mehr...
Ein Drama kommt selten allein: Eine "Beautiful Love" zwischen zwei Jungs geht im gleichnamigen Film des Australiers Lee Galea deshalb besonders tragisch aus.
Der australische Independent-Streifen "Beautiful Love" heißt im Original eigentlich "Monster Pies". Zwar wurde der Film von Jungregisseur und Drehbuchautor Lee Galea für den deutschen DVD-Markt lediglich untertitelt und nicht synchronisiert. Dennoch hat man sich wohl für die Titeländerung entschieden, um Bezug auf die englische Produktion "Beautiful Thing" zu nehmen. Wie der Kultfilm aus den 90ern erzählt auch Galeas abendfüllendes Low-Budget-Werk eine bewegende Coming-out-Geschichte:
In der Vorstadt von Melbourne fristet der sensible Mike (Tristan Barr) ein typisches Außenseiter-Leben auf der Highschool. Lediglich seine beste Freundin Jenine (Katrina Maree) leistet ihm auf dem Pausenhof Gesellschaft. Von den anderen Jungs wird der Filmfan, der in einer Videothek jobbt, gehänselt und gemobbt. Ein neuer Mitschüler stellt Mikes langweiligen Alltag schließlich von einem Tag auf den anderen auf den Kopf: Der introvertierte William (Luca Linehan) übt sofort eine magische Anziehungskraft auf den Teenager aus.
Bei einem gemeinsamen Hausaufgabenprojekt (ausgerechnet eine filmische Neuinterpretation von "Romeo & Julia") kommen sich die beiden Jungs schnell näher. Mehr als mit den aufblühenden Gefühlen füreinander haben Mike und vor allem Will mit den kleinen und großen Katastrophen zu kämpfen, die sich nebenher abspielen: Mike verliert nicht nur seinen Job, weil er die Avancen einer aufdringlichen Kundin abwehrt. Auch die Freundschaft zu Jenine zerbricht, da diese heimlich in ihn verliebt ist und aus Eifersucht schmollt.
Familiäre Schicksale sind es, die besonders auf den Seelen der Jugendlichen lasten: Nach dem Unfalltod von Mikes jüngerem Bruder zerbrach die Ehe seiner Eltern. Mike lebt nun bei seiner Mutter Jacquelyn (Rohana Hayes), die viel arbeitet, um für den Lebensunterhalt zu sorgen. Seinen Vater sieht er nur gelegentlich. Noch deprimierender sind die Verhältnisse in Williams verwahrlostem Zuhause: Sein Vater ist ein gewalttätiger Säufer, dem regelmäßig die Hand ausrutscht. Wills Mutter hat er so zugerichtet, dass diese nach folgenschweren Kopfverletzungen im Heim vor sich hin vegetiert.
Als Will Zeuge eines Autounfalls wird und das Opfer in seinen Armen stirbt, erreichen seine Verzweiflung und seine Schuldgefühle einen neuen Höhepunkt. Doch es kommt noch schlimmer: Seine Beziehung zu Mike fliegt auf und die Situation mit seinem Vater droht zu eskalieren. Ein letztes Mal flüchtet Will in die Arme seiner ersten großen Liebe. Am Ende können ihn aber auch seine Gefühle für Mike nicht vor sich selbst retten.
Ohne zu viel zu verraten: Wie bei "Romeo & Julia" endet die Liebesgeschichte auch im Falle von "Monster Pies" sehr tragisch. Das ist nach all dem vorausgegangenen Drama tatsächlich zu viel des Guten, beziehungsweise des Bösen. Die mit Problemen überladenen Protagonisten hätten ein Happy End oder zumindest einen hoffnungsvollen, versöhnlichen Abschluss verdient. Dieses eine Mal hätte das abgedroschene Hollywood-Klischee unbedingt bedient werden müssen.
Nachdem er zu Beginn des Films den typischen Stereotypen des Genres nicht abgeneigt war, lässt Lee Galea sein Publikum jedoch verstört zurück. Vielleicht trägt er so dick auf, um seiner Story besonders viel emotionalen Tiefgang zu verleihen. Vielleicht hat er sich einfach nur zu sehr in die Idee verbissen, das Shakespeare-Motiv konsequent umzusetzen. Das wäre aber gar nicht nötig gewesen: Mit seinen talentierten Hauptdarstellern Tristan Barr und Luca Linehan hätte er ebenso mit einer schnörkelfreieren Coming-out-Story überzeugen können.
Das Drehbuch verliert sich in so vielen Details und Nebenschauplätzen, dass die eigentliche Liebesgeschichte zwischen Mike und Will zu kurz kommt. Dabei sind es gerade die gemeinsamen Szenen der Protagonisten, die authentisch wirken. Die überdramatisierten Elemente erscheinen dagegen konstruiert und wie im Falle von Wills finaler Verzweiflungstat auch unlogisch: Würde William, gerade nach allem, was er selbst erlebt hat, Mike wirklich so viel Leid zutragen?
Die Dialoge holpern gelegentlich ähnlich wie die Story. Die schlechte Ausleuchtung und die Wackelkamera sind schon eher zu verzeihen. Schließlich ist "Beautiful Love" mit einem Mini-Budget entstanden. Eingeschränkte finanzielle Mittel zwingen Indepentent-Filmemacher oftmals zu Kompromissen. Die unruhigen, tristen Bilder passen bei Galeas Film immerhin zur traurigen Grundstimmung.
Fazit: Wer tragische Liebesgeschichten mag, darf trotz der Drehbuchschwächen beherzt zur DVD und zu einer Großpackung Papiertaschentücher greifen. "Beautiful Love" erweist sich gerade wegen der fähigen Hauptdarsteller als sehenswert.
Link: Offizielle Facebook-Seite zum Film
Veröffentlichung am 31.01.2014 auf DVD (Pro-Fun Media)
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