Die quirlige Pop-Chansonette Zaz versucht sich neuerdings als nachdenkliche Melancholikerin. Funktioniert's?
Wer schon einmal ein Konzert von Isabelle Geffroy alias Zaz besucht hat, weiß: Die französische Sängerin ist ein absoluter Wirbelwind auf der Bühne. Sie strotzt regelrecht vor Temperament und Energie. Vielleicht gerade weil die Musikerin immer 200 Prozent gibt, kam sie irgendwann an einen Punkt, an dem sie sich mehr denn je nach einer Pause sehnte.
Noch bevor die Pandemie die Welt unerwartet aus der Bahn warf, zog sich Zaz aus dem Rampenlicht zurück. Sie wollte sich endlich einmal ganz auf sich selbst konzentrieren und sich über vieles bewusst werden, wie sie in jüngsten Interviews erklärt. Schließlich verlängerte Corona den Selbstfindungstrip und schenkte der inzwischen 41-Jährigen zusätzliche Zeit, um zur Ruhe zu kommen.
Duett mit Rammstein-Frontmann
Das hört man den folkig-poppigen Chansons auf ihrem neu erschienenen fünften Album deutlich an. Das trägt ganz schlicht die Kurzform ihres bürgerlichen Vornamens als Titel. Die Vorab-Single „Imagine“, eine typisch unbeschwerte Zaz-Nummer mit fröhlichem Groove im Stil ihrer Hits „Je Veux“ und „On Ira“, führte zuletzt ein wenig in die Irre. Auf „Isa“ dominieren nämlich klar die stillen, intimen Momente.
Die Stimmung schwankt vorwiegend zwischen nachdenklich („Les Jours Heureux“), melancholisch („Comme Tu Voudras“) und ganz traurig („Le Chant De Grives“). Dennoch droht Zaz nie im Balladen-Kitsch zu versinken, weil sie authentisch bleibt und nicht zu dick aufträgt. Zwangsläufig theatralisch wird es nur einmal kurz im schwermütigen Duett mit Rammstein-Sänger Till Lindemann („Le Jardin Des Larmes“), das aus der Reihe fällt und wie ein Fremdkörper auf der Scheibe wirkt.
Deutschland-Konzerte ab Januar 2022
Zur Bestform läuft Zaz auf, wenn sie ihre neu entdeckte Melancholie mit ihrer bewährten Lässigkeit verbindet – manchmal ein bisschen mehr wie bei „De Couleurs Vives“ und „Exister“ und manchmal auch nur ganz dezent wie bei „Ce Que Tu Es Dans Ma Vie“. Ihr genügt ein vorsichtiger Beat oder eine sich öffnende, umarmende Melodie, um Hoffnung zu machen und Trost zu spenden.
Der niederländische Produzent Reyn Ouwehand hat Geffroys musikalische Reise zu sich selbst stilgerecht mit organisch-akustischen Klängen und perkussiven Akzenten inszeniert. Besser könnte diese unverkennbare und überaus ausdrucksstarke Ausnahmestimme nicht gebettet werden.
„Isa“ schürt definitiv die Vorfreude auf neue Live-Shows mit Zaz. Ihre „Organique Tour“ führt sie im nächsten Jahr auch nach Deutschland. Bislang wurden Konzerte in Mannheim (19.1.), Nürnberg (20.1.), Hannover (22.1.), Stuttgart (30.5.) und Berlin (31.5.) angekündigt.
Mehr Infos: zazofficial.com
Veröffentlichung am 22. Oktober 2021 (Warner Music)
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