Parade's EndEin von der britischen BBC und dem US-Kabelsender HBO produziertes Historiendrama mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle: Da kann man bedenkenlos zugreifen, sollte man meinen. Doch "Parade's End" ist pure Langeweile. Mehr...

Benedict Cumberbatch in fader Historienserie
© Polyband / WVG

Zähes Historiendrama im Serienformat: "Parade's End: Der letzte Gentleman" mit "Sherlock"-Star Benedict Cumberbatch ist neu fürs Heimkino erschienen.

Ein gemeinschaftlich von der britischen BBC und dem US-Kabelsender HBO produziertes Historiendrama mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle: Da kann man bedenkenlos zugreifen, sollte man meinen. Doch die sechsteilige Miniserie "Parade's End: Der letzte Gentleman", die vor und während des Ersten Weltkriegs spielt, erweist sich als äußerst anstrengende Literaturverfilmung.

Das liegt vor allem am gemächlichen Erzählfluss des Drehbuchs, für das sich Oscar-Preisträger Tom Stoppard ("Shakespeare in Love") verantwortlich zeichnet. Er konzentriert sich bei seiner Adaption der Romantetralogie von Ford Madox Ford aus den 1920ern auf das persönliche Schicksal des Protagonisten Christopher Titejens (Benedict Cumberbatch).

Ein stocksteifer Statistiker zwischen zwei Frauen

Der angesehene und wohlhabende Sprössling einer nordenglischen Landbesitzerfamilie sieht es nach einem kurzen Intermezzo mit der schönen Sylvia (Rebecca Hall) als seine Pflicht, diese zu ehelichen. Dabei ist ihm durchaus bewusst, dass sie nicht etwa ein Kind von ihm, sondern von einem anderen Mann erwartet.

Sylvia rümpft die Nase bei so viel Anstand. Sie fühlt sich schrecklich gelangweilt in ihrer Ehe. Tietjens' Distanz, seine Leidenschaftslosigkeit und sein ewiger Perfektionismus bringen sie innerlich zur Weißglut. Nicht einmal Sylvias ständigen Versuche, Christopher zu provozieren, können den stocksteifen Statistiker aus der Reserve locken. Selbst als sie ihn mit einem Offizier betrügt und zeitweise verlässt, nimmt er es einfach so hin.

Eine Scheidung widerspricht seinen Prinzipien und Moralvorstellungen. So dudelt er die Eskapaden und Intrigen seiner Gattin, obwohl diese schließlich seinem Ruf und seiner Karriere schaden. Den aufflackernden Gefühlen zu der jungen Frauenrechtlerin Valentine (Adelaide Clement) widersteht er immer wieder. Erst nach traumatischen Kriegserlebnissen scheint Christopher bereit für Veränderungen und erlaubt es sich, seinem Herzen zu folgen.

Der Leidensweg Tietjens' dient zwar als Spiegelbild des gesellschaftlichen Umbruchs am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Doch die zähe, völlig überdramatisierte Story macht "Parade's End" noch lange zu keinem authentischen Zeitgeschichtsepos. Ganz im Gegenteil: Auf weiten Strecken wirkt die Produktion wie eine überzeichnete Historien-Soap. Die Dialoge schwanken zwischen geschwollen und platt – sowohl im Originalton als auch in der bemühten deutschen Synchronfassung. Es fehlt an echten, nachvollziehbaren Emotionen und noch mehr an Atmosphäre.

Keine neue Paraderolle für Cumberbatch

Die opulenten Kulissen und die aufwändigen Kostümierungen machen einen fast schon klinisch sterilen Eindruck. Die Darsteller sehen aus, als wären sie für ein Retro-Fotoshooting in einem Mode-Hochglanzmagazin aufgestylt worden. Cumberbatchs merkwürdig blondierten Haare sind da nur die Spitze des Eisberges. Selbst als er sich gegen Ende im Kriegsgraben wälzen darf, bleibt der Dreck in seinem Gesicht erkennbare Theaterschminke. Der Hauptdarsteller gibt dennoch sein Bestes und spielt durchgehend solide. So genial wie in seiner Paraderolle als Sherlock Holmes kann er aber nicht sein, da passives Verhalten seine Figur prägt.

In den viel interessanteren Charakter schlüpft Kollegin Rebecca Hall: Die Sticheleien und bissigen Kommentare der rebellischen Sylvia bringen wenigstens etwas Schwung und auflockernden Wortwitz in das sonst spannungsarme und plätschernde TV-Drama.

Fast mehr als die einzelnen Episoden unterhält das ausführliche "Behind The Scenes"-Special auf DVD und Blu-ray. Wer die Literaturvorlage nicht kennt, bekommt in dieser Doku interessante Hintergrundinformationen zum Stoff. Einige fehlende Zusammenhänge und Lücken im Skript werden darin geklärt.

Die Bild- und Tonqualität der vorliegenden Blu-ray-Ausgabe von "Parade's End" war tadellos. Die blassen Farben und der starke Weichzeichner sind in Bezug auf das Bild als bewusste Stilmittel zu erwähnen. Zur insgesamt sehr faden Inszenierung von Regisseurin Susanna White passt das aber durchaus.

Veröffentlichung am 26.07.2013 auf DVD und Blu-ray (Polyband / WVG)

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  • Rezension zu: Parade's End
  • Redaktionswertung:


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